TV-Experte Hier werden Ihre Hirnzellen zu Opfern der Physik

von Gion Mathias Cavelty

20.6.2018

TV-Experte Gion Mathias Cavelty hat sich «Crash Test Promis» angesehen. Lesen Sie hier sein Fazit.

Was haben die Legionen von Promis, die man vom Bildschirm her kennt, für einen Nutzen für die Menschheit? Bewiesenermassen keinen. Doch nun scheint man endlich eine Verwendung für sie gefunden zu haben: Sie stellen sich der Wissenschaft als Testobjekte zur Verfügung. Dies in der Show «Crash Test Promis – Stars im Selbstversuch» (Beginn der zweiten Staffel: RTL, 20. Juni, 20.15 Uhr).

«Unsere Versuche bringen vier Promis dahin, wo es wirklich wehtut», weckt der Off-Kommentator von «Crash Test Promis» zu Beginn der Sendung allerhöchste Erwartungen in mir.

Ist das schon ein erster Test?

Mein Traum-Test-Promi wäre eindeutig der Ex-Fussballfunktionär und TV-Hansdampf-in-allen-Gassen Rainer Calmund. Mit ihm könnte man so viele interessante Experimente machen! Sei es in Sachen Erdanziehungskraft (ich bin immer noch nicht restlos überzeugt davon, dass es diese Kraft tatsächlich gibt), Die-Erde-ist-eine-Scheibe-Theorie (wenn die Erde flach wäre, müsste dann nicht auch Rainer Calmund flach sein?) oder Grosse-Körper-schlucken-Licht-Theorie (dazu müsste man Rainer Calmund ins All transportieren, ihn als Planeten seine Kreise ziehen lassen, den 145-Kilo-Wonneproppen dabei mit einer Taschenlampe beleuchten und schauen, was passiert).

Aber nein: Die vier Promis, die in der von Daniel Hartwich (respektive einem der 300 Daniel-Hartwich-Klone, die RTL in seinem Geheim-Labor hat anfertigen lassen) moderierten Show verfügen bei weitem (bei sehr, sehr, sehr weitem) nicht über das Format von Rainer Calmund. Einen davon habe ich mal im Dschungel-Camp gesehen (Thorsten Legat), die anderen drei sagen mir beim besten Willen nichts (Chris Tall? Detlef Steves? Annett Möller?). Ist das schon ein erstes Experiment, und zwar mit mir – ob ich bereits vollständig verblödet bin? Genauer gesagt: mich an Promis zu erinnern vermeine, die ich noch nie zuvor gesehen habe.

Fernseh-Forschung zum Anfassen

Die vier Experimente, bei denen die Promis ihren Kopf hinhalten müssen, sind:

- Was soll man tun, wenn einem «auf der Autobahn bei Tempo 100 plötzlich eine Waschmaschine vor das eigene Auto fällt»?

- Bei welcher Aktivität verbraucht man am meisten Kalorien?

- Welches Lebensmittel wäre am ehesten dafür geeignet, um sich daran aufhängen zu lassen?

- Und dann rennt Thorsten Legat noch durch ein paar Mauern.

Daniel Hartwich fasst das Ganze schon zu Beginn treffend zusammen: «Wir machen Fernseh-Forschung zum Anfassen und vor allem zum 'Aua!'-Rufen.»

Rätsel des Abends wird gelüftet

Ich will ja niemandem den Spass verderben, aber die einzige Frage, die mich in den anderthalb Stunden wirklich interessiert hat, lautet: Wie viele meiner Hirnzellen sind im Verlauf des Abends abgestorben? (Antwort: VOR Ausstrahlung der Sendung wog ich 85,7 Kilo – DANACH nur noch 84,6 Kilo ...)

Wer tatsächlich darüber rätseln will, ob eine eine Wand aus A) 12 Zentimeter Ziegelstein, B) 5 Zentimeter Kork, C) 8 mm Press-Spanplatte oder D) 3 mm Frischhaltefolie einen heranstürmenden Thorsten Legat aufhält, kann sich die Sendung ruhig nochmals im Replay anschauen. (Die Antwort ist dann doch recht überraschend. Zumal sich Legat nach der zweiten durchbrochenen Wand selbst aus dem Spiel nimmt und Wand 3 und 4 einem echten Kerl überlässt.) Legats Grossmaul-Fazit lautet auf jeden Fall: «Physik ist manchmal stärker als alles andere!»

So entsteht wahre Wissenschaft

Hochphysikalisch auch die Frage, mit der sich Crash-Test-Kandidat Detlef Steves konfrontiert sieht: «An welchem Lebensmittel würden Sie sich am liebsten an einem hohen Hallendach aufhängen lassen? An A) Salami, B) einer Salatgurke, C) rohen Spaghetti oder D) einem Maiskolben?»

Ich merke schon: Sie wollen es unbedingt wissen – bravo, genau so entsteht wahre Wissenschaft! «Und sie dreht sich doch!», wie Galileo Galilei (oder wie der Typ hiess) sagen würde ...

«Crash Test Promis – Stars im Selbstversuch» lief am Mittwoch, 20. Juni, um 20.15 Uhr auf RTL. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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