TV-Tipp «Parfum» – das neue Serien-Highlight für Hartgesottene

tsch

18.11.2018

Die Neuadaption des Süskind-Stoffes, den Tom Tykwer bereits 2006 auf die Kinoleinwand brachte, startet nun auch bei uns. Klugerweise macht die bestechend gute TV-Serie alles anders als der Film.

Immer wieder werden Filme zu Serien – was ja naheliegt bei dem derzeitigen Hype. «Parfum», die sechsteilige Hochglanzproduktion von Bilderzauberer Philipp Kadelbach («Unsere Mütter, unsere Väter»), vermeidet nun glücklicherweise den Fehler, den bereits 2006 von Tom Tykwer für die grosse Kinoleinwand erzählten Weltbestseller «Das Parfum – Geschichte eines Mörders» von Patrick Süskind einfach nur zu recyceln. Stattdessen findet die in der Gegenwart angesiedelte, sehr frei aufgegriffene Story der Drehbuch-Newcomerin Eva Kranenburg zu einer eigenen, verführerischen Sprache und Spannung.

Nichts für schwache Nerven

Die Serie ist in der deutschen Provinz angesiedelt und beginnt mit einem Mord: Der geheimnisvollen, schönen Sängerin «K» (Siri Nase) wurden auf bizarre Art und Weise Teile des Körpers entfernt. Ermittlerin Nadja Simon (Friederike Becht) und Staatsanwalt Grünberg (Wotan Wilke Möhring) verdächtigen die alte Schulclique des Opfers: den exzentrischen Parfümeur Moritz de Vries (August Diehl), Arzt Roman Seliger (Ken Duken) und seine Frau Elena (Natalia Belitski), den von Komplexen geplagten «Zahnlos» (Christian Friedel) sowie Zuhälter Butsche (Trystan Pütter).

Jedes Bild von Regisseur Philipp Kadelbach und seinem Kameramann Jakub Bejnarowicz («Auf kurze Distanz») wirkt wie ein Gemälde. Vielleicht eines des spätmittelalterlichen Apokalyptikers Hieronymus Bosch. Überall scheinen Rätsel eingebaut, in Rückblenden sieht man die jugendlichen Versionen der sechs Duftforscher und Lebenshungrigen, die ein unstillbarer, sich mitunter seltsame Wege suchender Lebenshunger vereint. K war damals umschwärmter Mittelpunkt der Gruppe.

Weiterdreh der Vorlage

Doch was hat das Ganze mit dem Roman «Das Parfum» zu tun, der 1985 erschien und sich bislang weltweit etwa 20 Millionen Mal verkaufte? Nun, das tatverdächtige Figuren-Ensemble ist sozusagen der Ultra-Fanclub des Buchs. Dieses erzählt bekanntlich vom Wunsch des selbst ungeliebten, geruchslosen Parfümeurs Jean-Baptiste Grenouille, der einen Duft herstellen will, der ihn unwiderstehlich macht. Welchem der Charaktere der 2018er-Version man diese Eigenschaft wohl am stärksten zuordnen will? Und ob dieser dann auch der Mörder ist? Jenes Ratespiel ist nur eine der vielen Attraktionen dieses herausragenden, wenn auch ästhetisch herausfordernd «spitz» umgesetzten deutschen Serienstoffes.

«Parfum» startet am Sonntag, 18. November, um 23.15 Uhr auf SRF zwei. Nach den ersten beiden Folgen wird die Serie am Freitag, 23. November, 23.25 Uhr, mit den Folgen drei und vier fortgesetzt. Am Freitag, 30. November, folgt ab 23.10 Uhr das Finale. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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