«Mona mittendrin» SRF zeigt Mann beim Sterben – scharfe Kritik

tsha

15.11.2019

In «Mona mittendrin» begleitete Mona Vetsch am Donnerstagabend die Berufsfeuerwehr – und wird sogleich Zeugin eines tödlichen Unglücks.
In «Mona mittendrin» begleitete Mona Vetsch am Donnerstagabend die Berufsfeuerwehr – und wird sogleich Zeugin eines tödlichen Unglücks.
Bild: SRF

Am Donnerstagabend zeigte SRF eine Szene, in der zu sehen war, wie ein Mensch stirbt. Ein Medienethiker kritisiert den Sender nun dafür.

Es war gleich die erste Folge der neuen Staffel der Doku-Reihe «Mona mittendrin», in der Moderatorin Mona Vetsch mit einem tragischen Unglück konfrontiert wurde: Als sie die Basler Feuerwehr bei einem Einsatz begleitete, kam es zu einem tödlichen Zwischenfall. «Mir ist es schon recht eingefahren», erklärte sie in der Reportage, die am Donnerstagabend auf SRF 1 ausgestrahlt wurde.

Der eingegangene Notruf erreichte die Feuerwehr aus einem Einkaufszentrum, in dem ein Mann auf der Toilette eines Supermarktes das Bewusstsein verloren hatte. Die Feuerwehrleute konnten ihn zwar befreien und aus der Kabine tragen, doch die Rettung kam zu spät: Der Mann erlitt einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Die zwölf Minuten andauernden Wiederbelebungsmassnahmen konnten ihm nicht mehr helfen. Der Mann starb vor laufender Kamera.

Die betreffenden Szenen wurden nur stark verpixelt gezeigt, zu erkennen ist nur die Hand des verstorbenen Mannes. «Manchmal ist es so, dass wir helfen, und wir haben Erfolg. Aber manchmal ist es einfach die Zeit, die gegen einen spielt», erklärte der Berufsfeuerwehrmann Patrick Sumi.

Vincenz Wyss, Journalistik-Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, hält das Vorgehen von SRF für zweifelhaft. Zwar sei es gut, dass der Sender die Szene verpixelt habe, so Wyss gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Auch sei es «angebracht, dass man solche Szenen zeigt, um die schwierige Arbeit der Feuerwehr zu vermitteln». Der Medienethiker kritisiert allerdings, dass SRF den Tod des Mannes bis zum Schluss gezeigt hatte. «Der Moment des Sterbens eines Menschen betrifft immer dessen Intimsphäre, und Journalisten sollten grundsätzlich darauf verzichten, sterbende Menschen zu zeigen», so Wyss. 

«Ich bin schockiert»

Gegenüber «Blick» hatte sich die Schwester des Verstorbenen entsetzt gezeigt. «Ich bin schockiert, dass es niemand stossend fand, diese Szene zu drehen. Wieso unterbrach man den Dreh nicht?», so die Frau.

Beim SRF kann man kein Fehlverhalten erkennen. «Die publizistischen Leitlinien wurden nicht verletzt», heisst es in einem Statement von Daniel Pünter, Leiter Dokumentarfilm und Reportag, aus dem der «Tages-Anzeiger» zitiert. «Wir sind uns unseren Richtlinien sehr bewusst und gerade darum haben wir die Person vollständig unkenntlich gemacht. Das Publikum sieht in der SRF-Sendung keinen Menschen sterben. Die Redaktion hat während der Dreharbeiten und in der Nachbearbeitung mit grösster Sorgfalt darauf geachtet, die Würde des Verstorbenen zu wahren und seine Identität zu schützen.»

Für «Mona mittendrin» begleitet Moderatorin Mona Vetsch verschiedene Menschen in ihrem Alltag, ohne vorher zu wissen, wo sie genau landen wird. In der vierten Staffel, die aktuell immer donnerstags, 21.05 Uhr, auf SRF 1 ausgestrahlt wird, verbringt Vetsch ihren Tag unter anderem bei demenzkranken Menschen, in einem Backpacker-Hostel oder in einer Hofschlachtung.

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