Drei Spiele in sieben Tagen, ein EM-Ticket in Griffweite und ein Trainer, der um seine Zukunft spielt: Nachfolgend die Eckdaten zum Endspurt des Nationalteams in der EM-Qualifikation.
Wie ist die Ausgangslage?
Trotz dreier Unentschieden in den letzten vier Begegnungen kann Pierluigi Tami, der Nationalmannnschaftsdirektor, vor den ausstehenden Spielen der EM-Qualifikation gegen Israel, Kosovo und Rumänien berechtigt festhalten, dass die Schweiz «alles in den eigenen Händen» hat. Das Team von Nationalcoach Murat Yakin nimmt das eng getaktete Restprogramm nach Verlustpunkten als Leader der Gruppe I in Angriff. Das ebenfalls noch ungeschlagene Rumänien weist zwar einen Punkt mehr vor, hat aber ein Spiel mehr absolviert. Israels Rückstand auf die Schweiz beträgt vier Punkte, jener von Kosovo mit einem Spiel mehr fünf.
Was sind die möglichen Szenarien?
Das Nationalteam, das alle Leistungsträger an Bord hat, geht zwar aus der Poleposition in den Endspurt mit drei Spielen in sieben Tagen in drei verschiedenen Ländern. Theoretisch sind aber noch alle Szenarien möglich, vom Gruppensieg bis zum Ausscheiden, das in dieser Gruppe einem Fiasko gleichkäme. Dank der Schützenhilfe von Kosovo im Nachtragsspiel gegen Israel am Sonntagabend (1:0) kann sich die Schweiz bereits am Mittwoch mit einem Sieg gegen Israel in Ungarn für die Endrunde im kommenden Sommer in Deutschland qualifizieren. Bei einem Unentschieden böte sich die nächste Gelegenheit am Samstag im ausverkauften Basler St.-Jakob-Park gegen Kosovo.
Selbstredend nennt Tami die Qualifikation als oberstes Ziel. Es ist aber nicht das einzige: Angesichts der unterschiedlichen Ausgangslagen an der Endrunde je nach Klassierung und Punkteausbeute streicht der Tessiner heraus, dass man auch um den Gruppensieg kämpfe. Die besten fünf Gruppenersten werden bei der Auslosung zusammen mit Gastgeber Deutschland zum Topf 1 gehören, die schlechtesten Zweiten nur zum dritten. Zurücklehnen sollte sich die Mannschaft also auch dann nicht, wenn die Qualifikation frühzeitig feststehen sollte.
Wo lauern Gefahren?
Trotz spielerischer Überlegenheit geriet das Nationalteam in den letzten Partien ins Straucheln. Vor allem in defensiven Belangen offenbarte es in der laufenden Kampagne plötzlich Schwächen. Auch leistete sich Yakins Ensemble in Führung liegend wiederholt gröbere Aussetzer, was in einer Flut an späten Gegentoren mündete. «Es gab eine Zeit, da war es sehr schwierig, gegen uns ein Tor zu erzielen. Das war zuletzt nicht mehr der Fall», räumte Innenverteidiger Manuel Akanji nach dem jüngsten 3:3 zuhause gegen Belarus ein.
Gegen das negative Muster, das sich jüngst eingeschlichen hat, müsse man angehen, betont Tami. «Wir haben die Spiele bislang absolut dominiert, aber wir dürfen uns in solchen Momenten nicht zu früh zu sicher fühlen und die defensiven Pflichten vernachlässigen. Zuletzt unterliefen uns gefährliche Blackouts.» Auf internationalem Niveau könne man sich solche Aussetzer nicht leisten, mahnt Tami – «auch dann nicht, wenn du mit zwei Toren führst wie beim 2:2 gegen Rumänien. Wir müssen bis zuletzt voll konzentriert bleiben.»
Leistet sich die Schweiz am Mittwoch in Felcsut gegen Israel nach drei Remis in sieben Auftritten die erste Niederlage, gerät sie nach drei ungefährdeten Siegen zum Auftakt der Kampagne noch richtig unter Druck.
Wie plant der Verband mit Murat Yakin?
Im Zuge der verspielten Siege und Yakins Kommunikationsschwäche in einigen Momenten wurde die Kritik am Trainer lauter. Auch deshalb geht es für Yakin, der in den letzten Tagen um den Tod seiner Mutter trauerte, im jetzigen Zusammenzug auch um seine Zukunft beim SFV. Die Ära unter dem Nachfolger von Vladimir Petkovic begann gut, zuletzt traten aber Risse im Teamgefüge zutage. Die unterschiedlichen Charaktereigenschaften des Bonvivants Yakin und des maximal ehrgeizigen Captains Granit Xhaka kollidierten verschiedentlich.
Yakins Vertrag läuft im nächsten Sommer aus. Man werde die letzten beiden Jahre und die negativen Geschehnisse der letzten Monate im Dezember detailliert analysieren und dann entscheiden, wie der langfristige Plan über die EM hinaus auf der Trainerposition aussehe, erklärt Tami. Granit Xhaka ist zwar nicht direkt in den Prozess involviert, die Strömungen aus der Mannschaft flössen aber in die Entscheidungsfindung ein, so der Direktor.
Eines stellt Tami an diesem Montag beim Zusammenzug in Basel klar: «Falls die Schweiz die EM-Qualifikation schafft, wird Yakin die Mannschaft auch an der Endrunde coachen.» Dass die Schweiz noch ungeschlagen sei, spreche zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegen den Trainer. Die mediale Kritik an Yakin sei nach sieben Spielen ohne Niederlage für sein Empfinden etwas zu hart ausgefallen.