Nach Corinne Suter am Freitag zieht sich bei der Abfahrt am Samstag auch Joana Hählen einen Kreuzbandriss zu. Es ist ein schwarzes Wochenende, das die Schweizerinnen in Cortina d'Ampezzo einziehen.
Sie ist die letzte Fahrerin, die sich vor dem langen Unterbruch wegen starken Windes aus dem Starthaus stösst. Die Ziellinie überquert Joana Hählen aber nicht. Nach ansprechenden Zwischenzeiten gerät sie im Mittelabschnitt nach einem Sprung in Rücklage und setzt unglücklich auf der Piste auf. Sie wird nach hinten gedrückt und ausgehebelt. In hohem Tempo fährt sie am Tor vorbei und bricht ihre Fahrt ab, legt sich auf die Piste. Hählen begibt sich selbstständig ins Ziel. Dort wird sie mit dick bandagiertem rechten Bein in einem Rollstuhl abtransportiert.
Erinnerungen an den Zwischenfall mit Corinne Suter werden wach. Die 29-jährige Schwyzerin riss sich bei einem ähnlichen Malheur bei der Abfahrt am Freitag im oberen Teil der Strecke das Kreuzband. Und tatsächlich kommt am Samstagnachmittag die niederschmetternde Diagnose von Swiss-Ski: Auch Joana Hählen hat sich das Kreuzband gerissen.
Der vierte Kreuzbandriss bei Hählen
Für Hählen, die in Val d'Isère hinter Teamkollegin Jasmine Flury als Zweite auf das Podest fuhr und am Vortag mit Platz 10 zweitbeste Schweizerin war, ist es bereits der vierte Kreuzbandriss. Zum zweiten Mal ist das rechte Knie betroffen. Nach dem letzten Zwischenfall 2018 verzichtete sie auf eine Operation und fuhr seither ohne Kreuzband im linken Knie.
Jene Schweizerinnen, die das Ziel gesund erreicht haben, sind sichtlich mitgenommen. Weltmeisterin Jasmine Flury gibt am Freitag den Tränen nahe Auskunft, Priska Nufer bricht das Interview am Samstag kurzerhand ab, sie könne gerade nicht reden.
Tschuor plädiert für Abtragung der Wellen
«Es ist ganz normal, dass es sie emotional berührt. Das ist menschlich und spricht für die Qualität der Frauen, die es untereinander sehr gut haben», sagt Cheftrainer Beat Tschuor.
Die Befürchtung, dass die Fahrerinnen ob der Geschehnisse den Fokus verlieren, hat der Bündner nicht. «Sie sind professionell und können das ausblenden. Das ist auch ihr Job, sie müssen fokussiert bleiben. Das gilt ebenso für uns Trainer, an denen das nicht spurlos vorbeigeht.» Er habe versucht, ein Muster hinter den Verletzungen zu suchen, sei aber nicht fündig geworden, sagte Tschuor.
Suter und Hählen waren nicht die einzigen Fahrerinnen, die Mühe bekundeten mit der Strecke. Am Freitag stürzten unter anderen Mikaela Shiffrin, Michelle Gisin, Federica Brignone und Priska Nufer, am Samstag war Isabella Wright eines der ungewöhnlich vielen Sturzopfer.
Die Piste «Olimpia delle Tofane» war dieses Jahr anders präpariert als die Jahre zuvor, hatte markantere und mehr Wellen. «Danach ging es oft ins Flachere, das ist dann relativ heikel», so Tschuor, der sich sicher ist, dass die Originalstrecke ohne künstliche Wellen nichts an Attraktivität einbüssen würde.