Catherine Debrunner gewinnt Gold über 5000 m. Doch die 29-jährige Thurgauerin hat an den Paralympics in Paris noch viel mehr vor.
Catherine Debrunner hat in ihrem Leben als Leichtathletin schon in vielen Arenen ihre Runden gedreht. Ihr haben schon viele Menschen zugejubelt bei ihren Siegen, ihren Medaillengewinnen, ihren Rekorden. Und doch: Was sie an diesem Samstagvormittag im Stade de France erlebt, lässt sie noch eine halbe Stunde nach dem Überqueren der Ziellinie schwärmen.
«Ich bin immer noch geflasht von dieser Atmosphäre. Es war so laut im Stadion, dass ich nicht einmal merkte, ob jemand hinter mir fährt oder nicht.» Die Thurgauerin sagt das als Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympics in Paris. Nachdem sie vor drei Jahren in Tokio über 400 m Gold geholt hat, gelingt ihr nun gleich in ihrem ersten Einsatz in der französischen Hauptstadt der Sprung ganz nach vorne.
Der Zuruf der Gegnerin
Über 5000 m fährt sie zusammen mit der Weltrekordhalterin Susannah Scaroni die meiste Zeit des Rennens vorneweg. Die Amerikanerin habe ihr einmal zugerufen, dass sie alleine seien und die Pace doch noch etwas erhöhen könnten. Debrunner geht mit. Und in diesem Moment ein paar Runden vor Schluss spürt die Schweizerin ein grosses Glücksgefühl, denn sie weiss, dass ihr zumindest die Silbermedaille niemand mehr nehmen kann.
Aber Debrunner hat in den letzten Jahren gelernt zu gewinnen. Und so zieht sie das Tempo auf den letzten Metern noch einmal an und nimmt ihrer amerikanischen Konkurrentin rund anderthalb Sekunden ab. «Ich fuhr konstant im roten Bereich», gibt Debrunner danach zu. «Aber ich bin froh, war meine Intuition gut, sodass ich im richtigen Moment angreifen konnte.»
Am Ende kommt Debrunner mit dem paralympischen Rekord von 10:43,62 Minuten ins Ziel. Doch dieser nächste Eintrag in die Rekordbücher ist für die Weltrekordhalterin über 100 m, 200 m, 400 m, 800 m und 1500 m zweitrangig. «Bei Paralympics ist der Rang wichtiger als die Zeit», sagt die 29-Jährige.
Das strenge Programm
Es ist ein Satz, der zeigt, mit welchen Ambitionen Debrunner nach Paris gereist ist. In die Stadt also, aus der sie im letzten Jahr als erfolgreichste Medaillensammlerin der WM mit viermal Gold und einmal Silber abgereist war. Die Goldmedaille über 5000 m soll nämlich erst der Anfang sein von möglichst goldenen Spielen.
Debrunner steht bis zum 8. September in sechs Disziplinen am Start. Bei allen gehört sie mindestens zu den Medaillenanwärterinnen. Chancen auf Gold hat sie in allen. Doch die Regenerationszeit ist kurz. Bereits am Sonntagvormittag steht der Vorlauf über 800 m im Programm, am Abend dann höchstwahrscheinlich der Final.
Debrunner sagt, sie gehe mit einem sehr guten Gefühl in die nächsten Rennen. «Aber ich kann mich nicht ausruhen.»