«The Masked Singer» Neue Runde, neue Masken: So viel Arbeit steckt in den Kostümen

dpa/fts

19.10.2020

Maske tragen bekommt am Dienstag endlich mal wieder einen positiven Klang. Dann startet die neue Staffel der ProSieben-Show «The Masked Singer». Hunderte Stunden Arbeit sind in die neuen Outfits geflossen.

Kostümdesignerin Alexandra Brandner hat von einem Skelett geträumt. Kein Schreckenstraum war es allerdings, der die Gewandmeisterin aus dem Schlaf riss, sondern die Tüftelei an dem Konstrukt aus 300 kunstvoll hergestellten Knochen, Glitzersteinen und Strass. «Ich wollte keinen Knochenrock bauen – sondern einen leichten, schwebenden Geist.» Wie sie den Eindruck des Schwebens am Ende tatsächlich hinbekam: Betriebsgeheimnis. 25 Kilo wiegt das Kostüm nun, 800 Stunden Arbeit stecken darin – wow.

Am Dienstagabend wird dann ein Prominenter hineinschlüpfen und mit anderen Stars in neun weiteren fantasievollen Kostümen in die nächste Staffel der ProSieben-Rate-Show «The Masked Singer» starten. Die Promis singen, streuen Hinweise auf ihre wahre Identität ein und müssen dann vom Studiopublikum sowie einem Rateteam enttarnt werden.

Alexandra Brandner posiert mit den Köpfen der «Biene» und des «Nilpferds».
Alexandra Brandner posiert mit den Köpfen der «Biene» und des «Nilpferds».
Benedikt Müller/ProSieben/dpa

Im Juni hatte «The Masked Singer» gleich zwei Deutsche Fernsehpreise bekommen – einer ging an die Kostümbildnerin Brandner und die Wiener Maskenbauerin Marianne Meinl für «Die beste Ausstattung Unterhaltung». Brandner arbeitete bereits mit Weltstars wie Plácido Domingo, Anna Netrebko, Ben Becker und Richard Lugner; Meinl ist bei Theaterproduktionen weit über Wiens Grenzen hinaus gefragt.

Fernsehpreis? Längst überfällig!

Den Fernsehpreis hätten beide mehr als verdient, sagt ProSieben-Senderchef Daniel Rosemann. «Die Masken sind das Herzstück von ‹The Masked Singer›. Alexandra Brandner und Marianne Meinl erwecken die Entwürfe mit ihrem Team mit grösster Hingabe und Liebe zum Detail zum Leben. Von Staffel zu Staffel legen sie die Messlatte noch ein wenig höher.»

Zum dritten Mal zauberten die beiden nun nach den Vorlagen von US-Designerin Marina Toybina die fantasievollen Figuren. Zu den zehn Kostümen, die sie mit ihren Teams in wochenlanger Arbeit bauten, zählen eine Umweltschutz-Biene, ein tanzbegabter Frosch in roter Badehose, ein Ballerina-Nilpferd in Spitzenschuhen und ein zwei Meter grosses, flauschig-blaues Kuschel-Alien. Allein sein Kopf wiegt drei Kilo.

Welcher Star auch immer als Alien auftreten wird – «er muss sportlich sein», sagt Meinl. Denn das Kostüm ist «sehr gross, sehr schwer, sehr heiss». Um einen Hitzestau zu vermeiden, ist es so konstruiert, dass es den Körper des Trägers kaum berührt. Im Kopf sorgen Miniventilatoren für frische Luft.

Rosa Strass-Steine selber gegossen

Im Spätsommer hatten Brandner und Meinl die Vorlagen für die neuen Figuren bekommen. Dann hatten sie sechs Wochen Zeit zur Umsetzung ins Dreidimensionale – gerade in Coronazeiten eine Herausforderung. Viele Materialien waren nicht lieferbar. «Von meinen Lieferanten gibt es ein Drittel nicht mehr», sagt Brandner. Stoffe, Borten, Spitzen – manches, was sie bestellt hat, kam bis heute nicht an. Improvisieren war angesagt. Stoffe mussten gefärbt und bedruckt, Strass und Knöpfe selbst hergestellt werden. «Wir mussten kreativ sein.» Manchmal kamen sie und ihre Kollegen erst im Morgengrauen aus den Werkstätten.



Das Kleidchen des Nilpferds etwa ist über und über mit rosa Strass geschmückt. Aber: «Es gibt keinen rosa Strass zu kaufen», so Brandner. «In 50 Stunden haben wir also Tausende Strass-Steine selber gegossen.» Das Gesicht wiederum forderte die Puppenbaumeisterin und Maskenbildnerin Meinl. Immer wieder erwärmte und formte sie das Thermoplast-Material neu: «Mir ist ganz wichtig der Gesichtsausdruck. Niedlich sollte er sein. Dann geht man heran: hier noch eine Falte, da eine Rundung.» Tagelang experimentierte und änderte sie, erzählt Brandner, bis «wir wie alle davorstanden und sagten: Jetzt ist es süss.»

Eine weitere Herausforderung: Mass nehmen an den künftigen Trägern gibt es nicht. Denn Brandner und Meinl wissen nicht, wer am Ende welches Kostüm tragen wird – der Star bleibt auch für sie geheim. Um Statik und Tragekomfort zu prüfen, probierten sie während der Konstruktion dafür selbst immer wieder die Kostüme an.

Holz- und Metallkonstruktionen im Innern der Kostüme sind nötig, um die Form zu halten – teils Schreinerarbeit. Bei der Arbeit an der Maske sind wiederum Sprechproben wichtig. Schliesslich müssen die Stars darunter singen, ohne dass es dumpf klingt. Sie müssen ausserdem genug Luft bekommen und gut sehen. Zugleich aber darf kein Stück des Gesichts zu sehen sein, kein Stück Haut, das den geheimen Promi zu früh verraten könnte. Meinl: «Das steckt viel Denkarbeit drin.»

Auch bei Pannen sind sie zur Stelle

Am Dienstagabend werden Brandner und Meinl in Köln neben der Bühne dabei sein und mitfiebern, wenn sich die Fernsehmoderatorin Sonja Zietlow und der Komiker Bülent Ceylan – beide vorher als Hase und Engel auf der anderen Seite dabei – als neues Rateteam hinter die Masken denken. Der Adrenalin-Spiegel sei dann extrem hoch, sagt Brandner. Allerdings nicht wegen der spannenden Raterunden – Brandner und Meinl haben nur ihre Masken und Kostüme im Blick. «Unser Puls ist ganz oben», sagt Meinl. «Passiert irgendwas, reisst etwas – hält alles?»

Zuletzt hatte Dieter Hallervorden als Chamäleon vor lauter Begeisterung den Schwanz des schillernden Schuppentieres abgebrochen – die Helfer hinter der Bühne mussten rasch das Malheur beheben. Es gebe dafür nur wenige Minuten Zeit – «dann muss das Stück wieder sitzen», sagt Brandner. Meinl hat eine ganz besondere Sorge: «Dass eine Maske verrutscht und man sieht den Hals oder eine Haarlocke – das darf bei dieser Show nicht passieren.»

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