TV-Experte Luxushotel und Skype-Service: Wollen Sie den totalen Katzen-Wahn?

von Gion Mathias Cavelty, TV-Experte

23.3.2018

Wie ticken eigentlich Katzen? TV-Experte Gion Mathias Cavelty hat sich eine Antwort auf diese Frage von der Doku «Katzen und ihre Menschen» erhofft. Ob er nun schlauer ist, lesen Sie hier.

Katzen machen die Menschen verrückt. Punkt.

Wer das nicht glaubt, sollte sich unbedingt die grossartige, zutiefst verstörende Doku «Katzen und ihre Menschen» von Hanspeter Bäni im Replay anschauen, die gestern Donnerstag, 22. März, von 20.05 bis 21.05 Uhr auf SRF 1 lief.

Ich habe selber zwei Katzen, Tootsy (kurz für «Thutmosis») und Stärnli (der Name ist eine Kreation meiner Tochter). Letzthin bin ich kurz aus meinem Zimmer gegangen, und als ich zurückkehrte, musste ich feststellen, dass Stärnli auf meinem Laptop die Buchstaben «jfk» in die Google-Suchleiste eingegeben hatte (das sind die Initialen von John Fitzgerald Kennedy, 35. Präsident der USA, der am 22. November 1963 unter mysteriösen Umständen erschossen wurde) ... schluck.

Katzen-Luxushotel – 24-Stunden-Skype-Service inklusive

Aber zur Doku: Über die darin gezeigten 1690 Franken teuren Kratzbäume aus Olivenholz, die harmonisierenden Bachblüten-Präparate oder die mit Baldrian gefüllten Plüsch-Einhörner für Katzen, die im Zoofachgeschäft Qualipet angeboten werden, dürfte sich noch niemand gross wundern.

Erstaunlicher ist dann schon der Einblick in das Küsnachter Katzen-Luxushotel «Ermitage», wo man seinem Schnurrli für bis zu 140 Franken pro Nacht eine Unterkunft buchen kann (24-Stunden-Skype-Service inklusive, wenn Herrchen oder Frauchen ihren kleinen Liebling allzu sehr vermissen). Zur Auswahl stehen etwa die «Van Gogh»-, die «Chagall»- oder die «Del Mar»-Suite mit Blick auf die exklusive Küsnachter Umgebung.

Bett wird mit Katzen geteilt

Surreal nimmt sich auch der Auftritt von Manuela Gutermann aus, ihres Zeichens Gründerin des Vereins «Katzenfreunde Schweiz». In der Doku erleben wir sie bei einem Telefonat mit einer sogenannten Tierkommunikatorin, die auf Basis eines Fotos telepathisch «erspüren» kann, wie es einem Tier geht (Stundensatz: 160 Franken). Ihr Bett teilt sich Frau Gutermann ausschliesslich mit Katzen, was Herrn Bäni zu folgender Frage verleitet:

HP Bäni: «Wäre es nicht gescheiter, in der Nacht einen Partner im Bett zu haben als eine Katze?»

Manuela Gutermann: «Eigentlich wäre das natürlich schon viel schöner ... also, wäre es sehr schön ... aber man müsste auch den richtigen Mann finden, der eine Damen mit sieben Katzen überhaupt akzeptiert, plus Pfleglinge plus Verein, in dem man sich auch noch in der Privatzeit für Katzen einsetzt.»

Mit anderen Worten: Ein Mann dürfte täglich wohl höchstens ein paar Sekunden von Frau Gutermanns wertvoller Zeit beanspruchen (wenn überhaupt).

Büsis als Kinderersatz

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der selbständigen Vermögensverwalterin Judy Nancy Belle-Dales (Besitzerin eines 12'000 Quadratmeter-Anwesens inklusive eigenem Reitstall im Aargau), die ihre fünf Katzen klar als Kinderersatz definiert:

HP Bäni: «Was würde zuerst kommen: die Tiere oder der Partner?»

Judy Nancy Belle-Dales: «Das will mein Partner sicher nicht hören, aber ich würde sicher sagen: die Tiere.»

(Frau Belle-Dales Katzen wohnen übrigens in einer eigenen Drei-Zimmer-Wohnung mit Küche, WC, Bett und «Büsi-Fernseh-Ecke».)

«Tiefenpsychologisches Experiment» geht schief

Als extremstes Beispiel dafür, was Katzen mit einem Menschen anrichten können, stellt sich indes der pensionierte Psychologe Walter F. heraus. Einst lebte er mit über 40 Katzen in einer Zweizimmerwohnung, aber irgendwann ging es einfach nicht mehr; Reto Wyss, Kantonstierarzt des Kantons Bern, erinnert sich: «Schon wenn man auf das Haus zulief, konnte man die Ausscheidungen der Katzen riechen. Der Holzboden der Wohnung war richtiggehend imprägniert mit Ausscheidungen».

Dabei wollte Walter F. nach eigenen Angaben eigentlich nur ein «tiefenpsychologisches Experiment» machen: «Ich wollte hauptsächlich die Hypothese bestätigen, dass Katzen Gruppentiere sind und keine Einzelwesen. Meine Hauptwurzel ist eigentlich der Heilige Franziskus». Dies, weil Franz von Assisi Tiere «mit Respekt behandelte».

Sind Katzen an allem schuld?

Tja. Die grosse Frage, die mich noch lange nach der Visionierung von «Katzen und ihre Menschen» stelle, lautet: Sind wirklich die Katzen an allem schuld? Oder würden sich die fanatischen Katzenbesitzer einfach auf etwas Anderes stürzen, wenn es keine Katzen gäbe? Zum Beispiel auf Seeigel?

Schliessen möchte ich mit einem eigens für diese Kolumne verfassten Gedicht:

Wir sind nichts als /

Willenloses Spielzeug /

In unsrer Herren Tatzen /

Oh ver******* Katzen!

Die Doku «Katzen und ihre Menschen» lief am Donnerstag, 22. März, um 20.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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