Super League Der Videoassistent sorgt in der Super League für Gesprächsstoff

sda

17.10.2021 - 22:15

Stefan Horisberger, der am Samstag die Partie zwischen den Young Boys und Luzern gepfiffen hat, schaut sich eine Szene auf dem Videobildschirm an. (Archivbild)
Stefan Horisberger, der am Samstag die Partie zwischen den Young Boys und Luzern gepfiffen hat, schaut sich eine Szene auf dem Videobildschirm an. (Archivbild)
Keystone

Ein unterschlagenes Tor in Bern, zwei strittige Szenen und eine lange Wartezeit in St. Gallen, kein Eingriff in Zürich: Der VAR sorgt in der 10. Runde der Super League für Diskussionen.

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Folgende Szenen standen am Wochenende im Fokus der VAR-Debatte: In Bern griff der Videoassistent am Samstag beim 1:1 zwischen den Young Boys und Luzern in der 55. Minute beim vermeintlichen Ausgleichstreffer der Gastgeber nicht ein, wo er es zwingend hätte tun müssen. Auch in Zürich blieb der VAR, ebenfalls in der 55. Spielminute, stumm, obwohl der FCZ-Spieler Bledian Krasniqi im gegnerischen Strafraum von Jonathan Sabbatini mit ausgefahrenem Arm niedergestreckt worden war. In St. Gallen kam in einer Szene Basil Stillhart mit etwas Glück ohne Penaltypfiff davon und dauerte es nach dem St. Galler Siegestreffer von Jérémy Guillemenot in der Nachspielzeit 2 Minuten und 40 Sekunden, bis das Tor seine Gültigkeit hatte.

Ein klarer Fehler ...

Beim aberkannten Tor der Young Boys handelte sich um einen klaren Fehlentscheid. Der Ball zu dem im Abseits stehenden späteren Passgeber Nicolas Moumi Ngamaleu kam nicht von einem Berner, sondern vom grätschenden Luzerner Jordy Wehrmann. YB-Trainer David Wagner sprach nach dem Spiel den Schiedsrichter und den Assistenten von jeder Schuld frei. Umso klarer hielt Wagner fest, dass der VAR in dieser Szene versagt habe. Dass es diese je nach Situation absurde Regel gibt, zeigte vor wenigen Tagen der Final der Nations League zwischen Frankreich und Belgien. Die TV-Bilder beim 2:1-Siegtreffer der Franzosen liessen deutliche eine Offsidestellung vermuten. Der Treffer zählte aber, weil Spaniens Verteidiger Eric Garcia den Ball beim Zuspiel auf den Torschützen Kylian Mbappé noch leicht berührte.

Die erste strittige Szene in St. Gallen, Stillharts Versuch eines wuchtigen Befreiungsschlags, bei dem er praktisch zeitgleich mit dem Ball das Bein von Servettes Ronny Rodelin traf, lag im Graubereich. Bei der zweiten in der Nachspielzeit kam die Komponente dazu, dass sich das mutmassliche Foul des St. Gallers Ousmane Diakité, ein Kopfball mit viel Körpereinsatz, eine Weile vor dem Tor abspielte. Welche vorangegangenen Spielszenen noch in die Bewertung einfliessen, liegt ebenfalls im Ermessensspielraum der Video-Schiedsrichter.

... und vieles im Graubereich

«Grössten Respekt vor Luca Piccolo. Der hat endlich mal die Eier zu sagen, dass der Entscheid auf dem Platz richtig war», lobte St. Gallens Captain Lukas Görtler den Schiedsrichter. Sollte sich der VAR also doch weniger oft und nur bei den grössten Fehleinschätzungen einschalten? Tatsächlich lagen die besagten Szenen vom Wochenende bis auf die Ausnahme in Bern im Ermessensbereich. Entscheidend ist, dass die Referees eine einheitliche Linie fahren. Eine Linie, die wiederholt vermisst wird, die sich aber auch schwer festlegen lässt.

Die Geister scheiden sich auch in der vierten Super-League-Saison. Im TV-Studio von «blue» meinte der Experte Rolf Fringer: «Über eine längere Zeitspanne gleichen sich Glück und Pech aus.» Marco Streller konterte: «Dann braucht es den VAR ja gar nicht.» Einig ist man sich indes darin, dass der Videoassistent nur dann Sinn macht, wenn er einem verbindlichen Massstab unterliegt. Und wenn in Volketswil besser hingeschaut wird als am Samstag in Bern.