Dass in Cham das Kompetenzzentrum für Spitzensport und Forschung gebaut wird, ist EVZ-Präsident Hans-Peter Strebel zu verdanken, der die 100 Millionen Franken aus der eigenen Tasche finanziert.
Ursprünglich war kein dermassen grosses Projekt geplant. Nachdem HPStrebel 2010 im Verwaltungsrat des EV Zug Einsitz genommen hatte – 2015 wurde er zum Präsidenten gewählt -, lernte er hinter den Spitzensport zu sehen. Ihm war wichtig, nicht einfach nur Spieler einzukaufen, sondern den jungen Talenten die Möglichkeit zu geben, sich innerhalb der Organisation zu Sportlern zu entwickeln, die auf höchstem Niveau bestehen können. 2014 wurde «The Hockey Academy» gegründet, die den Spielern die optimale Kombination von Sport, Ausbildung und Beruf ermöglicht.
Da jedoch die Infrastruktur in der Bossard Arena den hohen Ansprüchen nicht genügte, das Athletiktraining teilweise in den Katakomben und Gängen durchgeführt werden musste, wurde nach Alternativen gesucht. Eine Option war, in der Nähe des Stadions eine Fabrikhalle umzubauen. «Zunächst ging es nur um die Athletik, nichts anderes. Wir schauten uns Verschiedenes an», sagt Strebel im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Besucht wurde auch das Red Bull Center, worauf der Wunsch entstand, «das Problem anders anzupacken», nach dem Motto, «wenn wir schon etwas Neues machen, dann müssen wir verschiedene Aspekte der Entwicklung eines Sportlers erfassen.» Strebel nahm Kontakt mit Leuten der Abteilung Sport an der ETH Zürich auf, engagierte unter anderen Marco Toigo, einen renommierten Muskelphysiologen.
War das Projekt zunächst in erster Linie auf Eishockey ausgerichtet, «merkten wir mit der Zeit, dass das, was wir machen, grundsätzlich mit dem Spitzensport zu tun hat, alle eine gute Athletik, ein gutes Gesundheitsmanagement und eine gute Ernährung brauchen», führt Strebel weiter aus. So gibt es nun statt einer zweiten Eishalle eine Dreifachsporthalle mit LED-Beleuchtung. Strebel: «Das Ganze wurde über die Jahre immer grösser und grösser und grösser.» Das nötige Geld für das OYM hatte der Apotheker verdient, in dem er einen Wirkstoff entdeckte, der gegen Multiple Sklerose hilft. Das Projekt ist für ihn eine Herzensangelegenheit, er will damit der Gesellschaft etwas zurückgeben. «Der Spitzensport hat eine grosse Breitenwirkung.»
Hanspeter Strebel, soll das OYM das neue Spitzensportzentrum der Schweiz werden? Es steht ja schon etwas in Konkurrenz zu Magglingen?
«Magglingen gibt es, das ist logisch. Es ist aber kein vergleichbares Projekt. Das OYM wurde mit dem Anspruch auf eine wissenschaftliche Begleitung konzipiert – ausgerichtet auf den Spitzensport. Es unterscheidet sich schon von der Entstehungsgeschichte. Die Infrastruktur passten wir entsprechend an. Mit den Leuten, die hier arbeiten, sind die produzierten Inhalte der USP (das Alleinstellungsmerkmal, die Red.). Unsere Kernkompetenzen Athletik, Gesundheitsmanagement und Ernährung sind für die Entwicklung der Sportler von grösster Bedeutung. In dem Kontext begleiten wir die Athletinnen und Athleten, damit sie ihr maximal persönliches Potenzial ausschöpfen können. Es gibt in dem Sinn nicht ein Mannschaftstraining, sondern ist jeder ein Einzelsportler.»
Was sind die Voraussetzungen, um im OYM trainieren zu können?
«Die Athleten müssen im Besitz einer Swiss Olympic Card der Kategorien Gold, Silber oder Bronze sein. Ausserdem müssen sie über die richtige Denkweise verfügen. Es ist uns wichtig, dass Leute hierherkommen, die es an die Spitze schaffen wollen, alles diesem Weg unterordnen. Der Spirit des Hauses verlangt das und wir versuchen dies, in Gesprächen in Erfahrung zu bringen. Wenn jemand diesen Anspruch nicht hat, ist er hier am falschen Ort.»
Man wird im OYM zum «gläsernen» Athleten. Ist das wirklich notwendig, um an die Spitze zu kommen?
«Der einzelne Sportler ist überfordert, all diese Bereiche selber abzudecken, da fehlt schlichtweg das Knowhow dafür. Sich beispielsweise in der Ernährung zurechtzufinden, was zu welchem Zeitpunkt das Richtige ist, dafür muss man sich viel Wissen aneignen. Wir haben dafür Ernährungswissenschaftler, die das mit der Küche zusammen erarbeiten. Für die Sportler ist die Betreuung hier eine Ent- und keine Belastung. Sie wissen, dass alles, was sie machen, einen rationalen Grund hat. Alles ist wissenschaftlich begründet. Das ist ein riesiger Vorteil. Ich merke in den Gesprächen mit den Sportlern, dass sie es sehr, sehr angenehm finden, all die Zusammenhänge zu sehen.»
Was passiert, wenn ein Spieler des EVZ nicht «gläsern» sein will. Müsste er dann zu einem anderen Verein wechseln?
«Ja, das wäre gar nicht machbar. Das war bis jetzt aber nie ein Thema. Wenn man den Sportlern sauber und wiederholt kommuniziert, wieso man was macht, dann bekommen sie Vertrauen in das Ganze. Und das ist der Fall.»
Ist das OYM zu Ihrer Zufriedenheit angelaufen?
«Ja, das Interesse in der Sportwelt ist sehr gross. Man muss allerdings hier gewesen sein, um das Ganze zu erfassen, das ist aufgrund der Fernseh- und Zeitungsbeiträge nicht möglich. Immer wenn jemand frisch hierherkam, sagte er: 'Aha, so ist das'. Alle sind sehr beeindruckt, was hier abgeht. Für die beiden Tage der offenen Tür, die leider abgesagt werden mussten, waren 10'000 Leute angemeldet. Das wäre eine ziemliche Übung geworden.»