Während die Young Boys nach dem Cupfinal-Einzug feiern, hadert man im Basler Lager mit sich, und mit Schiedsrichter Urs Schnyder.
Der Pfiff von Schiedsrichter Urs Schnyder ist am Dienstagabend erst kurz verhallt, als in der Garderobe der Young Boys der Musikpegel hochgedreht wird. «Will nomeh» des Zürcher Rappers L Loko scheppert auf Anweisung von Garderoben-DJ Loris Benito aus den Boxen, und die Berner Spieler stimmen ein in diese Hymne, die nach dem eindrucksvollen 4:2-Erfolg im Halbfinal des Schweizer Cups gegen den FC Basel verrät, dass der Siegeshunger der Young Boys keineswegs gestillt ist. Das Team von Raphael Wicky «will noch mehr», sprich den achten Cup-Titel und das insgesamt dritte Double der Vereinsgeschichte nach Bern holen.
Am 4. Juni wird es soweit sein und im wahrscheinlich ausverkauften Wankdorf die Mehrzahl der Anwesenden hoffen, dass die Gelb-Schwarzen auch den zweiten nationalen Titel zurück in die Hauptstadt befördern.
Vogels Schiedsrichterkritik
Während die Berner tanzen, sind die Basler eher am Hadern. Denn als Michael Lang sagt, man könne YB nun bereits zum Cupsieg gratulieren, tut dies der Rechtsverteidiger des FCB auch mit einer Portion Ironie und einem Wink an Schiedsrichter Schnyder. Denn die Basler fühlten sich an diesem Abend des Öfteren benachteiligt, etwa, als ein Handspiel von Joël Monteiro in der Schlussphase nicht geahndet wurde und auch der Videoschiedsrichter nicht intervenierte.
Es ist der Moment, der FCB-Trainer Heiko Vogel dazu verleitet, einmal mehr in seiner Spielanalyse den Unparteiischen zu kritisieren. Der 47-Jährige sagt: «Der Schiedsrichter hat leider nicht zu dieser tollen Partie gepasst. Er war überfordert. Wenn wir da das 3:4 erzielen, hätten wir vielleicht noch einmal zurückkommen können.»
Es ist eine hypothetische Annahme, die ausser Acht lässt, dass die Young Boys mit Ausnahme der ersten Viertelstunde nach der Pause sehr abgeklärt und spielbestimmend aufgetreten waren, auch wenn Vogel konstatiert: «Wir waren auf Augenhöhe, haben aber zu viel hergeschenkt. Wenn man vier Tore kassiert, ist es in jedem Spiel schwierig zu gewinnen.»
Wickys Nüchternheit
In der Conference League hatte der FCB in den letzten Wochen jeweils sein bestes Gesicht gezeigt und sowohl Trabzonspor als auch Slovan Bratislava auf dem Weg in die Viertelfinals ausgeschaltet. Nun sind die Basler anderthalb Wochen vor dem ersten Aufeinandertreffen mit dem Ligue-1-Klub Nice erstmals in einem K.o-Spiel unterlegen und können ihre über weite Strecken schwierige Saison nicht mit dem überraschenden 14. Cuptitel krönen.
YB-Trainer Wicky ist derweil noch nicht zum Tanzen zu Mute. Der nüchterne Walliser sagt, seine Mannschaft habe trotz dieses Sieges noch nichts erreicht. Und sowieso: «Der Cupfinal ist noch weit weg. Wir haben zuerst noch andere Aufgaben zu erledigen.» Sprich: Meister werden. Gut möglich, dass bei der Meisterparty irgendwann in den nächsten Wochen auch wieder L Loko durch die YB-Boxen scheppern wird. Denn eben: Eine Trophäe reicht in Bern nicht, sie wollen noch mehr.