Komödie Schweizer Casting für die Chaos-Familie

tsch

10.11.2019

Dani Levy wirft in seiner Familien-Komödie nach US-Vorbild einen hübsch überzeichneten Blick auf die chaotische «Welt der Wunderlichs».

Charmante Aussenseiter-Komödien sind in den vergangenen Jahren zum liebgewonnenen Trend geraten. Filme wie «Little Miss Sunshine» (2009) erzählten vom Unangepassten und Unperfekten, vom Scheitern und Mutfassen. Auf jene inzwischen nicht mehr allzu aussergewöhnliche Ästhetik liess sich 2016 auch der Schweizer Regisseur Dani Levy ein: Mit «Toni Erdmann»-Star Peter Simonischek in der Vater-Hauptrolle porträtiert der gebürtige Basler «Die Welt der Wunderlichs»; eine sympathische Chaos-Clique, die sich immer am Rand des Nervenzusammenbruchs bewegt.

Mimi Wunderlich, deren fahriger Charakter Katharina Schüttler wie auf den Leib geschneidert ist, sucht nach einer zweiten Chance. Die ehemals erfolgreiche Musikerin und Alleinerziehende ist am Ende: Ihr ADHS-Sohn Felix (Ernst Wilhelm Rodriguez) sperrt Lehrer ein und sorgt nur für Trubel. Die im April 2019 verstorbene Hannelore Elsner spielt die Mutter Liliane, die als abgehalfterter Ex-Schlagerstar nicht minder infantil die Hypochonderin gibt. Währenddessen machen der spielsüchtige Vater (Simonischek) und die emotional kalte Schwester (Christiane Paul) Mimis Leben ebenso zur Hölle wie ihr Ex und Kindsvater Johnny (Martin Feifel), seines Zeichens Rockmusiker und Drogenwrack.

Ein Ziel: Die Castingshow

In dieser klischeereichen und an psychologischen Auffälligkeiten nicht gerade armen Konstellationen schickt Dani Levy seine Protagonisten auf eine absurde Reise. Ziel: ein Castingwettbewerb namens «Second Chance», zu dem Felix seine einst erfolgreiche Mutter heimlich anmeldete. Auf dem Weg in die Schweiz, wo die Comeback-Show entsteht, wird Mimi von ihrer hoffnungslos chaotischen Familie begleitet. Nicht nur auf den ersten Blick lässt der 2009er-Erfolg «Little Miss Sunshine» mit frappierenden Ähnlichkeiten grüssen.

Subtilitäten und Anspielungen sind Levys Sache nicht: Jedwede bizarre Charaktereigenschaft der Familienmitglieder wird ausgespielt und hübsch überzeichnet. «Die Welt der Wunderlichs» entpuppt sich als humorvoller Kosmos voller Zerrbilder von Alleinerziehenden, Alkoholikern, Drogenabhängigen, Depressiven, Narzissten, psychisch Kranken und gescheiterten Musikern. Das krankmachende Musikgeschäft als auch das ausbeuterische TV-Castingshow-Business wird dabei intelligent, wenn auch beinahe zu brav persifliert.

«Die Welt der Wunderlichs» läuft am Sonntag, 10. November, um 23:35 Uhr auf ARD. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Das wurde aus den «DSDS»-Kandidaten der ersten Stunde.

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