Erneut gibt der VAR zu reden. Der Videoassistent verhindert im Klassiker zwischen dem FCZ und dem FCB korrekterweise Basels 4:2, ermöglicht aber fälschlicherweise Zürichs Ausgleich.
Was ist schlimmer: Ein Fehlentscheid, der ein Spiel entscheidet, oder zwei Fehlentscheide, die kumuliert ein weniger falsches Ergebnis liefern? Beim FC Basel und beim FC Zürich, die in das Kuriosum involviert waren, fielen die Antworten nach der turbulenten Nachspielzeit im Klassiker aufgrund der Auswirkungen naturgemäss unterschiedlich aus.
Statt 4:2 für Basel hiess es nach der verrückten Nachspielzeit im Letzigrund am späten Samstagabend 3:3. Basels 4:2 durch Jordi Quintilla wurde vom VAR wegen Abseits annulliert, postwendend köpfelte Assan Ceesay zum Ausgleich ein.
Ein Fall für den VAR
Dem vermeintlichen vierten Basler Treffer gingen Szenen voran, die sich nur mit fundierter Regelkenntnis aufschlüsseln liessen. Ein Fall für den VAR also. Was war passiert? Der FCZ drängte mit dem nahenden Schlusspfiff vehement auf das 3:3, auch Goalie Yanick Brecher stürmte in den gegnerischen Strafraum. Den Baslern bot sich eine Konter-Gelegenheit, Liam Millar spielte hoch in die gegnerische Platzhälfte, in der sich als einziger Zürcher Akaki Gogia befand und in der Wouter Burger aus einer Abseitsstellung vorpreschte. Gogia klärte zu Burger, das Spiel lief weiter. Im Strafraum traf Quintilla schliesslich zum 4:2, wobei Valentin Stocker dem zurückgeeilten Brecher im Abseits stehend die Sicht verdeckte. Der VAR griff ein, der Freistoss für den FCZ erfolgte am Mittelkreis.
Basels Trainer Patrick Rahmen sagte im Nachgang, das Abseits habe sich im Strafraum ereignet und nicht beim Anstosskreis, deshalb sei es ein Fehlentscheid. Sein Zürcher Pendant André Breitenreiter befand, dass es «absolut richtig» war, dass der Treffer zurückgepfiffen wurde.
So ausgedrückt hatten beide recht. Dem Tor lag ein Abseits vor, allerdings nicht jenes auf Höhe des Mittelkreises, das Gogia mit seinem Klärungsversuch aufhob. Die sonderbare Regel namens «Deliberate Play», derzufolge ein Abseits aufgehoben wird, wenn ein Verteidiger den Ball berührt, hatte schon zwei Wochen zuvor im Match zwischen den Young Boys und Luzern zu einem Fehlentscheid des VAR geführt.
Schiedsrichter-Chef bestätigt Fehler
Daniel Wermelinger, der Schiedsrichter-Chef der Swiss Football League, bestätigte die Sachlage, die bereits die Runde gemacht hatte, gegenüber Schweizer Fernsehen. Er erklärte, dass tatsächlich ein Abseits vorlag, nämlich Stockers Sichtbehinderung bei Quintillas Schuss. Und dass fälschlicherweise die Szene am Mittelkreis als Offside taxiert worden sei. Der Zürcher Freistoss hätte folglich rund 40 Meter weiter hinten ausgeführt werden müssen.
Hätte der FCZ im Anschluss an den lang geschlagenen Freistoss von Brecher nicht tatsächlich noch das 3:3 erzielt, wäre es eine Randnotiz gewesen. Nun aber fühlten sich die Basler des Sieges beraubt, weil eben die Position des Freistosses entscheidenden Einfluss auf den Ausgleich hatte. Vom VAR wird verlangt, dass er zügig entscheidet, in dieser Szene wäre aber besondere Sorgfalt angebracht gewesen.