Leichtathletik Der Präsident von World Athletics setzt auf den Unterhaltungswert

hle, sda

1.9.2023 - 04:01

Erklärt seine Sicht der Dinge: Sebastian Coe
Erklärt seine Sicht der Dinge: Sebastian Coe
Keystone

Bei Weltklasse Zürich ist Brite Sebastian Coe Stammgast. In einer von Colin Jackson moderierten Runde umschreibt der Präsident von World Athletics die Prioritäten für seine letzte Amtszeit.

Keystone-SDA, hle, sda

Bevor Coe zu ernsteren Themen sprach, liess es sich der 66-jährige Brite, zweifacher Olympiasieger 1980 und 1984 über 1500 m, Weltrekord-Läufer 1979 im Letzigrund und OK-Chef der Olympischem Spiele 2012 in London, nicht nehmen, ein paar lockere Sprüche zu platzieren.

«Das sind Verhältnisse wie in Nordkorea», kommentierte er die 98,5 Prozent der Stimmen, die ihm vor zwei Wochen im Rahmen der WM in Budapest eine dritte Amtszeit als Präsident des Weltverbandes World Athletics ermöglichten. «Meine Mitarbeiter sind seither damit beschäftigt, die 1,5 Prozent ausfindig zu machen.»

Auch schilderte er seine ersten Erinnerungen an Weltklasse Zürich. 1979 holte ihn der damalige Meeting-Direktor Res Brügger im grünen Jacket persönlich vom Rollfeld in Kloten ab, im hektischen London hingegen musste er sich Stunden zuvor als zweifacher Weltrekordhalter selber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen durchschlagen.

«Wir müssen brutal sein»

Auf seine Schwerpunkte in den kommenden Jahren angesprochen, sagte der Brite klipp und klar: «Sport ist Unterhaltung.» Er richte sein Handeln deshalb nach folgenden Fragen aus: «Was will das Publikum sehen? Was funktioniert, was funktioniert nicht?» Die Antworten würden harte Entschiede bedingen, «aber wir müssen brutal sein».

Coe will die Leichtathletik vermehrt dem Lifestyle der jungen Leute anpassen. «Wir müssen mehr 'big moments' kreieren, als wir das jetzt tun.» Für eine globale Sportart sei die Saison mit den paar Sommermonaten zu kurz. Es gelte, über einen längeren Zeitraum präsent zu bleiben. «Wenn wir die Leichtathletik richtig inszenieren, dann kommt das Publikum an uns nicht vorbei. Wir sind eine globale Sportart, wie der Fussball», betonte er.

Auf Fragen, welche Disziplinen allenfalls von einer WM ausgelagert würden, ob die Titelkämpfe zum Ende der Saison die Attraktivität steigern würden, ob im Jahr ohne Grossanlass neue Events geschaffen würden, ob mehr Mixed-Events zu erwarten seien oder ob eine WM in Afrika nicht dringend nötig wäre, ging er nicht spezifisch ein. «Der Appetit in unserem Council auf eine WM in Afrika ist sehr gross», bestätigte er allerdings.

Wichtig sei die Inszenierung der Events. «Ich bin ein Gegner leerer Sitze. Ich setze alle Betroffenen unter Druck, damit das nicht vorkommt», meinte Coe. Der Weltverband arbeite immer enger mit den Organisatoren zusammen, was auch schon Auswirkungen zeige.

Der bisherigen Saison 2023 stellt er ein guten Zeugnis aus. «Kein einziges Diamond-League-Meeting ist durchgefallen», hielt er fest. «Es gab immer Highlights. Wir haben in fast allen Disziplinen eine breite Spitze, die spannende Wettkämpfe liefert.» Die TV-Zahlen seien besser als zuvor, «und die WM in Budapest war ein voller Erfolg. Wir hatten ein leidenschaftliches Publikum. Wir hatten eine Stadt, die diese Meisterschaften wirklich aufnahm.»