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Sara Aduse wurde als Mädchen beschnitten
«Vergebung ist die grösste Art von Selbstliebe»
klm
10.4.2022
Sara Aduse machte in ihrer Kindheit unbeschreibliches Leid durch. Inzwischen hat sie die Beschneidung im Haus ihrer Grossmutter aber verarbeitet – und konnte ihr sogar vergeben.
Als Fünfjährige wurde Sara Aduse von vier Frauen, eine davon ihre Grossmutter, festgehalten, während ihre Klitoris ohne Betäubung mit einem Skalpell entfernt wurde. «Ich hatte Todesangst», sagt die Aktivistin im Gespräch mit Claudia Lässer. «Man wird zerschlachtet.»
Nachdem sie vor Schmerzen ohnmächtig wurde, erwachte sie allein in einem Zimmer. Niemand, der sie tröstete, niemand, der sie in den Arm nahm.
Es ist der Tiefpunkt ihrer traurigen Kindheit in Äthiopien: «Ich habe nie Liebe bekommen.»
Als sie 12 Jahre alt war, flüchtete sie schliesslich mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in der Schweiz. Der Beginn ihrer Pubertät erlebt sie im Asylheim: «Dort ging es ums Überleben.»
Sie musste sich Dusche, WC und Schlafzimmer mit jungen Männern teilen, habe da viel Sexismus erlebt. Begegnungen, die ihre Wut auf die Welt noch verstärkt haben: «Ich sah nur noch Leid und Schmerz auf der Welt.»
Als Erwachsene stolperte sie dann in gewalttätige Beziehungen. Dass ihre Partner toxisch gewesen seien, habe sie wegen ihrer Kindheit gar nicht mehr wirklich registriert: «Ich hatte die Hoffnung auf Liebe aufgegeben.»
Wut festzuhalten ist sinnlos
Ein Schlüsselmoment sei dann gewesen, als sie erfahren habe, dass sie von ihrem Freund schwanger war. Zu diesem Zeitpunkt hätten sie gerade geplant, zusammenzuziehen. «Ich sagte zu Gott, er soll mir ein Zeichen geben», erzählt Aduse erstmals bei «Lässer». Einen Tag später habe sie eine Fehlgeburt erlitten und ihren Freund verlassen.
Heute habe sie die dunklen Tage in ihrem Leben hinter sich gelassen. Aduse ist in einer glücklichen Beziehung und hat ihre Erlebnisse in einem Buch und einem Film aufgearbeitet. Dafür reiste sie auch zurück nach Äthiopien und sprach mit ihrer Grossmutter und der Frau, die sie beschnitten hat.
«Ich konnte ihnen vergeben», so Aduse. «Es bringt mir nichts, wenn ich meine Wut festhalte.» Dadurch habe sie endlich ihren eigenen inneren Frieden gefunden: «Vergebung ist die grösste Art von Selbstliebe.»
Den ganzen «Lässer»-Talk mit Sara Aduse findest du hier:
Die Talksendung «Lässer» läuft am Montag, 11. April, 20 Uhr, auf blue Zoom.

Mo 11.04. 20:00 - 20:50 ∙ blue Zoom D ∙ CH 2022 ∙ 50 Min
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.