National League HCD-Trainer Wohlwend rastet nach Zuger Siegtor komplett aus

sda

11.4.2022 - 01:18

Der HC Davos liegt in der Halbfinalserie gegen Meister Zug 0:2 zurück und hadert mit dem Schiedsrichter. Headcoach Christian Wohlwend verliert nach dem Zuger Siegtor in Spiel 2 komplett die Nerven.

sda

Christian Wohlwend ist bekannt dafür, dass er seine Meinung offen kundtut. Am Sonntag brachte den authentische Trainer des HC Davos im zweiten Halbfinalspiel ein Schiedsrichter-Entscheid derart in Rage, dass er seine Emotionen nicht mehr kontrollieren konnte. Der 45-jährige Engadiner tobte nach dem Zuger Siegtor 15 Sekunden vor Schluss auf der Davoser Bank, warf mehrere Trinkflaschen aufs Eis und wurde daraufhin von den Offiziellen in die Garderobe geschickt. Es sind Szenen, die man sich in Schweizer Stadien in den letzten Jahren höchstens von Trainer-Zampano Chris McSorley gewohnt war.

Ein leichtes Nachstochern

Der Grund für Wohlwends Ausraster war eine fragwürdige Strafe gegen Jesse Zgraggen knapp zwei Minuten vor Schluss. Der Davoser Verteidiger, im Vorjahr Meister mit dem EVZ, hatte bei Goalie Leonardo Genoni leicht nachgestochert und wanderte dafür für zwei Minuten auf die Strafbank – zweifelsohne ein harter Entscheid von Head-Schiedsrichter Daniel Stricker. Die Zuger nützten die anschliessende Überzahlsituation aus und kamen durch das Tor von Marco Müller zum 2:1 zum erhofften Break.

Wohlwend wollte sich nach Spielschluss gegenüber den Medien nicht zum Geschehen äussern. Auskunft gab aber Enzo Corvi. Der Davoser Torschütze zum 1:0 nach nur 63 Sekunden hatte zwar kein Verständnis für die Reaktion seines Trainers, er nahm ihn aber gleichwohl in Schutz: «Wolwo ist ein sehr emotionaler Mensch. Wenn es ihm aushängt, dann hängt es ihm aus. Niemand nimmt ihm das böse, das passierte einfach aus den Emotionen heraus.»

Corvi bemängelt «fehlendes Fingerspitzengefühl»

Corvi hätte sich in dieser Situation von den Schiedsrichtern «ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl» gewünscht. «Zwei Minuten vor Schluss in einem Playoff-Halbfinal pfeifst du das nicht, das passiert in einem Match zehn Mal.» Trotz dem ärgerlichen Gegentor so kurz vor Schluss konnte der Nationalstürmer im Vergleich zum 0:3 am Freitag in Zug einige positive Dinge herausstreichen: «Wir haben heute vieles richtig gemacht, haben die Zuger in ihrer Zone früh unter Druck gesetzt.» In der Offensive hätten sie viel wirbeln können, vielleicht habe der eine oder andere Abschluss mehr aufs Tor noch gefehlt. «Ich denke aber, Zug ist nicht sooo eine Übermannschaft, wie alle immer sagen.»

Für Wohlwend ist es indes nicht das erste Mal in diesen Playoffs, dass er ins Kreuzfeuer gerät. Bereits in der Viertelfinalserie gegen die Rapperswil-Jona Lakers sorgte der HCD-Coach mit unglücklichen Aussagen nach der Heimniederlage in Spiel 2 für Aufregung. Unter anderem kritisierte er seinen Goalie Sandro Aeschlimann öffentlich.

Danach mied Wohlwend die Mikrofone und sein Team drehte (mit einem starken Aeschlimann im Tor) die Serie nach einem 0:3 mit vier Siegen in Folge bekanntlich noch. Fällt die Davoser Reaktion am Dienstag in Zug ähnlich aus, hat sich Wohlwends Ausraster für sein Team vielleicht doch noch ausbezahlt. Ob er dannzumal an der Bande stehen wird, ist unklar. Es ist davon auszugehen, dass die Liga gegen ihn wegen unsportlichem Verhalten ein Verfahren eröffnen wird.

Zug für Geduld belohnt

Was die Davoser in den kommenden Spielen unbedingt vermeiden müssen, sind Strafen. Wie das späte Siegtor war auch der Zuger Ausgleich zum 1:1 zu Beginn des Mitteldrittels schon aus einer Powerplaysituation heraus entstanden. Schuld daran war ein Davoser Wechselfehler. Beim 3:0 am Freitag war der EVZ ebenfalls zweimal in Überzahl erfolgreich. Und schon in den Viertelfinals gegen Lugano bewies der Qualifikationssieger mit 10 Powerplay-Toren aus 24 Gelegenheiten seine enorme Effizienz in dieser Sparte.

Das 2:1 in Davos war für die Zentralschweizer der sechste Sieg im sechsten Spiel in den laufenden Playoffs. Die Mannschaft von Trainer Dan Tangnes marschiert unbeirrt Richtung Final. Rückkehrer Reto Suri, im ersten Halbfinalspiel in Zug noch überzählig, beschreibt das Erfolgsrezept wie folgt: «Wir sind geduldig geblieben bis zum Schluss. Das war am Ende der Schlüssel.»