Georgien schafft das kaum für möglich gehaltene: Der EM-Überraschungsgast stösst dank dem 2:0-Sieg gegen die bereits für die Achtelfinals qualifizierten Portugiesen ebenfalls in die K.o.-Runde vor.
Mit der richtigen Einstellung lassen sich Berge versetzen oder 68 Weltranglisten-Plätze Unterschied vergessen machen. An seiner ersten Endrunde sorgt Georgien, Nummer 74 des FIFA-Rankings, für Spektakel. Mit riesigem Einsatz sowie Ausnahmespielern ganz vorne und ganz hinten bringt das Team des früheren französischen Internationalen Willy Sagnol Portugals B-Auswahl inklusive Cristiano Ronaldo zu Fall.
Das Szenario in Gelsenkirchen, wo sonst Schalke 04 die Dramen schreibt, war perfekt für Georgien. Keine 90 Sekunden waren gespielt, da leistete sich Antonio Silva einen Fehlpass, den Georges Mikautadse und Torschütze Chwitscha Kwarazchelia zum 1:0 nutzten. In der 57. Minute doppelten die Georgier mit einem Penalty nach, den der Schwyzer Schiedsrichter Sandro Schärer nach Hinweis von Video-Referee Fedayi San zu Recht zusprach. Der im französischen Lyon geborene Mikautadse erzielte als erster Spieler an diesem Turnier sein drittes Tor.
Neben Napolis überragendem Superstar Kwarazchelia und Goalgetter Mikautadse vom FC Metz ist aus dem georgischen Team Goalie Giorgi Mamardaschwili hervorzuheben. Der Keeper vom FC Valencia brillierte auch gegen Portugal und verhinderte mehrmals ein Gegentor, als das dichte Abwehrdispositiv der Aussenseiters einen Abschluss der Portugiesen zuliess.
Wie wenig Portugals Zweitbesetzung – auch sie hochdotiert – mit diesem Widerstand gerechnet hatte, zeigte die Reaktion der Spieler, die zunehmend frustriert wirkten. Ronaldo sah schon in der ersten Halbzeit eine Gelbe Karte wegen Reklamierens. Schärer hatte mehr zu tun und heiklere Entscheide zu fällen, als die Ausgangslage in dieser Gruppe und die eigentlich klar verteilten Rollen in diesem Match vermuten liessen.
Während das erstmals unter Nationalcoach Roberto Martinez geschlagene Portugal überrascht wurde, war Georgien offensichtlich für den Coup gerüstet. Hinten wurde um jeden Meter gekämpft und mit dem Ball am Fuss wurde konsequent der rasche Vorstoss vor das Tor der Portugiesen gesucht. Der Erfolg war total und wird mit dem Achtelfinal gegen Spanien belohnt. Leidtragende des georgischen Exploits ist Ungarn, dass ansonsten als einer der besten Gruppendritten in die K.o.-Runde gekommen wäre.
Telegramm und Tabelle:
Georgien – Portugal 2:0 (1:0)
Gelsenkirchen. – 49'616 Zuschauer. – SR Schärer (SUI). – Tore: 2. Kwarazchelia 1:0. 57. Mikautadse 2:0.
Georgien: Mamardaschwili; Kakabadse, Gwelesiani (76. Kwerkwelia), Kaschia, Lotschoschwili (57. Zitaischwili), Dwali; Tschakwetadse (81. Mekwabischwili), Kotschoraschwili, Kiteischwili; Mikautadse, Kwarazchelia (81. Dawitaschwili).
Portugal: Costa; Dalot, Danilo, Silva (66. Semedo), Inacio; Neto (75. Diogo Jota), Palhinha (46. Palhinha), Neves (75. Matheus); Conceiçao, Ronaldo (66. Ramos), João Felix.
Bemerkungen: Georgien komplett. Portugal ohne Rafael Leão (gesperrt). Verwarnungen: 28. Ronaldo. 44. Neto. 53. Neves. 85. Mekwabischwili.
Rangliste: 1. Portugal 3/6 (5:3). 2. Türkei 3/6 (5:5). 3. Georgien 3/4 (4:4). 4. Tschechien 3/1 (3:5).