Doku Walt Disney: Visionär und gnadenloser Unternehmer

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12.7.2020

Baute einen international erfolgreichen Medien- und Unterhaltungskonzern auf: Walt Disney.
Baute einen international erfolgreichen Medien- und Unterhaltungskonzern auf: Walt Disney.
ARTE TV

Wer ist der Erfinder von Mickey Mouse und Co.? Arte widmet dem Zeichentrick-Genie eine zweiteilige Doku und zeigt Walt Disneys Hochs und Tiefs.

Er baute einen Medien- und Unterhaltungskonzern auf, der zu den mächtigsten des Planeten gehört, bekam mehr Oscars verliehen als jeder andere in der Branche, schuf eine neue Form der Kinokunst und erfand zudem fast beiläufig ein neues amerikanisches Ferienziel: Walt Disney.

Doch der Erfinder der charmanten Micky Maus war ein zweischneidiger Mensch: mal scherzhaft kreativ, mal gnadenloser Unternehmer. Sein Name ist weltweit so geläufig wie etwa Coca-Cola, und ebenso assoziiert jeder den Begriff Walt Disney mit der Wohlfühlversion des amerikanischen Traums.

Doch hinter den Kulissen der Walt Disney Company zeigte er oft auch ein anderes Gesicht. In «Bambi» gibt es eine Zeile, «Mensch im Wald!», wenn Gefahr im Verzug ist. Dann muss man sich Sorgen machen. Seinen Angestellten ging es ähnlich, wenn Walt Disney im Flur gehustet hat. Irgendwer hat dann immer gesagt: «Mensch im Wald!». Und dann haben sie sich auf Walt gefasst gemacht.

1901 in Chicago geboren, wuchs Disney ab seinem vierten Lebensjahr behütet im beschaulichen Marceline in Missouri auf. Nach seiner Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg wollte der 17-jährige Walt dem Schatten seines herrischen Vaters entfliehen und ging nach Kansas, um als Grafiker zu arbeiten. Er erkämpft sich fortan selbst den Weg an die Spitze. Bald zieht er, zunächst mit seinem Bruder Roy, weiter nach Los Angeles, wo die Filmindustrie bereits boomte.

1928 dann der grosse Durchbruch: Mit «Steamboat Willie» avanciert Disneys Micky Maus zum Hollywoodstar – und er mit ihr. Es folgten «Schneewittchen und die sieben Zwerge», «Pinocchio» und «Bambi» – jeder Film ein grosser Erfolg.

Der zweite Teil des Dokumentarfilms «Walt Disney: Der Zauberer» beleuchtet die Jahre 1941 bis 1961 und wie es für Walt Disney nach der Uraufführung des Films «Bambi» beruflich abwärts geht. Nach den ersten grossen Erfolgen, die die Walt Disney Company in den ersten Jahren erzielte, kam die grosse Flaute. Aufgrund einer andauernden kreativen Durststrecke blieb der nächste grosse Kassenschlager vorerst aus. Mit Propaganda- und Ausbildungsfilmen für die Regierung allein konnten sich die Disney-Studios nicht ewig über Wasser halten.

Das Unternehmen verschuldete sich masslos und es kam zum Aufstand der Screen Cartoonist‘s Guild – der Gewerkschaft der Cartoonisten in Hollywood. Die Marke Walt Disney erlitt einen erheblichen Imageschaden. Denn Disney hatte kein Interesse an Verhandlungen mit den Gewerkschaften und bezichtigte sie stattdessen der kommunistischen Verschwörung.

Walt Disney brauchte Abstand von seinem Gewerbe und nahm ihn sich auch, nur um sich kurze Zeit später mit doppelter Kraft und einer genialen Geschäftsidee den Platz an der Spitze zurückzuerobern. Während seiner Auszeit entdeckte Disney die Modelleisenbahnen für sich. Er war wie besessen, bastelte und verlegte wie ein Verrückter die Gleise auf seinem Grundstück. Wohin ihn das brachte? Es waren die Anfänge eines bis dato noch nie dagewesenen Geschäftskonzepts: eine Fantasiewelt, die all seine Cartoon-Figuren vereint – das Disneyland. Zunächst nur als Theorie im Kopf, doch als bald schon die Verhandlungen mit dem TV-Sender ABC erfolgreich abgeschlossen wurden, gab es kein Zurück mehr.

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