Mit der Einführung eines Hindernisparcours anstelle des Reitens soll die Zukunft des Modernen Fünfkampfes im Olympia-Programm gesichert werden. Für Anna Jurt ist das Fluch und Segen zu gleich.
Anna Jurt steht nicht gerne im Mittelpunkt. Sagt sie. Doch die erst 22-jährige Obwaldnerin erweist sich als hervorragende Botschafterin ihrer Sportart, die einst von Baron Pierre de Coubertin für die Olympischen Spiele «erfunden» wurde. «Modern» war der auch Pentathlon genannte Fünfkampf allerdings schon länger nicht mehr; zuletzt musste man sich immer wieder gegen den Rauswurf aus dem olympischen Programm wehren.
Unvergessen sind die Bilder vor drei Jahren in Tokio, als die deutsche Annika Schleu verzweifelt mit der Gerte auf das ihr zugeloste Pferd einschlug, weil es nicht über die Hindernisse springen wollte, und von ihrer Trainerin noch weiter ermutigt wurde. Als Folge wird Reiten aus dem Modernen Fünfkampf entfernt und nach den laufenden Spielen durch einen Hindernisparcours für die Athleten ersetzt.
Hoffen auf die guten Gene
Anna Jurt, die die Schweiz neben dem Walliser Alexandre Dällenbach in Paris vertritt, freut sich, dass das Reiten diesmal noch dabei ist. «Ich komme eigentlich vom Reiten», erzählt sie. «Ich finde das mega schöne Tiere, und ich werde sicher auch in Zukunft in der Freizeit reiten.» Doch sie versteht den Entscheid. Die Zuteilung und die Qualität der Pferde sorgten immer wieder für Diskussionen und eben auch für Kritik von Tierschützern.
Als Nachteil für sich sieht Jurt den Wechsel nicht an. Ihre jüngeren Zwillingsschwestern Katharina und Florina folgen in ihren Fussstapfen und trainieren bereits den neuen Hindernisparcours. «Ich machte früher Kunst- und Geräteturnen», sagt Anna Jurt. «Ich hoffe, das hilft. Und wenn ich ihnen zuschaue, hoffe ich auch, dass ich gute Gene dafür habe.»
Dass es ein Hindernisparcours ist, der neu dazu kommt, macht beim militärischen Ursprung des Fünfkampfs durchaus Sinn. Im alten Griechenland gab es einen Pentathlon, mit dem die Fähigkeiten eines Kriegers getestet werden sollten. Das Gleiche schwebte De Coubertin mit der Kombination aus Fechten, Schwimmen, Reiten, Laufen und Schiessen vor.
Grosse Bühne in Versailles
In Paris bekommen die Fünfkämpfer eine grosse Bühne. Am Freitag beginnen sie mit dem Fechten in der Stadt, am Samstag (Frauen) und Sonntag (Männer) schliessen sie den Wettkampf im Schlossgarten von Versailles ab. Das Schwimmbecken liegt direkt neben dem Reitstadion und war auch bei Steve Guerdats Silberritt prominent im TV zu sehen. Die Entscheidung fällt im kombinierten «Laserrun», bei dem, ähnlich wie im Biathlon, gerannt und dazwischen mit Laserpistolen geschossen wird.
Anna Jurt freut sich riesig, gerade der «Laserrun» hat es ihr angetan. «Er ist mega physisch und psychisch anspruchsvoll und verlangt einem alles ab. Kurz: Es ist eine mega coole Sportart.» Und um Werbung für diese zu machen, steht auch die meist in Bern trainierende Obwaldnerin gerne etwas mehr im Mittelpunkt.