«Tatort: Inferno» War's das für den Dortmunder «Tatort»?

tsch

14.4.2019

Hemmungslos überdreht, ungeheuer intensiv: Trauma-Patient Kommissar Faber erreichte im Dortmunder Klinikum einen aufsehenerregenden Fluchtpunkt seines Leidenswegs. Wie geht's jetzt weiter? Geht es überhaupt weiter?

Täter-Festnahme nach Kommissar-Faber-Art: Warum nicht mal dem Tatverdächtigen mit Vollgas gegen die Seitentür brettern? Die Folge: Blaulicht, Abtransport, Not-OP. Und Ende. Nach dem Abspann des Dortmunder «Tatorts», der seinem forschen Episodentitel «Inferno» alle Ehre machte, bleiben viele Fragen offen. Wir versuchen, die wichtigsten zu sortieren.

Worum ging's?

Eine Internistin des Dortmunder Klinikums wurde in einem Ruheraum tot aufgefunden. Erstickt unter einer Plastiktüte. War sie einem Sex-Unfall zum Opfer gefallen? Oder doch einem Mord? Fast so spannend wie die Frage nach Täter und Motiv war für Kommissare und Zuschauer der Aspekt der Milieustudie: Klinikärzte und Kriminalpolizisten, so legt der Film nahe, bilden verwandte Berufsgruppen. Beide haben nahe an Burnout und Drogenmissbrauch gebaut. Eine Schicksalsgemeinschaft der Selbstaufopferer.

Worum ging's eigentlich?

Um Peter Faber, den von Jörg Hartmann unnachahmlich gespielten Kaputtnik-Kommissar, der in trostlosen Klinikfluren eine Art Seelenexorzismus durchlitt. Der Stationsleiter Dr. Norstädter (Alex Brendemühl) las ihm scheinbar von der Stirn ab, dass er unter Schlaflosigkeit leidet und Antidepressiva nimmt. Der eine Kranke erkennt den anderen. Faber, scheinbar am Fluchtpunkt seines Leidenswegs angekommen, fahndete auf einem faltbaren Stadtplan nach dem Ort, den er in seinen Albträumen aufsuchte. Und dann mündete alles in ein furchtbares «Inferno», wie es beim «Tatort» so auch noch nicht zu sehen war.

Wo wurde gedreht?

Der alte Operationstrakt des Dortmunder Klinikums, 2012 stillgelegt, bot eine eindrucksvolle Kulisse für eine Geschichte, die inhaltlich und stilistisch in Grenzbereiche vordrang. Unter gleissendem Neonlicht und zwischen grünen Kachelwänden war der Wahnsinn des Mikrokosmos Krankenhaus mit Händen zu greifen. Neun Drehtage verbrachte die «Tatort»-Crew an diesem Ort. So lang wurde noch nie am Stück an Dortmunder Originalschauplätzen gedreht.

Warum steht der Dortmunder «Tatort» in der Kritik?

Unter anderem, weil der Dortmunder «Tatort» zuletzt nicht immer so heimatverbunden war. Die zuvor gesendete Episode «Zorn» über eine fiktive Zechenschliessung war mangels geeigneter Dortmunder Zeche grösstenteils in Duisburg entstanden. Doch nicht alleine daran entzündete sich die Wut des Dortmunder Oberbürgermeisters. Er hätte «persönlich nichts dagegen, wenn Sie den Dortmund-‹Tatort› einstellen und Kommissar Faber und sein Team in den vorzeitigen Ruhestand schicken würden», adressierte Ullrich Sierau im Januar in einem offenen Brief den WDR-Intendanten Tom Buhrow. «Fortwährendes Mobbing gegenüber einer Stadt», hatte der OB erkannt sowie klischeehafte Darstellungen «ohne jedwede regionalen Kenntnisse».

War's das nun mit Kommissar Faber?

Als Kommissar Faber am Ende des Films von Sanitätern Richtug Not-OP geschoben wurde, konnte man kurz glauben, der Wunsch des Oberbürgermeisters sei erhört worden. War's das für den Parka-Ermittler? Nein! «Er wird daran nicht sterben» – den beruhigenden Worten der Krankenschwester darf man Glauben schenken. Im Februar wurde schon die nächste Episode mit dem Arbeitstitel «Monster» (Buch: Jürgen Werner, Regie: Torsten C. Fischer) gedreht. Kommissar Faber bekommt es darin nicht nur mit Menschenhändlern zu tun, sondern auch mit seinem Intimfeind Markus Graf (Florian Bartholomäi), dem mutmasslichen Mörder seiner Frau und seiner Tochter.

Gleichwohl steht dem Dortmunder «Tatort» neuer Aderlass bevor. Nach Stefan Konarske, der 2017 das Handtuch warf, hat nun auch Aylin Tezel angekündigt, ihre Ermittlerinnen-Rolle aufgeben zu wollen. Sie wird nur noch zweimal als Kommissarin Nora Dalay zu sehen sein. Über ihre Nachfolge ist noch nichts bekannt.

Der neueste «Tatort» lief am Sonntag, 14. April, um 20.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie Sendungen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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