Wie seit fast zwei Jahren immer nach einer Abfahrt ist die Schweiz auch in Wengen auf dem Podest vertreten, dank Marco Odermatt (2.) und Beat Feuz (3.) gar doppelt.
Diese Top-3-Serie der Schweizer Abfahrer, die mittlerweile inklusive WM in Cortina 15 Rennen umfasst, lässt sich wahrlich sehen. Anfang Februar 2020 in Garmisch wars, als letztmals keiner der ihren auf dem Siegerpodest stand. In dieser Zeitspanne war natürlich Beat Feuz mit nicht weniger als zehn Podestplätzen eine Bank.
Dazu halfen letzte Saison auch Urs Kryenbühl (2), der nach wie vor rekonvaleszente Mauro Caviezel (1) und der Bald-Pensionär Carlo Janka (1) mit. Diesen Winter kamen mit Niels Hintermann, zuletzt Dritter in Bormio und zuvor auch in Gröden, und Marco Odermatt zwei neue Abfahrts-Podestfahrer hinzu.
Odermatt bestätigte nur zwei Wochen nach Bormio, wo er Zweiter geworden war, dass er nun in der Abfahrt ebenfalls jederzeit fähig ist, in die Top 3 vorzustossen. Auch am Lauberhorn, wo er vor dieser Saison noch nie ein Rennen bestritten hatte, schnupperte der 24-Jährige am Sieg. Nur 19 Hundertstel fehlten ihm letztlich zum Norweger Kilde, der am Vortag im Super-G mit ähnlichem Rückstand hinter Odermatt Zweiter geworden war.
Odermatts horrender Punkteschnitt
Mit seinem zehnten Podestplatz der Saison knackte Odermatt zugleich die Tausendergrenze. Exakt 1025 Punkte hat er zur Hälfte der Saison bereits auf dem Konto. Nicht ausgeschlossen, dass der überlegene Gesamtweltcup-Leader schon am Samstag nach der zweiten Abfahrt sein Total des letzten Winters (1093) übertreffen wird. Odermatt sprach allerdings davon, dass es für ihn vom Original-Start «nochmals schwieriger» werde. Und fügte lachend hinzu: «Den dritten Rang würde ich deshalb sofort nehmen.»
Sowieso komme es ihm «surreal vor, wie gut derzeit alles läuft», sagte Odermatt. Vielleicht nicht surreal, aber horrend hoch ist mit 73,2 auch sein Punkteschnitt pro Saisonrennen. Dieser Wert entspricht durchschnittlich fast einem 2. Rang pro Rennstart. Damit bewegt sich «Odi» in den Sphären eines Marcel Hirschers. Der Perfektionist aus Österreich gewann bis zu seinem Rücktritt 2019 acht grosse Kristallkugeln hintereinander.
Feuz mit 43. Abfahrts-Podestplatz
Beat Feuz sorgte dafür, dass in einer Lauberhorn-Abfahrt erstmals seit 2015 (2. Feuz, 3. Carlo Janka) wieder zwei Schweizer auf dem Podest vertreten waren. Der Emmentaler sprach in der Analyse von einer «korrekten» Fahrt, die vielleicht Eingang Kernen-S etwas zu fest auf Sicherheit bedacht gewesen sei.
Hingegen Kilde und Odermatt zeigten an dieser Stelle, dass es auch mit mehr Risiko geht. «In den Trainings war es da noch sehr eisig, noch heute war es wärmer und damit auch griffiger. Zudem sind Odermatt und Kilde aktuell die Überfahrer und oft Erster und Zweiter», sagte Feuz nach seinem dritten 3. Rang in diesem Winter nach Lake Louise und Beaver Creek.
Insgesamt hält der Abfahrts-Weltmeister von 2017 nun bei 43 Podestplätzen in der Abfahrt, womit er den in Beaver Creek von Franz Klammer und Peter Müller übernommenen Rekord weiter ausbaute. Und die Chancen stehen gut, dass Feuz am Samstag gleich nachlegen wird. Die zweite Abfahrt in Wengen startet von ganz oben, wodurch 45 vor allem für Gleiter geeignete Fahrsekunden dazukommen. Mit einem weiteren Abfahrtssieg am Lauberhorn würde der Berner in dieser Sparte den dreifachen Triumphator Klammer hinter sich lassen.
Fünfter Saisonsieg für Kilde
Die Rolle des – allerdings sympathischen – Spielverderbers übernimmt am Lauberhorn Aleksander Kilde. Der nun fünffache Saisonsieger prach von einem «Traum», die Lauberhorn-Abfahrt als dritter Norweger nach Lasse Kjus (1999) und Aksel Svindal (2016) für sich zu entscheiden. «Einen Klassiker zu gewinnen ist immer grossartig», sagte Kilde, der zugleich auch die Führung in der Disziplinen-Wertung übernahm.
Mit Kilde (269 Punkte), Matthias Mayer (Sechster am Freitag in Wengen), Dominik Paris (Neunter), Odermatt (226) und Feuz (225 Punkte) ist ein Quintett nach fünf von zehn Saisonrennen nur durch 44 Punkte getrennt.