Thomas Häberli steht vor einem emotionalen Abschied. Das Länderspiel gegen die Schweiz in Luzern ist für den Luzerner das letzte Spiel als estnischer Nationaltrainer.
Im Januar 2021, also mitten in den Wirren der Corona-Pandemie, fasste Häberli einen für viele überraschenden Entscheid und wurde Nationaltrainer in Estland. Das Engagement entstand aus einer Beratertätigkeit für den estnischen Klub Flora Tallinn. Zuletzt war Häberli nach jahrelanger Tätigkeit im Nachwuchs des FC Basel kurzzeitig Cheftrainer des FC Luzern und seit Sommer 2019 ohne Trainerjob.
In Estland feierte Häberli, der zwischen 2000 und 2009 fast 300 Spiele für YB bestritt und damit Legenden-Status erlangte, einige Achtungserfolge wie den erstmaligen Gewinn des Baltic Cups. Vor allem aber gewann Estland in der Liga D der Nations League alle vier Spiele (gegen San Marino und Malta). Damit qualifizierte sich das Team sogar für die EM-Playoffs und durfte sich vage Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Endrunde machen.
Diese wurden jedoch durch die 1:5-Niederlage gegen Polen im März jäh zerstört. Obwohl die Niederlage zu erwarten war, fiel Häberli danach in Ungnade. Denn zuvor hatte sein Team in der EM-Qualifikation nur einen Punkt geholt und auch in den Testspielen eine unglückliche Figur abgegeben. Seit Januar 2023 blieb Estland in 13 Länderspielen sieglos – das war des Schlechten zu viel.
Zwar hat sich Häberli Respekt verschafft, denn anders als frühere aus dem Ausland engagierte Nationaltrainer, entschied er sich, mit seiner Familie nach Estland zu ziehen. So konnte der 50-Jährige nahe am heimischen Ligabetrieb sein und die Spieler beobachten. Aufgrund der Niederlagenserie entschied sich der Verband aber dennoch, den bis 2024 dotierten Vertrag mit dem Schweizer «in gegenseitigem Einvernehmen» aufzulösen.
Das bereits angesetzte Testspiel gegen die Schweiz in Häberlis Heimatkanton wird Häberli noch gewährt, danach ist Schluss. Vier Tage später im Heimspiel gegen die Färöer steht bereits dessen Nachfolger, der Este Jürgen Henn, an der Seitenlinie. Häberlis Zukunft ist derweil noch offen.