TV-Tipp Tödliche Traditionen: In Indien sind Mädchen nichts wert

tsch

9.3.2019

Das Leben von Mädchen ist in weiten Teilen Indiens unbedeutend. Eine Dokumentation begleitet nun eine Hebamme in ihrem Kampf gegen gesellschaftliche Konventionen.

Alle zwölf Sekunden wird ein Mädchen abgetrieben, alle 22 Minuten wird eine Frau vergewaltigt. Es sind erschreckende Statistiken, die das Frauenbild in Indien beschreiben. Tatsächlich herrscht in weiten Gebieten der grössten Demokratie der Welt die gesellschaftliche Konvention, dass männliche Babys mehr wert seien. Frauen, die Töchter erwarten, werden vielfach zur Abtreibung gezwungen und das, obwohl die indische Gesellschaft schon bald aus dem Gleichgewicht geraten könnte. Die Dokumentation «Indien – Eine Chance für Töchter» begibt sich an der Seite der Hebamme Neelam Baha auf eine Reise in eine unbekannte Welt.

Die Geburtshelferin kämpft dafür, dass Frauen selbst entscheiden dürfen, ob sie ein Mädchen zur Welt bringen oder nicht. In ihrem Engagement stützt sie Betroffene und stellt sich mutig gegen Ehemänner, Schwiegermütter und althergebrachte Traditionen. Eine Iniative, die ebenfalls an einer Überwindung der veralteten Rollenbilder interessiert ist, zeigt Filmemacherin Rama Rau anhand des «Dorfes des Tochterbaums». Wird dort ein kleines Mädchen geboren, wird ein Baum gepflanzt, der später mit seinen Früchten als finanzielle Grundlage für das Leben der Familie dient.

Eine Gefahr für die Population

Demgegenüber offenbart die 45-minütige Dokumentation kulturelle Praktiken, die sprachlos machen. Unter anderem bildet der Beitrag die Lebensverhältnisse eines sogenannten «sterilen Dorfes» ab, in dem seit mehr als 20 Jahren kein Mädchen mehr geboren wurde. Dabei hätte Indien Frauen so bitter nötig, sonst droht der Kollaps des Landes. Prognosen gehen nämlich davon aus, dass im Jahr 2025 mehr als 32 Millionen Männer alleinstehend sein werden.

«Indien – Eine Chance für Töchter» läuft am Samstag, 9. März, um 20.15 Uhr auf Arte. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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