Das erste der beiden Testspiele vor der EM in Deutschland läuft der Schweiz ganz nach Wunsch. Gegen Estland feiert das Nationalteam einen 4:0-Sieg.
Wo war eigentlich Steven Zuber während der Qualifikation? Diese Frage stellte man sich in der 20. Minute unweigerlich. Soeben hatte der Angreifer von AEK Athen die Schweiz mit einem schönen Schuss in die Torecke in Führung gebracht. Es war sein erstes Tor in der Nationalmannschaft seit über zweieinhalb Jahren. In der Zwischenzeit war er allerdings nur sieben Mal zum Einsatz gekommen.
Zubers lange Abwesenheit lässt sich zum Teil erklären: Unmittelbar vor der WM in Katar verletzte er sich und sagte freiwillig für das Turnier ab. Zudem sorgte der Wechsel von Frankfurt nach Athen nicht gerade dafür, dass er auf dem allgemeinen Radar blieb. So stand er in der EM-Qualifikation nur einmal im Kader und kam gegen Andorra lediglich zu einem halbstündigen Einsatz.
Nun scheint sich der 32-Jährige im letzten Moment doch noch das Ticket für die Endrunde zu sichern. Mit seinem Auftritt in Luzern gab er ein überzeugendes Bewerbungsschreiben ab.
Duah bemüht, aber glücklos
Der andere Spieler, auf den sich alle Augen richteten, war Kwadwo Duah. Der 27-jährige Berner, der seit dieser Saison für Ludogorez Rasgrad spielt, gab sein Debüt im Nationalteam. Mit seiner Schnelligkeit, seiner Ballbeherrschung und seiner Präsenz im Strafraum gelang ihm das durchaus.
Im Gegensatz zu Zuber fehlte Duah jedoch das Erfolgserlebnis. Drei Minuten vor dem 1:0 hatte der Stürmer eine gute Kopfballchance, scheiterte aber am estnischen Torhüter. Kurz darauf musste er nach einem Zweikampf am Fuss behandelt werden und war danach nicht mehr ganz so aktiv.
Beide Angreifer wurden zur Pause ausgewechselt. Zeki Amdouni und Ruben Vargas, die für Duah und Zuber in die Partie kamen, schienen sich herausgefordert zu fühlen. Keine zwei Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als Vargas auf Amdouni ablegte und dieser die Führung für die Schweiz ausbaute. Eine Erlösung für den besten Schweizer Torschützen der Qualifikation, der in Burnley keine einfache Saison hatte.
Nächster Cut steht an
Nach dem zweiten Tor war der Widerstand Estlands gebrochen. Trainer Thomas Häberli sah bei seinem Abschiedsspiel, wie sein Team noch zwei weitere Treffer kassierte. Nico Elvedi war nach einem Abpraller zur Stelle, Xherdan Shaqiri traf per Penalty, der wegen zu frühem Herauslaufen des Torhüters wiederholt wurde. Es war der höchste Sieg der Schweizer seit dem 5:0 gegen Belarus im März des letzten Jahres.
Nationaltrainer Murat Yakin steht nun vor wichtigen Entscheidungen. Bis am Freitag, 7. Juni, muss das definitive EM-Kader der UEFA gemeldet werden. Neben den beiden Torhütern Marvin Keller und Pascal Loretz müssen noch mindestens fünf weitere Spieler aus dem Kader gestrichen werden. Ursprünglich wollte Yakin sogar nur 24 Spieler an die Endrunde mitnehmen. Da mit Breel Embolo und Denis Zakaria zwei wichtige Leistungsträger angeschlagen sind, könnte der Nationalcoach das maximale Kontingent von 26 Spielern doch noch ausschöpfen.
Am Samstag (18.00 Uhr) bestreitet die Schweiz in St. Gallen ihr zweites Testspiel, die Turnier-Hauptprobe gegen EM-Teilnehmer Österreich. Nach dem freien Sonntag reist die Nationalmannschaft dann am Montag nach Stuttgart, wo sie während des Turniers logieren wird.
Telegramm:
Schweiz – Estland 4:0 (1:0)
Swissporarena, Luzern. – 14'473 Zuschauer. – SR Athanasiou (CYP). – Tore: 20. Zuber 1:0. 47. Amdouni (Vargas) 2:0. 63. Elvedi 3:0. 70. Shaqiri (Penalty/Foul an Amdouni) 4:0.
Schweiz: Mvogo; Schär, Akanji, Elvedi; Widmer (61. Stergiou), Freuler (46. Sierro), Xhaka (74. Aebischer), Ndoye (61. Rieder); Shaqiri, Duah (46. Amdouni), Zuber (46. Vargas).
Estland: Igonen; Hussar (82. Tamm), Kuusk, Paskotsi, Peetson, Pikk; Vetkal (73. Tur), Ainsalu (61. Shein), Poom (86. Palumets), Miller (82. Vassiljev); Lepik (73. Anier).
Bemerkungen: Schweiz ohne Embolo, Zakaria (beide verletzt), Sommer, Kobel, Rodriguez, Okafor, Zeqiri, Steffen, Bislimi und Hajdari (alle überzählig oder noch nicht im Team). Verwarnungen: 67. Poom. 85. Schär verletzt ausgeschieden (kein weiterer Wechsel möglich).