Der FC Basel trennt sich nach dem schwächsten Saisonstart seit mehr als zwei Jahrzehnten von Trainer Timo Schultz. Sportdirektor Heiko Vogel kehrt auf die Trainerbank zurück.
«Bis auf Weiteres» soll Heiko Vogel den FC Basel wieder trainieren – wie schon letzten Frühling nach der Entlassung von Alex Frei. Auf die Bezeichnung «Interimstrainer» verzichtete der FCB in seiner Medienmitteilung bewusst. Was heisst also bis auf Weiteres? «Bis auf Weiteres bedeutet bis auf Weiteres. Also sicher die nächste Zeit», sagt Vogel.
Verwaltungsratspräsident David Degen glaubt jedenfalls an seinen Sportdirektor und neuen Trainer: «Am Ende hatten wir das Gefühl, dass Timo (Schultz) den Schlüssel zum Erfolg nicht besitzt. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass Heiko Vogel ihn in der Hand hält.»
In Yverdon «erschreckend»
Klar wurde am Freitag: Das Schicksal von Timo Schultz in Basel ist eng mit dem letzten Wochenende und der Niederlage in Yverdon verknüpft. Dieser Auftritt sei für ihn «erschreckend» gewesen, so David Degen. «Zu den zwei, drei Fragezeichen, die wir bis dahin schon hatten, sind in Yverdon zwei, drei weitere dazu gekommen.» Im Spiel gegen Luzern bot sich dem Trainer eine letzte Chance, die er trotz einer ansprechenden Leistung der Mannschaft beim 1:1 nicht nutzen konnte.
Schon zur Geisterstunde am Freitag waren sich Verwaltungsrat und Sportdirektor einig, dass der Weg mit Timo Schultz zu Ende ist. Alle überschliefen den Entscheid noch einmal. Am Freitagvormittag herrschte immer noch Einigkeit. Am Mittag wurde Schultz entlassen. «Gefasst» habe der ehemalige St.-Pauli-Trainer den Entscheid aufgenommen, so Degen, «es war überhaupt nicht so, dass wir die Sache von unterschiedlichen Planeten aus gesehen haben.»
«Resultate denkbar schlecht»
Schultz' Ergebnisse mit dem FC Basel wurden den Ansprüchen in keinster Weise gerecht. Nur ein Sieg aus den ersten sieben Meisterschaftsspielen (5:2 gegen Winterthur). Das Verpassen der Conference League gegen einen Gegner aus Kasachstan. Die einzigen Zu-Null-Siege (inklusive aller Testspiele) gab es unter Schultz gegen die Old Boys Basel und gegen Bosporus Bern. Heiko Vogel: «Die nackten Ergebnisse waren einfach denkbar schlecht.»
Gewiss hatte es Timo Schultz in Basel extrem schwierig. Auch der Verwaltungsrat unterschätzte im Sommer die Situation, dass es an Stelle von drei geplanten Abgängen plötzlich sechs geben könnte (Zeki Amdouni, Andy Diouf, Dan Ndoye, Wouter Burger, Riccardo Calafiori, Andy Pelmard). Degen: «Wir haben diesen Umbruch nicht so gewollt und auch nicht so vorausgesehen.»
Die Rolle des Modus
Dennoch wollte der FCB Schultz nicht mehr Zeit geben, denn der neue Meisterschaftsmodus setzt einen ambitionierten Verein wie den FC Basel unter Druck. Vogel: «Es gibt in dieser Saison einen Strich in der Tabelle. Und wenn du dann, wenn getrennt wird, unter dem Strich klassiert bist, kommst du nicht mehr darüber. Das gilt es zu berücksichtigen.» Der FC Basel belegt derzeit punktgleich mit Schlusslicht Lausanne den 9. Platz unter 12 Teams.
Noch im Sommer sagte Heiko Vogel, dass egal was passiere, er beim FCB nicht mehr auf die Trainerbank zurückkehre. «Der Staff der 1. Mannschaft wollte aber, dass ich es wieder mache», so Vogel. «Da bin ich lieber wortbrüchig, als dass ich sie im Stich lasse.» Vogel ist überzeugt davon, dass der FCB den Turnaround schafft: «Ich glaube an die Mannschaft. Ich habe sie schliesslich zusammengestellt.» Auch der Präsident ist der Lösung «bis auf Weiteres» gut gesinnt: «Heiko (Vogel) kennt alle Spieler. Das ist sein grosser Vorteil gegenüber einer externen Person.»