Die Young Boys stecken nach acht Tagen in der neuen Saison schon in der Krise. Mit Solidarität, einigen Korrekturen und vielleicht Verstärkung von ausserhalb will der Meister wieder auf Kurs kommen.
Wie angespannt die Nerven bei den Young Boys nach den ersten Minuten dieser Saison schon sind, zeigte sich gegen den FC St. Gallen in der zweiten Halbzeit: David von Ballmoos packte Jaouen Hadjam am Kragen und geigte ihm die Meinung. Der Captain erschien nach dem Match zum TV-Interview und erklärte seine Reaktion gegenüber dem in der Pause eingewechselten und sehr fehleranfälligen Verteidiger mit den angestauten Emotionen.
So verständlich der Ausbruch des Goalies angesichts der vergangenen Tage ist, so wenig hilfreich ist er. Von Ballmoos selber und auch Sandro Lauper erklärten gegenüber «blue», dass es nun ganz besonders wichtig sei, zusammenzustehen. Alle YB-Spieler verschwanden nach dem 0:4 rasch in die Kabine und hatten eine erste Aussprache. Dabei ging es noch nicht darum, die Fehler zu korrigieren, sondern vielmehr darum, einen ersten Schritt Richtung dafür nötige Mentalität zu machen.
Selbstkritik und Hoffnung
In den kommenden Tagen wird es ernste Einzelgespräche geben, wie Sportchef Steve von Bergen gegenüber «blue» sagte. Dass diese nicht unbedingt zum Erfolg führen, zeigt der Umstand, dass solche bereits nach dem verlorenen Match gegen Servette vom Mittwoch stattgefunden haben. Vier Tage nach dem 1:3 in Genf war in St. Gallen nichts besser. «Wir waren in allen Bereichen überfordert», urteilte von Bergen. Er habe dafür keine Erklärung.
Etwas detaillierter ging Lauper auf Fehlersuche. Der Innenverteidiger, der einer sehr unsicheren Abwehr vorsteht, meinte: «Es fehlt überall ein bisschen – und das ist einfach zuviel.» Man werde momentan für jeden Fehler extrem bestraft, ergänzte von Ballmoos. «Gefühlt führt jeder Fehler zu einem Tor.» In drei Partien liess die Abwehr neun Gegentore zu, das sind bereits über ein Viertel aller Treffer, die YB in der gesamten letzten Super-League-Saison zugelassen hat.
Etwas Hoffnung schöpft Lauper eben aus dieser letzten Saison, die längst nicht perfekt verlief. «Da verloren wir auch innerhalb von einer Woche dreimal», erinnert der Routinier an die Phase Ende Februar und Anfang März mit Pleiten gegen Servette und Zürich in der Liga sowie dem Cup-Out gegen Sion. Diese Serie mündete in der Entlassung von Coach Raphael Wicky.
«Wir holen nicht fünf Spieler»
Natürlich ist ein Trainerwechsel diesmal keine Option. Es ist am seit Anfang Saison in der Verantwortung stehenden Patrick Rahmen, Lösungen zu finden. Dass er selber eine Serie von nunmehr zehn Niederlagen am Stück (drei mit YB und sieben mit Winterthur) verdauen muss, hilft nicht. Personell könnten ihm die Rückkehrer Mohamed Ali Camara und Loris Benito helfen. Die Verteidiger werden im Verlauf der kommenden Wochen wieder einsatzbereit sein.
Bis dahin gilt es, die nötigen Korrekturen anzubringen, um die aktuell verfügbaren Spieler zu einer konkurrenzfähigen Mannschaft zu formen. Dafür steht bis zum nächsten Match am kommenden Sonntag daheim gegen Zürich eine ganze Woche zur Verfügung. Lauper findet, man müsse zu den Basics zurückfinden und «vielleicht nicht mehr in Schönheit sterben». Von Bergen verspricht, dass auf dem Transfermarkt etwas passieren wird. Er sagt aber auch, der Klub werde keinesfalls in Panik verfallen: «Wir holen nächste Woche nicht fünf neue Spieler.»