Neue Serie mit Gillian Anderson Wenn die Mutter als Sex-Therapeutin arbeitet

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6.1.2019

Gillian Anderson als Sex-Therapeutin, Ex-Kinderstar Asa Butterfield als peinlich-berührter Teenager – das sind nicht die einzigen Gründe, «Sex Education» eine Chance zu geben.

Eines sollte man vielleicht wissen, bevor man sich auf «Sex Education» einlässt: In Netflix' neuer High-School-Serie werden Penisse zu sehen sein. Mehrfach. Echte und unechte. Bildschirmfüllend. Wer sich allein von dem Gedanken angegriffen fühlen sollte, braucht an dieser Stelle eigentlich nicht weiterzulesen, geschweige denn ab 11. Januar in die Serie reinzuschauen. Denn «Sex Education» ist kein «American Pie», wo zwar viel über Sex geredet wird, aber auch nie so richtig. Stattdessen entpuppt sich die noch recht unbekannte britisch-australische Autorin Laurie Nunn, die die Serie verantwortet, als aufmerksame Beobachterin, die sich nicht scheut, Dinge an- und auszusprechen, über die an anderer Stelle sonst nur Andeutungen gemacht werden.

Sex-Nachhilfe gegen Geld

Dabei mutet «Sex Education» anfangs noch ein wenig wie die Filmreihe an, die ab 1999 einer ganzen Generation Heranwachsender erklärte, Sex mit einer Frau fühle sich an «wie warmer Apfelkuchen». So fühlt es sich wie ein Déjà-vu an, wenn Eric (Ncuti Gatwa) seinem schüchternen Freund Otis (Asa Butterfield) erklärt, die letzten zwei High-School-Jahre würden sich eigentlich ausschliesslich um Sex drehen. Dabei dreht sich Otis' Leben sowieso schon mehr um Sex, als ihm eigentlich lieb ist. Nicht, weil er selbst welchen hätte, tatsächlich ist er zu verklemmt zum Masturbieren. Seine Mutter Jean (Gillian Anderson) jedoch arbeitet als Sex-Therapeutin und hat ihre Praxis gleich in ihrem Haus.

Ein Umstand, den Otis gern für sich behalten hätte. Doch wie es die eisernen High-School-Film- und -Serien-Gesetze nun einmal vorschreiben, weiss bald die ganze Schule davon. Für den schüchternen Teenager natürlich eine Katastrophe. Bis das clevere Bad Girl Maeve (Emma Mackey) ihn darauf hinweist, dass er sein ungewollt angeeignetes Wissen über Sex dazu nutzen könnte, um sexuell frustrierten Mitschülern zu helfen – gegen Bares, versteht sich.

Anfängliche Skepsis schnell überwunden

Die ersten beiden Folgen machen es nicht unbedingt leicht, mit «Sex Education» warmzuwerden. Der Humor ist recht grafisch, die Figuren zunächst klischeehaft und auch die Massen-Kotzszene wird nicht ausgelassen. Doch man wird dabei das Gefühl nicht los, dass mehr hinter der Serie steckt, als Autorin Laurie Nunn zunächst durchblicken lassen will. Das verdankt «Sex Education» zunächst hauptsächlich den toll gecasteten Hauptdarstellern: Dem vormaligen Kinderstar Asa Butterfield («Hugo Cabret») steht der peinlich berührte Gesichtsausdruck hervorragend, Emma Mackey hat als coole Aussenseiterin Maeve eine unglaubliche Präsenz. Und Gillian Anderson ist sowieso ein Gewinn für jedes Projekt, an dem sie mitwirkt.

Vermutlich hätte die immer noch sehr gut gebuchte TV-Veteranin («Akte X», «The Fall», «American Gods») ihre Rolle in «Sex Education» gar nicht angenommen, wenn die Serie so bliebe, wie sie in den ersten Momenten befürchten lässt. Doch im Verlauf der acht Episoden erhalten die Haupt- und so einige Nebencharaktere immer mehr Facetten. Und nicht nur die Figuren, auch die Serie selbst: So krawallig manche Gags auch sein mögen, erweist sich «Sex Education» oft als überraschend feinfühlig. Es ist ein bisschen wie bei einer Therapie – die anfängliche Skepsis muss erst überwunden werden, bevor sie wirkt.

Ab Freitag, 11. Januar, ist die gesamte erste Staffel von «Sex Education» bei Netflix abrufbar.

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