Pflegefinanzierung HSG-Studie zur Pflege: Neue Finanzierung – höherer Stellenwert

SDA

15.8.2019 - 12:24

Die Finanzierung und Organisation der Langzeitpflege ist Thema einer neuen HSG-Studie. Vorgeschlagen werden unter anderem kapitalgedeckte Zusatzversicherungen – unterstützt durch Steuern -, eine Stärkung der Pflege durch Angehörige oder die Unterstützung durch Roboter.

Die Ausgaben für die Pflegefinanzierung werden in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigen: Von heute rund 15,6 Milliarden Franken auf 32,3 Milliarden Franken im Jahr 2050, heisst es in der am Donnerstag veröffentlichten Studie «Die Zukunft der Langzeitpflege in der Schweiz», verfasst vom Institut für Versicherungswirtschaft an der Universität St. Gallen.

«Ohne Reformen ist die Pflegefinanzierung stark gefährdet», lautet die Schlussfolgerung. Im internationalen Vergleich sei der Eigenbeitrag der Pflegebedürftigen in der Schweiz bereits heute sehr hoch. Auch die finanzielle Belastung der Kantone werde die Grenzen sehr schnell erreichen. Es brauche nun neue Wege.

Kein Finanzierungsmodell ohne Schwächen

In der Studie wird unter anderem empfohlen, das aktuelle Finanzierungssystem um eine kapitalgedeckte Vorsorge zu ergänzen. International gebe es einen Trend weg von der solidarischen Finanzierung und hin zu privaten Finanzierungslösungen.

Untersucht wurden verschiedene alternative Modelle. Sie alle hätte Stärken und Schwächen, wenn man sie mit Kriterien wie soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Auswirkungen oder Nachhaltigkeit der Finanzierung bewerte. Die Studie kommt zum Schluss: «Keines der Konzepte ist in der Lage, die Herausforderungen alleine zu bewältigen».

Statt einer radikalen Reform wird vorgeschlagen, die heutige Lösung schrittweise durch die Einführung zusätzlicher Finanzierungsquellen zu ergänzen. Beispielsweise könnte ein kapital-basiertes System, das Zeit benötige, um sein gesamtes Potenzial zu entfalten, «durch temporäre und zweckgebundene Steuern unterstützt werden».

Zeitkonten und Roboter

Thema der Studie ist auch eine bessere Pflegeorganisation. Dabei geht es etwa um die Stärkung der Pflege durch Angehörige. Diese sei heute für die pflegenden Personen mit vielen Nachteilen verbunden und deshalb ungerecht ausgestaltet. Eine finanzielle Entlastung oder auch die Gewährung eines bezahlten Pflegeurlaubes könnte zu einer adäquateren Wertschätzung führen.

Eine weitere Möglichkeit seien Zeitkonten. Für jede Stunde Unterstützung von pflegebedürftigen Personen erhalte die betreuende Person eine Stunde auf ihrem Zeitkonto gutgeschrieben. Dieses Guthaben könnte sie dann später gegen Leistungen einlösen oder an andere weitergeben. Ambulant betreute Wohngemeinschaften wären eine weitere Möglichkeit, die stationäre Pflege hinauszuzögern.

Weiter wäre die Ausweitung der Wehrpflicht auf die Frauen und die Umwandlung zu einem allgemeinen Bürgerdienst eine Möglichkeit, die Personalprobleme in der Pflege abzumildern.

Um die Pflegekräfte zu entlasten, wäre der unterstützende Einsatz von Robotern eine andere Massnahme. Diese könnten verschiedene zeitintensive und rationalisierbare Tätigkeiten übernehmen.

Die Erschliessung neuer Finanzierungsquellen und eine effiziente Organisation des Pflegesystems müssten nun oberste Priorität haben, fordern die Verfasser der Studie. Es gebe bei diesem Thema allerdings noch einen vielfältigen Bedarf an weiteren Forschungsarbeiten.

Zurück zur Startseite