Super League Cup gewinnen und absteigen – nein danke

plh, sda

9.5.2021 - 04:01

Peter Zeidler und seine Spieler schwanken zwischen Erfolg im Cup und Schwierigkeiten in der Meisterschaft
Peter Zeidler und seine Spieler schwanken zwischen Erfolg im Cup und Schwierigkeiten in der Meisterschaft
Keystone

Nach dem Sieg des FC Vaduz in Lugano ist der Druck auf St. Gallen – wie auch auf den FCZ – angewachsen. Ein Sieg gegen Schlusslicht Sion am Sonntagnachmittag käme dem Cupfinalisten doppelt zupass.

plh, sda

St. Gallens Trainer Peter Zeidler misst dem Heimspiel vom Sonntag gegen Sion das gleiche Gewicht bei wie dem gewonnenen Cup-Halbfinal in Genf. Betrachten Zeidlers Spieler den Match gegen das Schlusslicht wie einen Cupfight, sollte es für den FCSG gut herauskommen.

Die Ostschweizer tun gut daran, sich nicht auf die möglichen Schwächen der Konkurrenten zu verlassen. Vielmehr haben sie es in der Hand, die Zugehörigkeit zum Oberhaus selber sicherzustellen.

Im Match vom Sonntag werden gleichsam sechs Punkte vergeben. Der Abstand zwischen St. Gallen und Sion wird nachher, je nach Ausgang, neun, weiterhin sechs oder nur noch drei Punkte betragen. Sion dürfte es schwer haben, wenn die St. Galler so kämpferisch auftreten wie in ihren drei Cupspielen dieses Frühlings: wie beim grandiosen 4:1 gegen die Young Boys, beim 2:0 in Zürich gegen die Grasshoppers und beim 1:0 in Genf.

In der Saison 2015/16 zeigte der FC Zürich seine besten Leistungen ebenfalls im Cupwettbewerb. Die Zürcher wurden mit einem 1:0 gegen Lugano im Letzigrund Cupsieger, nachdem sie unterwegs in lauter Auswärtsspielen und mit insgesamt 10:2 Toren der Reihe nach YB, Thun und Sion ausgeschaltet hatten. Aber die damals von Sami Hyypiä befehligte Mannschaft hatte zwei Gesichter. In der Super League verloren die Zürcher ein ums andere Mal, in der vorentscheidenden Phase gegen das Ende der Meisterschaft fünfmal am Stück. Nach 32 Runden, wie sie jetzt auch St. Gallen absolviert hat, hatten sie noch vier Punkte Reserve auf den Abstiegsplatz. Die Barrage wurde damals nicht ausgetragen. In der letzten Runde – jetzt unter Uli Forte – siegte der FCZ daheim gegen Vaduz, aber diese drei Punkte trugen nichts mehr ab.

Am Ende der Saison 1991/92 stieg auch der FC Luzern als frischer Cupsieger ab. In der letzten Saison unter Meistertrainer Friedel Rausch hatten die Innerschweizer allerdings sehr viel Pech. Gespielt wurde nach dem Modus mit Qualifikation, Finalrunde und Auf-/Abstiegsrunde. Die Finalrunde verpassten sie, weil ihre Tordifferenz um zwei Tore zu schlecht war. Und für den Ligaerhalt in der Auf-/Abstiegsrunde fehlten ihnen bei Punktgleichheit abermals zwei Tore. Die Aufsteiger hiessen Bulle und Chiasso.

Von der ungeliebten Personalunion Cupsieger/Absteiger ist der FCSG noch ein Stück entfernt. Der Schritt zum zweiten Cupsieg der Vereinsgeschichte (nach 1969) ist nicht gross, der Schritt zum Abstieg grösser.

Allein mit dem Einzug in der Cupfinal haben Zeidlers Mannen Historisches erreicht. Im Halbfinal im Stade de Genève haben sie viel Kraft und Energie gebraucht. Aber es scheint möglich zu sein, dass sie von diesem Fight viel mentale Stärke abzapfen können. Auf diese Weise könnte das Sechs-Punkte-Spiel vom Sonntag nach dem Geschmack der Ostschweizer und ihrer Fans ausgehen.

Die Super-League-Spiele vom Sonntag im Überblick:

Lausanne-Sport – Zürich (4:0, 0:4, 1:1). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Schärer. – Absenzen: Turkes, Elton Monteiro, Geissmann, Nanizayamo, Zohouri, Falk und Mastil (alle verletzt); Tosin, Aliti (beide gesperrt), Sobiech und Khelifi (beide verletzt). – Statistik: Die Waadtländer dürfen auf ihre erste Saison nach dem Wiederaufstieg schon jetzt stolz sein. Denn lange vor dem Saisonschluss haben sie jedwede Abstiegsgefahr beseitigt. Sie können sich sogar unbelastet Richtung Europacup bewegen. Der FCZ ist noch nicht ganz aus dem Schneider, aber der 3:0-Heimsieg vom letzten Sonntag gegen Lugano hat die Lage entspannt. Die Reserve auf den von Vaduz gehaltenen Barrage-Platz ist auf fünf Punkte angewachsen.

Luzern – Servette (3:1, 3:0, 2:4). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Fähndrich. – Absenzen: Tasar, Sidler (beide gesperrt), Schulz, Ndenge und Binous (alle verletzt); Antunes, Cespedes, Guerin und Henchoz (alle verletzt). – Fraglich: Frydek und Schürpf; – . – Statistik: Als erfolgreichste Mannschaft der letzten vier Runden (3 Siege, 1 Remis) haben die Innerschweizer jede Gefahr gebannt. Sie können sich auf den Cupfinal freuen und in der Meisterschaft vielleicht noch den einen oder anderen Platz gewinnen. Die Servettiens müssen die Enttäuschung des verlorenen Halbfinals ablegen und sofort wieder für das Fernduell um den 2. Platz gegen den FC Basel parat sein. Seit ihrem Wiederaufstieg im Sommer 2019 holten die Genfer aus sieben Super-League-Duellen mit Luzern 13 Punkte.

St. Gallen – Sion (1:0, 2:3, 1:1). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Schnyder. – Absenzen: Kräuchi, Abaz, Ajeti (alle verletzt) und Youan (rekonvaleszent); Lacroix (gesperrt), Bamert, Abdellaoui, Wesley, Doldur und Kabashi (alle verletzt). – Fraglich: – ; Vlasenko. – Statistik: Sofort nach dem Sieg im Cup-Halbfinal in Genf gegen Servette mahnte St. Gallens Trainer Peter Zeidler, dass man Cup und Meisterschaft nicht vermischen dürfe. Er verlangt von seinen Spielern die hundertprozentige Bereitschaft für den wichtigen Match gegen Sion. Die St. Galler werden voraussichtlich weitere Punkte brauchen, von denen sie in den letzten Wochen nicht viele gewannen. Für die Sittener hat der Match eine kapitale Bedeutung. Irgendwann müssen sie Vaduz ein- und überholen, damit sie in der nächsten Saison nicht erstmals seit 15 Jahren wieder im Unterhaus spielen müssen. Von den jüngsten acht Duellen mit den Wallisern gewannen die Ostschweizer sechs am Stück. In diesem Kalenderjahr jedoch holten sie aus zwei Direktbegegnungen nur einen Punkt.

Rangliste: 1. Young Boys 33/75 (63:25). 2. Servette 32/47 (40:46). 3. Basel 33/47 (54:49). 4. Lugano 33/43 (35:38). 5. Luzern 32/42 (55:51). 6. Lausanne-Sport 32/42 (44:43). 7. Zürich 32/38 (45:48). 8. St. Gallen 32/37 (36:42). 9. Vaduz 33/36 (34:49). 10. Sion 32/31 (39:54).