Die Weltmeisterschaft beginnt mit einer doppelten Schweizer Chance auf Edelmetall. Wendy Holdener und Michelle Gisin wollen die erfolgreiche Zeit in der umstrittenen Disziplin Kombination verlängern.
Die Diskussionen über Sinn und Unsinn einer alpinen Disziplin, die mittlerweile ausschliesslich bei Grossveranstaltungen zum Programm gehört, werden in der Öffentlichkeit höchstens noch auf Sparflamme geführt. Der Hinweis, dass die letzten Kombinations-Wettkämpfe im Weltcup der Frauen drei Jahre zurückliegen, wird mehr oder weniger stillschweigend zur Kenntnis genommen.
Die Ruhe täuscht allerdings. Hinter den Kulissen sind die Weichen für die Zukunft offenbar gestellt, für eine Zukunft ohne Kombination. Bei der nächsten Weltmeisterschaft in zwei Jahren in Saalbach-Hinterglemm und an den Winterspielen im darauf folgenden Winter in Mailand dürfte der Wettbewerb nicht mehr ausgetragen werden. Der endgültige Beschluss soll Ende Mai beim Kongress des Internationalen Skiverbandes FIS gefasst werden.
Für das Schweizer Frauen-Team im Allgemeinen und für Michelle Gisin und Wendy Holdener im Besonderen hat der in der Chefetage der FIS entschiedene Aufschub der schon einmal beschlossenen Abschaffung der Kombination einen äusserst erfreulichen Effekt. Die Obwaldnerin und die Schwyzerin haben das vorläufige Festhalten an der Vielseitigkeits-Prüfung zum Hamstern von Medaillen genutzt. Am derzeitigen Ende dieser Erfolgsgeschichte steht der Doppelerfolg an den Olympischen Spielen vor einem Jahr in Peking.
Michelle Gisin trotz noch nicht ganz überstandenen Schwierigkeiten bei der Materialabstimmung und Wendy Holdener gehören auch am Montag in Méribel wieder zu den Anwärterinnen auf Edelmetall – umso mehr sich das ohnehin überschaubare Feld der valablen Kandidatinnen mit dem Startverzicht der Slowakin Petra Vlhova weiter ausgedünnt hat.
Unverändert geblieben ist die Rolle der Favoritin. Die als Titelverteidigerin antretende Mikaela Shiffrin fährt im Weltcup seit Wochen in absoluter Hochform. Neben je fünf ersten Plätzen im Slalom und im Riesenslalom hat die Amerikanerin in ihrer Zwischenbilanz des laufenden Winters auch den Sieg im Super-G in St. Moritz stehen.
So sehr sie für gemeinsame Erfolge stehen, so unterschiedliche Wege sind die zwei Innerschweizerinnen bei der unmittelbaren Vorbereitung auf den ersten Wettbewerb der Weltmeisterschaften in Savoyen gegangen. Wendy Holdener hat zuletzt den Wettkampf mit Super-G und einem Slalom-Lauf an zwei Tagen mit Trainings in beiden Disziplinen simuliert. «Am Morgen bin ich jeweils Super-G gefahren, am Nachmittag Slalom.»
Michelle Gisin hat sich nach der Rückkehr aus Tschechien von den zwei Slaloms in Spindleruv Mlyn eine Pause gegönnt. Während fünf Tagen hat die Vielstarterin, die als einzige Fahrerin alle bisherigen 28 Weltcup-Rennen bestritten hat, nicht auf Ski gestanden. Der Entscheid hat sich gelohnt. «Der Energie-Haushalt ist wieder in Ordnung.»