TV-Tipp Wer sind die Menschen hinter der rotweissen Absperrung

tsch

19.12.2018

Eine sehenswerte neue Schweizer Doku gibt Menschen ein Gesicht, die oft übersehen werden, die aber einen wichtigen Dienst für die Allgemeinheit absolvieren – unter harten Bedingungen.

Gerade bei Städtern sind sie oft stark verhasst: Baustellen verursachen Lärm, Schmutz und bisweilen quälende Verkehrsstörungen. Umso seltener können sich die hart arbeitenden Mannschaften, die teilweise fast rund um die Uhr auf dem Bau-Einsatz sind, auf die Solidarität ihrer Mitbürger verlassen. Mirjam Krakenberger möchte das mit ihrer neuen SRF-Dokumentation «Auf dem Bau» ändern. Sie gibt den Beschäftigten ein Gesicht – und erzählt spannende Geschichten von der Grossbaustelle.

Porträts mit viel Fingerspitzengefühl

Schauplatz des Gesehenes ist das Verlängerungsprojekt für die Tramlinie 8 über die Hardbrücke in Zürich. Zweieinhalb Jahre dauerten die schwierigen Arbeiten, auf der Tiefbauunternehmen zum Einsatz kamen. Vor gut einem Jahr wurde die Strecke eingeweiht. Die Doku wirft nochmals einen Blick zurück, angefangen mit einem Besuch hoch oben bei Andrea – bei einer der wenigen Kranführerinnen der Schweiz. Doch auch die einfachen Poliere mitten im oft unübersichtlichen Getümmel bekommen ihre Kamerapräsenz und Namen: Sie heissen Agostinho, Armando, Pedro und Markus. Im Film bekommen sie endlich Beachtung – und eine Biografie. Offen sprechen sie über die Belastungen, ihre Sorgen, ihre Herkunft und natürlich über ihren Arbeitsalltag.

Mit viel Fingerspitzengefühl entlockt die Filmemacherin ihren Protagonisten, zu denen auch die verantwortlichen Manager, aber auch ein Anwohner, der sich fast täglich ein Bild von den Fortschritten machte, eindringliche Erzählungen zwischen Stolz auf das Erreichte und Fluchen über Widrigkeiten wie Plackerei bei Schlechtwetter. Dabei gelingt es Mirjam Krakenberger, über die rotweissen Absperrungen zu blicken und interessante Menschen zu porträtieren, die von vielen Passanten und Pendlern oft nur «im Vorbeigehen» wahrgenommen werden – wenn überhaupt.

Die Dokumentation wirft darüber hinaus auf unaufgeregte Art und Weise durchaus wichtige gesellschaftliche Fragen auf – etwa über die Stellung von Frauen in vermeintlichen Männerberufen und die Schwierigkeiten, sich im Miteinander unterschiedlicher Kulturen gemeinschaftlich zu arrangieren.

«Auf dem Bau» läuft am Mittwoch, 19. Dezember, um 23 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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