TV-Tipp Warum eine Blinde den Job besser macht

tsch

22.6.2018

Menschen mit Behinderung haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer. Völlig zu Unrecht, wie die Arte-Doku «Arbeiten mit Handicap» eindrücklich zeigt.

Inklusion ist seit einigen Jahren zu einer Art Zauberwort geworden. Doch wie sieht es in Sachen Integration und Gleichbehandlung von Menschen mit Behinderung eigentlich wirklich aus? Nicht nur der Blick auf Alltagsbarrieren hilft bei der Beantwortung dieser Frage. Viel entscheidender ist, inwiefern eine Behinderung den Betroffenen etwa den Zugang zum Arbeitsmarkt verstellt. Die Arte-Dokumentation «Re: Arbeiten mit Handicap» forscht nach: Für viele stehen die Chancen auf einen «normalen» Job schlechter als für die Durchschnittsbevölkerung. Dabei wollen die meisten Menschen mit Behinderung sich nicht nur gleichwertig einbringen, sondern bringen darüber hinaus oft auch besonderes Talent mit - gerade weil sie ein Handicap haben. Der Film begleitet Betroffene und besucht Firmen, die es besser machen.

Arbeitslosigkeit trotz sehr guter Ausbildung und Motivation

Arbeitslosigkeit ist für Menschen mit Behinderung ein grosses Problem. Meist werden sie nur von speziellen Firmen oder Behindertenwerkstätten eingestellt - und das trotz oftmals sehr guter Ausbildung und Motivation. Dass es auch anders gehen kann, zeigen die Menschen, die in «Re: Arbeiten mit Handicap» begleitet werden.

Da wäre etwa Steffi Gedenk, die seit ihrer Geburt fast vollständig blind ist. Da jedoch alle anderen Sinne extrem gut entwickelt sind, ist sie zu Leistungen imstande, die Sehende nicht erbringen können: Als medizinisch-taktile Untersucherin in der Brustkrebsfrüherkennung kann die Berlinerin Mammakarzinome früh ertasten. Inzwischen bildet die 38-Jährige in dieser lebensrettenden Technik weitere blinde Frauen aus.

Ebenfalls mit besonderen Fähigkeiten helfen kann Martin Neumann, der für die IT-Beratungsfirma Auticon arbeitet. Als Asperger-Autist erkennt er Fehler in Programmiercodes sofort- wo andere nur wirre Symbole und Zahlen sehen, erscheint ihm auch nur ein kleiner Fehler wie ein «roter Fleck auf einer weissen Wand». Ein Jobcoach hilf Neumann, mit den zwischenmenschlichen Problemen, die seine Behinderung mit sich bringt, umzugehen.

Psychisch kranke Menschen integrieren

Dass auch ganze Unternehmen inzwischen den Vorteil von Menschen mit geistigen und körperlichen Herausforderungen erkennen, zeigt die spanische Firma LaFageda. Bei dem Joghurtproduzenten in Patagonien haben 180 von 310 Arbeitern eine Behinderung. Gegründet wurde die Firma vom Psychologen Cristóbal Colón, der auch psychisch kranke Menschen integrieren wollte - und den behinderten Mitarbeitern ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Er ist damit erfolgreich: 20 Millionen Euro Umsatz macht LaFageda jährlich.

Die Dokumentation «Arbeiten mit Handicap» läuft am Freitag, 22. Juni, um 19.40 Uhr auf Arte. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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