TV-Tipp So schwer wie 822'00 Eiffeltürme: Die Erde ertrinkt in Plastik

tsch

3.4.2018

Das sind aufrüttelnde 90 Minuten - ein Film über das Problem mit dem Plastik auf dieser Erde. Über acht Milliarden Tonnen sollen es schon sein.

Es sind Bilder, die man kaum glauben kann. Die ersten Minuten des Dokumentarfilms gleichen einem Horrorstreifen - aus Plastik. Die beiden deutschen Filmemacher Albert Knechtel und Nanje Teuscher zeigen Müllberge. Und immer mehr Müllberge. Dazu Aufnahmen von wahren Kunststoffinseln in den Meeren. «Wir sind dabei, unseren Planeten zu plastifizieren», sagt die Öko-Toxikologin Heather Leslie. «Plastik überall» ist die 90-minütige Dokumentation bei ARTE überschrieben. Dass das nicht übertrieben ist, wird mit Zahlen belegt.

Von 2 Millionen auf 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff

Der Siegeszug des Kunststoffs begann etwa im Jahr 1950. Zwei Millionen Tonnen wurden damals in einem Jahr weltweit hergestellt. Im Jahr 2015 waren es bereits 380 Millionen Tonnen. Insgesamt, so besagen Schätzungen, soll es auf der Erde derzeit etwa 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff geben - ein Gewicht, das 822'000 Eiffeltürmen entspricht. Würde man aus all dem Plastik Frischhaltefolie herstellen, unser Planet liesse sich eineinhalb Mal komplett umwickeln. Übrigens: Verpackungen machen den Grossteil des Mülls aus.

Immer wieder nutzen die Autoren des Films neben den eindrucksvollen Kameraaufnahmen solche sprachlichen Bilder, die auch dem Laien das Problem verdeutlichen. Überall ist Plastik - in den Autos, in den Häusern, in den Tablets, in den Fussballstadien. «Plastik ist das Material des 21. Jahrhunderts, aber es ist auch das Problem des 21. Jahrhunderts», formuliert Benjamin Bongardt vom Naturschutzbund Deutschland. Denn am Ende landet es auf Müllbergen oder im Meer. Rund zwei Milliarden Menschen auf der Welt verfügen über keine vernünftige Abfallentsorgung, heisst es im Film. Was bedeutet: Abermillionen Tonnen Plastikmüll überziehen die Erde.

Dabei verschweigen die Autoren auch nicht die Vorteile des Kunststoffs. Erinnert wird an das erste Beispiel. Zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts beklagte sich ein Billardspieler darüber, dass die Elfenbeinkugeln nicht wirklich rund seien. Es liess nach Lösungen suchen - und gefunden wurde der Kunststoff. 12'000 Elefanten liessen dermaleinst im Jahr ihr Leben für den Billardsport. Heute ist das nicht mehr so.

Mit Pfand gegen die Umweltkatastrophe

«Geschichten vom Müll» lautet der Untertitel des Films. Albert Knechtel und Nanje Teuscher stellen unter anderem den Umweltaktivisten Merijn Tinga vor, der dem Plastikmüll den Kampf angesagt hat. Mit einem Surfboard aus alten Plastikflaschen ist der niederländische Biologe unterwegs auf den Meeren, um auf die gefährliche Langzeitwirkung von Plastikmüll für Mensch und Tier aufmerksam zu machen. Eines seiner Ziele: die Einführung eines Pfandsystems für kleine Flaschen in den Niederlanden.

Wie viele andere Aktivisten sieht er bereits jetzt eine globale Krise, derer sich aber niemand wirklich annimmt. Der Film sucht nach Gründen dafür und lässt auch Wissenschaftler und Politiker zu Wort kommen. Doch letzten Endes versteht er sich auch als Appell an einen jeden Einzelnen. Die Autoren formulieren es so: «Plastik ist von Menschen gemachtes Werk. Plastik ist per se nicht nur schlecht. Schlecht ist unser Umgang damit. »

«Plastik überall» läuft am Dienstag, 3. April, um 20.15 Uhr auf Arte. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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