Für Bayern München ist der Meistertitel in der Bundesliga das Normale. Die Champions League ist das, was man gewinnen will, möglichst oft. Damit wird es diesen Frühling erneut nichts.
Villarreal wurde in München, aber auch in Deutschland allgemein als Glückslos für die Viertelfinals bezeichnet. Das Glückslos verwandelte sich am Dienstagabend in München in einen Stolperstein. Nach dem auf dem Papier unerwarteten Ausscheiden gegen das allgemein unterschätzte Villarreal bleibt es für die Bayern in der Königsklasse bei zwei Triumphen in den letzten 21 Saisons, nämlich jenen von 2013 und 2020. Für die Bayern und ihre Ansprüche ist dies nicht viel.
Das Out gegen den aktuellen Siebten der spanischen Meisterschaft und Gewinner der letztjährigen Europa League hinterliess bei Cheftrainer Julian Nagelsmann deutliche Spuren. Er bezeichnete den K.o. gegen das vermeintliche Glückslos Villarreal sogar als eine der bittersten Niederlagen seiner steilen Karriere. Auf jeden Fall sei es eine seiner bittersten drei Niederlagen, räumte der Coach des deutschen Rekordmeisters nach dem 1:1 in München ein.
«Nicht ausreichend»
Nach dem Out im Cup im Oktober bei Borussia Mönchengladbach (0:5) können die Bayern nur noch das Übliche gewinnen, eben die Meisterschaft. Kein Triple, kein Double – ein Single bleibt. Genügt das dem stolzen FC Bayern? Das sei «nicht ausreichend» für die Ansprüche des Vereins, sagte Nagelsmann. Der Halbfinal in der Königsklasse sei schliesslich «immer ein bisschen das Minimalziel». Wie schon letzte Saison ist aber in den Viertelfinals Schluss. Damals war allerdings gegen die Glamour-Truppe von Paris Saint-Germain (2:3, 1:0) Endstation – auch wegen der (auf diese Saison abgeschafften) Auswärtstore-Regel und wegen personeller Schwächungen.
«Natürlich sind wir jetzt ausgeschieden. Deswegen werden wir aber nicht in Tränen ausbrechen», sagte Vorstandschef Oliver Kahn. «Wir haben nächstes Jahr wieder die Möglichkeit und werden wieder angreifen.» Kahn nahm die Spieler in Schutz. «Mehr Einsatz und Wille, als die Mannschaft gezeigt hat, ist kaum möglich», befand Kahn. «Ich denke, man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat alles reingehauen.»
Als «extrem bitter» bezeichnete Thomas Müller das Ausscheiden. «Wir haben ein engagiertes Spiel gemacht, ein gutes Spiel gemacht.» Allerdings nutzten die Bayern ihre Chancen vor allem in der zweiten Hälfte nicht. Diesen Vorwurf müsse man sich gefallen lassen, sagte der deutsche Internationale. «Die Niederlage akzeptieren? Ich weiss auch nicht genau, was ich dazu sagen soll.»
So ratlos wie Müller wirkte Nagelsmann nicht. Aber natürlich niedergeschlagen. Die Bewertung seiner ersten Saison beim FC Bayern hänge nun schon ein bisschen davon ab, wie man die Meisterschaft gestalte, sagte er. Die mediale Reaktion und die Beurteilung seiner Saison fürchtet er nicht. «Angst habe ich nicht, es gibt Schlimmeres.»
Die Bayern waren am Dienstag die überlegene Mannschaft und hätten gewinnen und weiterkommen können. Andererseits hatten sie viel Glück gehabt, dass sie im Hinspiel in Spanien nur 0:1 verloren. Es hätte genauso gut ein 0:3 absetzen können.