TV-Tipp Unterwegs mit dem etwas anderen Kätzchen

tsch

11.8.2018

Disney traute sich wahrlich, auch «Das Dschungelbuch» neu und real zu verfilmen. Mit solch einem Erbe sollte man eigentlich nicht spielen. Es sei denn, man macht es richtig.

Von manchen Kulturgütern der Popwelt sollte man einfach die Finger lassen. Der Trickfilm «Das Dschungelbuch» aus dem Jahr 1967 geniesst einen unvergleichlichen Status als einer der besten seiner Art. Trotz längst veränderter Sehgewohnheiten zaubern gerade die Lieder immer wieder neuen Generationen ein Lächeln ins Gesicht. Disney verfilmte die Geschichte von Rudyard Kipling dennoch neu, und als Realfilm noch dazu. Ewig sollte man sich mit den Bauchschmerzen aufgrund dieser Entscheidung nicht plagen: «The Jungle Book» (2016), so auch der deutsche Titel, zieht den Zuschauer als Trick-Feuerwerk mit dezent abweichenden Figurenzeichnungen in seinen Bann. SRF 1 zeigt die visuell imposante Neuauflage des Klassikers nun als TV-Premiere.

Es gibt ein Wiedersehen mit fast allen altbekannten Figuren. Der Fokus liegt aber natürlich auf Mogli, dem einzigen Menschen weit und breit in dem weitgehend computergenerierten Urwald. Der zwölfjährige Filmnovize Neel Sethi springt, fällt, rutscht, hangelt und quasselt sich frech durch die fast unwirklich erscheinende Dschungelwelt. Diese steckt nämlich so voller natürlichem Ursprung, besticht mit einer solchen Fülle und Unberührtheit, dass man sie heutzutage kaum noch auf dieser Erde vermuten würde.

Gut gelungen

Bereits der Knirps und die Landschaft beeindrucken. Doch da wären ja auch noch die äusserst realistischen tierischen Charaktere. Balu etwa, im englischen Original gesprochen von Bill Murray. In der deutschen Fassung grummelt Armin Rohde dem kleinen Mogli ins Ohr, er möge ihm doch auf der Jagd nach Honigwaben behilflich sein. Natürlich führt wieder Baghira (Sir Ben Kingsley/Joachim Król) durch die Geschichte. Er trainiert das Findelkind, bereitet es auf das harte Leben im Dschungel vor und will schliesslich dafür Sorge tragen, dass sich die Wege des Jungen nicht mit denen des despotischen Tigers Shir Khan (Idris Elba/Ben Becker) kreuzen.

Eine bildschirmfüllende Überraschung ist der Orang-Utan King Louie (Christopher Walken/Christian Berkel). Dass das monströse Untier zu singen beginnt, mag nicht ganz passen. Auf sein «Ich wär' so gern wie du» wollte man jedoch nicht verzichten. Balus «Probier's mal mit Gemütlichkeit» hingegen passt wunderbar ins Gesamtbild und mutiert im Laufe des Films sogar zum musikalischen Thema.

Unterhaltung mit Witz

«The Jungle Book» ist actionreich und spannend. Die Bedrohung der Charaktere, vor allem durch Shir Khan, scheint allgegenwärtig. Trotzdem finden Jon Favreau und seine Mannen immer wieder auch den Witz, den es braucht, um Kinder nicht völlig zu verschrecken. Die erwartbare Episodenhaftigkeit des Films, also das Hangeln Moglis von einer bekannten Figur und Gefahr zur nächsten, mag zwar für heutige Standards etwas altbacken wirken, steigert die Vorfreude von Fans der Trickfilmvorlage aber immer weiter. Gerade das macht die technisch famose Neufassung zu einer überaus gelungenen.

«The Jungle Book» läuft am Samstag, 11. August, um 20.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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