Wider die Isolation Wider die Isolation: «Ministerium für Einsamkeit» und Kuschel-Profi sollen helfen

tsch

11.6.2018

Viele Menschen fühlen sich einsam und isoliert. In Grossbritannien kämpft man mit verschiedenen Strategien dagegen an, wie ARTE zeigt.

Nicht nur Armut ist eines der bestimmenden gesellschaftlichen Themen des 21. Jahrhunderts: Einsamkeit ist seit einiger Zeit für viele - vor allem ältere - Menschen zu einem grossen Problem geworden. Die ARTE-Reportage «Re: Gemeinsam einsam» befasst sich mit dem traurigen Phänomen und zeigt nicht nur die Hintergründe, sondern auch Lösungsansätze auf. Damit gelingt den Machern ein optimistischer Zukunftsausblick - trotz melancholischer Thematik und etlicher noch zu bewältigender Probleme.

«Zusammen ist man weniger allein» - das wusste schon die französische Autorin Anna Gavalda, als sie im Jahr 2004 einen Liebesroman mit ebenjenem Titel verfasste. Doch was, wenn Menschen niemandem an ihrer Seite haben? Einer Statistik zufolge leben heutzutage nur schon in Grossbritannien neun Millionen Menschen, die es vermissen, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Sie leben alleine, empfinden Einsamkeit - manche häufig, andere ständig. Am gesellschaftlichen Leben nehmen die Betroffenen wenn, dann nur peripher teil. Soziale Kontakte haben Seltenheitsstatus bei ihnen. Bei rund 66 Millionen britischen Einwohnern machen die Betroffenen einen Prozentsatz von fast 14 Prozent aus - eine alarmierende Zahl.

Britische Regierung hat reagiert

Hauptsächlich sind ältere Menschen von der Isolation betroffen. Der Weg in die Isolation ist meist nicht selbst gewählt, er geschieht oft unmerklich, unweigerlich. Doch auch Studenten, Alleinerziehende und Zugezogene leiden vermehrt unter Einsamkeit. Weil dieser besorgniserregende Trend mittlerweile keine Randerscheinung mehr ist, hat die Regierung des Vereinigten Königreichs Massnahmen ergriffen: ein «Ministerium für Einsamkeit» wurde extra ins Leben gerufen, um sich der Betroffenen anzunehmen.

Wer dies ausserdem noch tut, ist Kiran Chahal (43). Sie will über ihr Projekt «People's Kitchen» wildfremde Menschen in London zum gemeinsamen Kochen animieren. So soll eine positive Grundlage für das Knüpfen neuer Kontakte entstehen, damit die Betroffenen ihrer Einsamkeit entfliehen können. Fördergelder und Lokalitäten sind jedoch Mangelware - ob das Ministerium hier helfen kann?

Mit Zärtlichkeit und Hühnern das Leiden lindern

Eine andere Protagonistin der Reportage ist Rebekka Mikkola (24). Sie ist eine sogenannte Kuscheltherapeutin und verdient ihren Lebensunterhalt durch das Anbieten von Streicheleinheiten und Händchenhalten. Kurzum: Sie ist ein Dienstleister für Nähe und Geborgenheit, ohne jedwede sexuellen Intentionen und Kontakte. 45 bis 80 Pfund verlangt sie pro Stunde, ihr Geschäft boomt.

Ebenfalls ungewöhnlich: Ein Projekt namens «Henpower» existiert seit 2012 in Nordengland. Das Wortspiel aus Manpower (Arbeitskraft) und Hen (Henne/Huhn) steht für ein Experiment, bei dem Mutter Natur ins Spiel kommt: Hühnerhaltung heisst hierbei das Zauberwort zur Bekämpfung von Einsamkeit.

ARTE bietet einen spannenden Einblick in ein akutes Sozialthema und verbleibt trotz aller Widrigkeiten optimistisch - denn zusammen ist man schliesslich weniger allein.

«Re: Gemeinsam einsam» läuft am Montag, 11. Juni, um 19.40 Uhr auf ARTE.  Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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