«Reporter» Vom Flüchtling zum Coiffeurkönig

fts

21.6.2020

Ghamkin Saleh schneidet seinem Freund, dem Filmemacher Paul Riniker die Haare.
Ghamkin Saleh schneidet seinem Freund, dem Filmemacher Paul Riniker die Haare.
SRF

Ghamkin Saleh ist mit nichts in die Schweiz gekommen. Heute prägen seine Geschäfte Zürichs Strassenbild. Er brachte es zum Chef von mehr als einem Dutzend Coiffeursalons, zwei Restaurants und einer Schneiderei – dann kam die Coronakrise.

Ghamkin Saleh flüchtete 1993 aus Syrien in die Schweiz. Sein erstes Geld verdiente er in Zürich als Tellerwäscher und Pizzaiolo in einem italienischen Restaurant. Ein Leben, das ihn nur bedingt erfüllte. Er wollte mehr. Zwei Träume hatte er stets vor Augen: ein Filmstudium absolvieren. Und seine alleinstehende Mutter mit den zehn Geschwistern in die Wahlheimat Schweiz holen, um ihnen Perspektiven zu eröffnen. Denn in Syrien hatten sie keine: Die Salehs gehörten zur unterdrückten kurdischen Minderheit. Beide Wünsche konnte er sich erfüllen.

Saleh entdeckte bald sein Talent als Unternehmer. Er fing klein an und wurde immer grösser: Aus einem Coiffeursalon sind inzwischen zwölf geworden. Seine Familie spielte dabei eine zentrale Rolle. Sie gab ihm den emotionalen Rückhalt, den er brauchte. Gleichzeitig setzte er seine Geschwister jeweils als Geschäftsführer ein. Und weil er viele Geschwister hat, wurden es immer mehr Geschäfte. Daneben widmet sich Ghamkin Saleh seiner Leidenschaft: dem Filmemachen. Schon in Syrien wollte er Regisseur werden. Aber er musste schnell feststellen, dass der künstlerischen Freiheit dort enge Grenzen gesetzt waren. Also flüchtete er.

Bis vor wenigen Monaten war Salehs Welt in Ordnung. Seine Geschäfte florierten. Und er arbeitete an einem Spielfilm. Dann kam die Corona-Pandemie. Deren Auswirkungen bringen sein Imperium nun ins Wanken. Ghamkin Saleh befürchtet Filialschliessungen, was Folgen für die gesamte Grossfamilie haben würde. Wegen des finanziellen Drucks droht auch sein aktuelles Filmprojekt zu scheitern, in das er bereits mehrere zehntausend Franken gesteckt hat. Reporter Christian Vogt hat den Multiunternehmer Ghamkin Saleh in den letzten anderthalb Jahren mit der Kamera begleitet und dabei einen Menschen erlebt, der gespalten ist zwischen der Verantwortung gegenüber seiner Grossfamilie und seiner Passion für das Filmemachen.

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