Trotz ihrer erst 25 Jahre sind es für Stabhochspringerin Angelica Moser bereits die fünften Freiluft-Weltmeisterschaften. In Budapest brilliert sie mit 4,75 m und Rang 5.
Moser hat im Nachwuchsbereich fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mit 19 Jahren überquerte sie 4,61 m. 2021 sicherte sie sich an der Hallen-EM in Sopot ihren ersten Titel in der Elite-Kategorie. Dabei passte alles zusammen, sprang sie 4,75 m. Diese Höhe schaffte sie nun auch im Freien erstmals, zuvor hatte ihre Outdoor-Bestleistung 4,66 m betragen.
Dass der Exploit draussen länger als erhofft auf sich warten liess, führt Moser auch auf viele Rückschläge zurück. Im August 2021 brach im Training der Stab, hatte sie grosses Glück, dass der Unfall einigermassen glimpflich ausging. Dennoch war der Weg zurück lang und steinig. Im vergangenen Herbst unterzog sie sich nach einer mühsamen Zeit einer Fussoperation, ein losgelöstes Knorpelstück musste entfernt werden. «All das hat einen kontinuierlichen Aufbau verunmöglicht», sagt Moser im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Schneller geworden
Vor der laufenden Freiluft-Saison lief es dagegen wie gewünscht. Gecoacht wird sie nun von Adrian Rothenbühler, dem Schweizer Trainer des Jahres 2019, der zuvor unter anderen Mujinga Kambundji unter seinen Fittichen hatte. Er löste Nicole Büchler ab. Während der Hallensaison war die Schweizer Rekordhalterin im Stabhochsprung (4,80 m) noch für das Techniktraining und die Betreuung von Moser zuständig, Rothenbühler jedoch bereits für die Gesamtplanung. Seither macht er alles, Büchlers Rückzug ist auf familiäre Gründe zurückzuführen.
Rothenbühler ist ein ausgesprochener Kraft- und Sprintspezialist. Moser ist denn auch schneller geworden, was ihr zu Beginn der Saison Mühe bereitete – «ich war zu spät beim Einstich». Zudem investierten die beiden viel in den Anlaufrhythmus, das Ziel war und ist, dass Moser am Schluss des Anlaufs noch immer beschleunigen kann. Zupass kam ihr ausserdem, dass sie nach den ausgestandenen Fussproblemen wieder Sprungtrainings absolvieren konnte.
All dies hat sich ausgezahlt. Anfang August bestritt Moser noch die Universiade in Chengdu, an der sie Gold holte. «Es ist ein extrem cooler Event, an dem ich zuvor noch nie gewesen bin. Zudem wusste ich, dass ich keine Probleme mit der Zeitumstellung habe», so Mosers Begründung, warum sie kurz vor dem Saisonhöhepunkt die lange Reise auf sich genommen hatte. Sie sah darin auch Vorteile, da es in China noch heisser war als in der ungarischen Hauptstadt.
Vor Glück geweint
Die Leistungen in Budapest gaben ihr Recht. Sie schaffte zum dritten Mal in Folge an einer Freiluft-WM den Sprung in den Final und beendete diesen so gut wie nie. «Ich bin einfach überglücklich», sagte Moser in der Mixed Zone. Zuvor hatte sie während des Interviews mit dem Schweizer Fernsehen vor Glück geweint, dermassen gross war die Erleichterung. «Es waren zwei sehr schwierige Jahre.»
Nun hat sie die Gewissheit, was möglich ist, wenn sie nicht von Verletzungen gebremst wird. «Heute bin ich zufrieden, nächste Woche will ich aber schon wieder mehr. Es gibt noch so viele Sachen, die ich verbessern kann», sagte Moser, die nichts von Ritualen hält. «Einen perfekten Sprung werde ich wahrscheinlich nie erleben.»
Der Weg stimmt auf jeden Fall. Und nun an den Olympischen Spielen 2024 in Paris eine Medaille? «Diesen Druck mache ich mir nicht. Vier Jahre später ist das realistischer. Aber sage nie nie.»