Spannende Oscars Spannende Oscars: Frauenpower, Vielfalt und ein Fantasy-Märchen

von Barbara Munker, dpa

3.3.2018

Wird «Shape of Water» abräumen? Einige Trophäen sind dem Oscar-Favoriten so gut wie sicher. Doch im Zuge der #MeToo-Bewegung ist die 90. Preisgala für Überraschungen gut. Frauen und Vielfalt geben den Ton an.

Den Ablauf der Oscar-Nacht hält die Filmakademie gewöhnlich geheim, doch einige Gäste haben die Verleiher von Hollywoods wichtigsten Preisen vorab verraten: «Wonder Woman» Gal Gadot wird bei der Gala Trophäen aushändigen. Auch die chilenische Transgender-Schauspielerin Daniela Vega, «Lady Bird»-Regisseurin Greta Gerwig, «Black Panther»-Star Chadwick Boseman und seine afroamerikanischen Kollegen Viola Davis und Mahershala Ali werden auf der Bühne stehen.

Fehlen wird Casey Affleck. Als Oscar-Preisträger des vergangenen Jahres würde der Schauspieler traditionell die neue beste Hauptdarstellerin küren. Doch der «Manchester by the Sea»-Star, dem zwei frühere Arbeitskolleginnen sexuelle Belästigung vorgeworfen haben, will der Oscar-Gala fernbleiben.

So viel ist sicher: Das 90. Oscar-Jubiläum steht im Zeichen von Vielfalt, Frauenpower, der #MeToo-Bewegung und dem Ruf nach Gleichstellung. Frauen und Afroamerikaner sind in der langen Oscar-Geschichte oft übergangen worden, doch diesmal wird es wohl nicht die Show der weissen Männer werden.

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Die Zeit ist um

Die Golden-Globe-Gala und die Baftas haben es vorgemacht: Die Globe-Verleihung im Januar war eine leidenschaftliche Kampfansage an Sexismus, Missbrauch und Benachteiligung. Der Schlachtruf «Time's Up» (Die Zeit ist um) wurde zum Slogan der Show, die Preise gingen an Filme mit starken Frauenrollen und einer politischen Botschaft. Statt Farbe und Glitter trugen die Promis Schwarz, solidarisch als Protest gegen Missbrauch.

Auch bei den britischen Bafta-Preisen Mitte Februar stachen schwarze Roben und kämpferische Reden hervor. Es dürfte spannend werden, wenn der bissige US-Komiker Jimmy Kimmel in der Oscar-Nacht zum zweiten Mal den Ton angibt und das liberale Amerika vor einem Millionenpublikum im Rampenlicht steht.

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Sie haben gute Karten

Vor einem Jahr räumte das nostalgische Musical «La La Land» sechs Trophäen ab, auch für Emma Stone in der Hauptrolle einer aufstrebenden Schauspielerin. Jetzt ist Frances McDormand als taffe Mutter, die nach der Ermordung ihrer Tochter für Gerechtigkeit kämpft, die Favoritin. Die Tragikomödie «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» von Martin McDonagh ist siebenfach nominiert, auch als bester Film.

Der starke Auftritt in der Rolle der Power-Frau Katharine Graham brachte Meryl Streep ihre 21. Oscar-Nominierung ein. In Steven Spielbergs Politfilm «Die Verlegerin» spielt sie die frühere Herausgeberin der «Washington Post». Mit-Konkurrentin ist Sally Hawkins, die sich in «Shape of Water – Das Flüstern des Wassers» als stumme Putzfrau in einem Forschungslabor in ein gefangenes Wasserwesen verliebt.

Das fantasievollen Märchen des Mexikaners Guillermo del Toro, in dem gesellschaftliche Aussenseiter eine berührende Liebe vorleben, ist mit 13 Nominierungen zahlenmässig der Spitzenreiter. Nach seinem Sieg bei den Globes, Baftas und den US-Regiepreisen sollte Del Toro eine Dankesrede parat haben. Chancen auf den Regie-Oscar haben auch Christopher Nolan mit dem achtfach nominierten Kriegsdrama «Dunkirk» und der Afroamerikaner Jordan Peele mit dem sozialkritischen Gruselstreifen «Get Out».

Schaffts diesmal eine Frau?

Doch die Regie-Sparte bei den Oscars ist diesmal keine reine Männersache. Die US-Schauspielerin Greta Gerwig (34), die die Tragikomödie «Lady Bird» über eine rebellische Studentin inszenierte, geht als erst fünfte Frau für den Regiepreis ins Rennen. Bislang ist Kathryn Bigelow («Tödliches Kommando - The Hurt Locker», 2010) die einzige Oscar-prämierte Regisseurin.

Schon vor der Oscar-Nacht schreibt die Amerikanerin Rachel Morrison Geschichte, als erste Frau, die jemals in der Sparte «Beste Kamera» nominiert wurde. «Wir sind nicht mehr zu stoppen», jubelte die 39-Jährige im Interview des «Hollywood Reporter». Gefilmt hat sie das Südstaatendrama «Mudbound», unter der Regie der schwarzen Filmemacherin Dee Rees.

Noch vor zwei Jahren stand mit dem Twitter-Hashtag #OscarsSoWhite die mangelnde Vielfalt der Nominierten am Pranger - 2015 und 2016 hatten es keine Schwarzen in die Schauspielkategorien geschafft. Nun ringen die Afroamerikaner Denzel Washington («Roman J. Israel, Esq.») und Daniel Kaluuya («Get Out») um den Preis als bester Hauptdarsteller, neben Gary Oldman («Churchill - Die dunkelste Stunde»), Daniel Day-Lewis («Der seidene Faden») und Timothée Chalamet («Call Me By Your Name»). Octavia Spencer («Shape of Water») und die Sängerin Mary J.Blige als schwarze Farmersfrau in «Mudbound» sind Anwärterinnen für den Nebenrollen-Oscar.

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