Am Ende soll es der erste EM-Titel sein. Auf dem Weg dahin muss sich England in der Gruppenphase gegen Dänemark, Serbien und Slowenien behaupten.
Für England müsste der Vorstoss in die Achtelfinals in der Gruppe C Formsache sein. Stärkster Gegner auf dem Papier ist das im FIFA-Ranking an 21. Stelle geführte Dänemark, der Sensations-Europameister von 1992. Slowenien ist erst zum zweiten Mal nach 2000 an einer EM-Endrunde dabei. Serbien, das Schweizer Schreckgespenst der letzten beiden Weltmeisterschaften in Bezug auf unerwünschte Nebenschauplätze und Störgeräusche, hat sich zum ersten Mal als eigenständige Nation für die EM qualifiziert.
England: Premium-Kader mit Titelhunger
Ein Topfavorit, der vor 58 Jahren seinen bislang einzigen Titel gewonnen hat? Ja! Besser als jetzt waren Englands Perspektiven in der Neuzeit nie. Trainer Gareth Southgate kann aus einem riesigen Fundus hochkarätiger Spieler schöpfen, die auch schon über wertvolle internationale Erfahrung verfügen. Er setzt dabei auf eine prunkvolle Offensive um Captain und Vollstrecker Harry Kane und die dynamischen Youngsters Jude Bellingham, Phil Foden und Bukayo Saka. Mit Jordan Pickford besetzt immerhin der statistisch drittbeste Torhüter der Premier-League-Saison die traditionelle Schwachstelle zwischen den Pfosten.
An der letzten Europameisterschaft kamen die Engländer dem ersten Titel seit 1966 bereits sehr nahe. Im Final hatten sie im Penaltyschiessen gegen Italien das Nachsehen. Nun könnte die Zeit für die erste Silberware seit dem WM-Titel vor 58 Jahren reif sein.
England in Zahlen. – Einwohner: 56 Mio. – Hauptstadt: London. – FIFA-Ranking: 4. – Bisherige Teilnahmen an EM-Endrunden (10): 1968, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012, 2016, 2021. – Bestes EM-Resultat: Final (2021). – Bester Torschütze der Qualifikation: Harry Kane (8 Tore). – Rekordspieler: Peter Shilton (125 Spiele). – Rekordtorschütze: Kane (62 Tore). – Bekannteste Spieler: Kane, Jude Bellingham, Phil Foden. – Trainer: Gareth Southgate (ENG, seit 2016).
Dänemark: Reife Säule, junge Stürmer
2021 wurde Dänemarks Halbfinal-Einzug an der EM vom Herzstillstand von Christian Eriksen getrübt. An der WM 2022 stolperte die ansonsten beständige Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand in der Gruppenphase über Australien. Die EM 2024 könnte für einige langjährige Leistungsträger die letzte Gelegenheit sein, ein dänisches Sommermärchen zu schreiben wie ihre Vorgänger beim sensationellen EM-Triumph 1992. Goalie Kasper Schmeichel ist 37 Jahre alt, Captain Simon Kjaer 35, der inzwischen mit einem Herzschrittmacher bei Manchester United engagierte Spielmacher Eriksen 32.
Die langjährige Säule des Teams hat den Zenit überschritten, in der Gruppe mit Slowenien und Serbien ist der 2. Platz dennoch ein Muss, zumal auch hoch gehandelte Talente wie Stürmer Rasmus Höjlund (21/Manchester United) und Mittelfeld-Akteur Morten Hjulmand (24/Sporting Lissabon) im Team des Schweizer Testspiel-Gegners von Ende März (0:0) mitmischen.
Dänemark in Zahlen. – Einwohner: 5,9 Mio. – Hauptstadt: Kopenhagen. – FIFA-Ranking: 21. – Bisherige Teilnahmen an EM-Endrunden (9): 1964, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2012, 2021. – Bestes EM-Resultat: Sieger (1992). – Bester Torschütze der EM-Qualifikation: Rasmus Höjlund (7 Tore). – Rekordspieler: Simon Kjaer (131 Spiele). – Rekordtorschütze: Poul Nielsen und Jon Dahl Tomasson (je 52 Tore). – Bekannteste Spieler: Christian Eriksen, Kasper Schmeichel, Simon Kjaer. – Trainer: Kasper Hjulmand (DEN, seit 2020).
Serbien: Vorne oho, hinten oh, oh
Serbien verkörpert auf dem Platz in mancher Hinsicht das Gegenteil der Schweizer Mannschaft. Die Equipe von Trainer Dragan Stojkovic, die in der Qualifikation Ungarn den Vortritt lassen musste, hat ihre grösste Stärke dort, wo es im Schweizer Ensemble am meisten harzt: im Sturmzentrum. Der im besten Alter nach Saudi-Arabien gewechselte Aleksander Mitrovic ist Serbiens Rekordtorschütze, Dusan Vlahovic eine zweite hochkarätige Säule im Sturm. Serbiens Schwächen im Abwehrzentrum könnte der ehemalige Basler Strahinja Pavlovic mindern, der in der Talentschmiede von RB Salzburg eine starke Entwicklung genommen hat.
Ein Szenario gibt es übrigens, nach welchem es im Achtelfinal zu einem erneuten Duell mit der Schweiz kommen könnte: Die Schweiz müsste dafür den Gruppensieg holen, Serbien als Zweiter weiterkommen.
Serbien in Zahlen. – Einwohner: 6,7 Mio. – Hauptstadt: Belgrad. – FIFA-Ranking: 33. – Bisherige Teilnahmen an EM-Endrunden (5): 1960, 1968, 1976, 1984, 2000 (als Teil von Jugoslawien). – Bestes EM-Resultat: Final (1960 und 1968). – Bester Torschütze der Qualifikation: Aleksandar Mitrovic (5 Tore). – Rekordspieler: Dusan Tadic (106 Spiele). – Rekordtorschütze: Mitrovic (57 Tore). – Bekannteste Spieler: Mitrovic, Dusan Tadic, Sergej Milinkovic-Savic. – Trainer: Dragan Stojkovic (SRB, seit 2021).
Slowenien: Zwei Trümpfe und eine Prise Super League
Zum zweiten Mal nach 2000 hat sich Slowenien für die EM-Endrunde qualifiziert – punktgleich mit dem Gruppensieger Dänemark, auf den die Mannschaft von Trainer Matjaz Kek nun auch im ersten Spiel an der Endrunde in Deutschland trifft. Kek, der seit 2018 im Amt ist, setzt in der Regel auf ein klassisches 4-4-2. Zu den wenigen Gegentoren – die Slowenen kassierten in der Qualifikation in zehn Spielen neun Tore und bezwangen Ende März Portugal in einem Testspiel 2:0 – trägt insbesondere der Torhüter bei. Jan Oblak, seit zehn Jahren sicherer Rückhalt von Atlético Madrid, gehört zu den Besten seines Fachs.
Auch im Sturm, zu dem auch der Luganese Zan Celar und der Ex-Basler Andraz Sporar gehören, verfügen die Slowenen mit dem hoch gehandelten 21-jährigen Benjamin Sesko von RB Leipzig über gehobenes internationales Format. Gleichwohl wäre allein der erste Sieg an einer EM-Endrunde als Erfolg zu werten.
Slowenien in Zahlen. – Einwohner: 2,12 Mio. – Hauptstadt: Ljubljana. – FIFA-Ranking: 57. – Bisherige Teilnahmen an EM-Endrunden (1): 2000. – Bestes EM-Resultat: Teilnahme 2000 (Aus in der Vorrunde als Gruppenletzter). – Bester Torschütze der EM-Qualifikation: Benjamin Sesko (5 Tore). – Rekordspieler: Bostjan Cesar (101 Spiele). – Rekordtorschütze: Zlatko Zahovic (35 Tore). – Bekannteste Spieler: Jan Oblak, Benjamin Sesko, Zan Celar (Lugano). – Trainer: Matjaz Kek (SLO, seit 2018).
sda
