Neun Stimmen für Warholm, drei Stimmen für Duplantis: So tippen die Leichtathletik-Profis vor dem 100-m-Showdown im Letzigrund, und ihre Vorhersage ist falsch.
Der Norweger verliert in 10,47 Sekunden gegen den Schweden in 10,37.
Die skandinavischen Könige der Leichtathletik, die Weltrekordhalter im Stabhochsprung mit Armand Duplantis und über 400 m Hürden mit Karsten Warholm, traten am Mittwochabend in Letzigrund im Sprint gegeneinander an. Alles begann 2023 beim Meeting in Monaco, als Duplantis Warholm mit der Aussage aufgezogen hatte, dass er ihn über 100 m bezwingen würde, und ihm vorschlug, ein Rennen zu machen. Warholm lenkte ein, mit einem Handschlag war die Wette besiegelt.
Weltklasse Zürich scheute mit den Athleten und deren Sponsoren keinen Aufwand, um dieses Duell in den Letzigrund zu bringen. Das Ganze lief unter der Kategorie Show, aber es war eben kein Klamauk. Im Gegenteil: Alle machten sich ernsthaft Gedanken, um den Sieger zu prognostizieren. Auch das Dutzend Athletinnen und Athleten, das im Vorfeld von Weltklasse Zürich vor die Medien trat. Und sie gaben nicht nur einen Tipp ab, sondern begründeten diesen auch.
Die Pro-Warholm-Fraktion argumentierte, dass sich ihr Favorit an Starts aus den Blocks gewohnt sei und er einen etwas besseren Rekord über 100 m als Duplantis habe (10,49 im Jahr 2017 gegenüber 10,57 im Jahr 2018). Zudem spreche für den Norweger die Tempohärte auf der zweiten Rennhälfte.
Das Trio, das Duplantis als Sieger prognostizierte, verwies auf dessen bemerkenswerte Geschwindigkeitswerte, selbst mit einem langen Stab in der Hand. Wenn er nun mit der Armbewegung auch noch Speed generieren könne, dann packe er Warholm. Zudem habe der für Schweden startende Amerikaner in den USA mit Fred Kerley, dem Olympia-Dritten von Paris über 100 m, den Start trainiert.
Der Co-Meetingdirektor Andreas Hediger wünschte sich einen Rennverlauf, bei dem Duplantis klar in Führung geht, Warholm aufschliesst und am Schluss Swiss Timing per Zielfilm auflösen darf, wer gewonnen hat. Es kam nicht so weit: Vor 3000 zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauern ging Duplantis wie vermutet in Front, liess sich aber nicht mehr einholen. Bei Windstille war er so schnell wie noch nie. 10,37 über 100 m als Nicht-Sprinter – unglaublich stark.
Duplantis triumphierte, beim Einlösen des Wettpreises entging er der grossen Schmach. Der unterlegene Norweger Warholm muss am Donnerstag bei Weltklasse im Schweden-Shirt (!) über 400 m Hürden starten.