«Tatort»-Check «Tatort: Spieglein, Spieglein»: Hat wirklich jeder einen Doppelgänger?

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17.3.2019

Doppelkopf mit Boerne und Thiel: Die Münsteraner Ermittler mussten lernen, dass sie wohl doch nicht ganz so einzigartig sind wie gedacht. Oder hat etwa jeder Mensch einen Doppelgänger?

Nicht auszuschliessen, dass mancher Fan an Entzugserscheinungen litt. Seit Mai 2018 hatte es keinen neuen «Tatort»-Krimi mit Professor Boerne (Jan Josef Liefers) und Kommissar Thiel (Axel Prahl) gegeben, den Publikumslieblingen aus Münster. Dafür durfte man sich nun die Augen reiben: In «Spieglein, Spieglein» gab es die Ermittler sozusagen «doppelt» zu bewundern. Dafür aber die Kollegin Krusenstern gar nicht. Warum, wieso, weshalb – und ob das alles dem Faktencheck standhält, wird hier verraten.

Worum ging's?

Um eine rätselhafte Serie von «Stellvertretermorden». Menschen, die den Münsteraner Ermittlern nebst engstem Umfeld (Thiels «Vadder») wie aus dem Gesicht geschnitten waren, wurden einer nach dem anderen gemeuchelt. Wohl ein perfider Rachefeldzug eines von ihnen überführten Straftäters, waren Boerne und Thiel schnell auf der richtigen Spur. Dass aber eine Sachbearbeiterin von der Kfz-Zulassungsstelle (Kathrin Angerer) die Handlangerin eines inhaftierten Psychopathen (Arnd Klawitter) gab, klärte sich für die in Hassliebe verbundenen Antipoden erst nach mühevoller Ermittlungsarbeit.

Und worum ging's eigentlich?

Um die philosophische Frage: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Nachdem man als Zuschauer das Mordkomplott früh durchschauen durfte, strebte in diesem Film alles auf den Moment zu, da die Helden Boerne und Thiel ihren Doppelgängern ins erstaunte Antlitz blickten. Siehe da: So einzigartig, wie man dachte, sind die Publikumslieblinge der «Tatort»-Zunft offenbar doch nicht. Zumindest äusserlich. Ob Jan Josef Liefers und Axel Prahl in ihren «Doppelrollen» Sternstunden des Komödienspiels boten, wollen wir indes lieber nicht vertiefen.

Hat wirklich jeder Mensch einen Doppelgänger?

Nicht nur einen! Statistisch gesehen hat jeder Mensch nicht weniger als sieben Doppelgänger. Weltweit wohlgemerkt. Bei einer Weltbevölkerung von aktuell 7,6 Milliarden Menschen lässt sich allerdings leicht ausrechnen, wie wahrscheinlich es ist, einen solchen Doppelgänger innerhalb einer deutschen Grossstadt wie Münster (gut 300'000 Einwohner) anzutreffen – ziemlich unwahrscheinlich nämlich. Da haben es die «Tatort»-Macher (Buch: Benjamin Hessler, Regie: Matthias Tiefenbacher) mit der Plausibilität nicht zu genau genommen.

Wer dennoch entschlossen ist, sein Ebenbild in der Welt da draussen zu finden, hat die besten Chancen dazu im Internet. Bei Twinstrangers.com laden Nutzer fünf Bilder von sich hoch und klicken sich durch eine Vorschlagsliste anderer Nutzer. Mit teils frappierendem Ergebnis. Auch die Google-App «Arts & Culture» fahndet für ihre Nutzer nach Lookalikes. Allerdings im Bereich der Porträtmalerei.

Wo war Nadeshda Krusenstern?

Eigentlich sollte in Münster gar kein neuer «Tatort» entstehen, solange die Darstellerin der Kommissarin Nadeshda Krusenstern in der Babypause weilt: Friederike Kempter und ihr Partner, der Filmregisseur Jan-Ole Gerster («Oh Boy»), wurden im Spätsommer 2018 Eltern. Diesen einen Fall haben sie dann aber doch ohne die kongeniale Kollegin gedreht. Der Film- und Theaterschauspieler Björn Meyer, Jahrgang 1989, gebürtig aus Lüdenscheid, gab einmalig eine fleissige Urlaubsvertretung, den Kriminalkommissar Mirko Schrader.

Ist der Mörder Sascha Kröger tatsächlich ein alter Bekannter?

In der Tat. So hatte Axel Prahl es über die sozialen Netzwerke angekündigt: Man werde in «Spieglein, Spieglein» einen «alten Bekannten» wiedersehen. «Tatort»-Fans mit Elefantengedächtnis werden die Figur des Sascha Kröger der Folge «Wolfsstunde» (2008) zuzuordnen wissen. In der für Münsteraner Verhältnisse untypisch ernsten Episode spielte Arnd Klawitter den psychopathischen Serienvergewaltiger, der einem nun als vermeintlich geläuterter Schleimbeutel kurz vor Haftentlassung wieder begegnete. Eine Klawitter-Paraderolle.

Wie geht's in Münster weiter?

Nachdem 2018 nur ein neuer Münster-«Tatort» gesendet wurde, gibt es zum Ausgleich 2019 deren drei. Weiter geht's zunächst im Herbst mit dem «Tatort: Lakritz» (Buch: Thorsten Wettcke, Regie: Randa Chahoud), bei dem es um den Mord am Leiter eines Wochenmarktes geht – die Dreharbeiten haben soeben begonnen. Bereits abgedreht, aber erst im Winter 2019 zu sehen ist die Episode «Nun steht der Mörder vor der Türe» (Buch: Stefan Cantz und Jan Hinter, Regie: Thorsten C. Fischer). Kurz vor Beginn der Weihnachtsferien behauptet hier ein anonymer Anrufer, die Kommissarin Nadeshda Krusenstern in seiner Gewalt zu haben ...

Der «Tatort: Spieglein, Spieglein» lief am Sonntag, 17. März, 20.05 Uhr, auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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