Patrick Lengwiler, der CEO von Schweizer Meister EV Zug, blickt auf eine «von A bis Z ausserordentliche Saison» zurück.
«Es war letztlich der verdiente Lohn für sehr, sehr viel Arbeit von vielen Leuten über viele Jahre», sagt Lengwiler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zum zweiten Meistertitel der Zuger nach 1998. Wie gross die Sehnsucht der Fans nach diesem Erfolg war, zeigte sich am Freitagabend nach dem dritten Sieg in der Finalserie gegen Genève-Servette (5:1): Rund 5000 Leute feierten auf dem Platz vor der Arena, als gebe es kein Corona.
Lengwiler: «Ich habe Verständnis, dass viele Mühe haben, wenn sie so zahlreiche Menschen sehen, in einer Zeit, in der Verschiedenes nicht erlaubt und möglich ist. Gleichzeitig habe ich auch Verständnis für die andere Seite, dass die Leute mega Freude haben und zusammenkommen. Wenn du 23 Jahre auf etwas sehnsüchtig wartest, dann willst du feiern, wenn es stattfindet. Es gibt für mich in diesem Fall kein Richtig und kein Falsch.»
Die Mannschaft beteiligte sich für kurze Zeit an der Feier, in dem sie den Fans vom Balkon aus den Pokal präsentierte. «Wir mussten das machen, um die Leute wieder wegzubekommen, und das hat ziemlich gut funktioniert. Aber klar, es kann alles so oder so gedeutet werden. Es war schwierig, alles richtig zu handhaben», führt Lengwiler aus. Ansonsten blieb das Team im Gebäude und liess dort den Emotionen freien Lauf.
Schliesslich war die Last enorm, die von den Schultern fiel. «Im Erfolgsfall kann man natürlich immer sagen, dass es so kommen musste. Der Druck auf die Mannschaft war riesig, wir konnten eigentlich nur verlieren. Dem standzuhalten, dafür gebührt dem Team und dem ganzen Staff ein grosses Kompliment», bringt es Lengwiler auf den Punkt und fährt fort: Um Meister zu werden, müsse alles stimmen. «Es brauchte auch die beiden Finalniederlagen (2017 und 2019 gegen den SC Bern, die Red.), dass wir nun an diesem Punkt sind, uns eine fantastische Saison gelang.»
Wie schwierig war das Jahr für ihn selber? «Ich glaube, ich habe noch nie so wenig über Eishockey selber nachgedacht wie diese Saison. Vordringlich war, die Organisation auf Kurs zu halten.» Als schon nach drei Heimspielen keine Zuschauer mehr erlaubt gewesen seien, habe er schon etwas gehadert, rasch hätten sie jedoch in den Modus geschaltet: «Machen wir das Beste daraus. Es waren ausserordentliche Erfahrungen.»
Selbstredend will der EVZ trotz Einsparungen auch in den kommenden Jahren ein gewichtiges Wörtchen mitreden im Kampf um die Meistertitel. Jedoch fällt ab der Saison 2022/23 das Swiss-League-Team EVZ Academy weg, dass ein ideales Gefäss ist für jene talentierten Spieler, denen es noch nicht ganz in die erste Mannschaft reicht. «Wir bemühten uns lange darum, in der Swiss League zu bleiben, irgendwann wollte wir aber nicht mehr 'Bitti-Bätti' machen», sagt Lengwiler.
Stattdessen soll das eingesparte Geld direkt in den Nachwuchs investiert werden, beispielsweise in mehr Profitrainer. «In Topnationen wie Schweden oder Finnland schaffen viele Talente schon früher den Sprung in die höchste Liga, und zwar deshalb, weil dort viel mehr personelle Ressourcen in die 16- bis 20-Jährigen investiert wird, diese viel besser begleitet werden. In der Schweiz wird viel zu hoch bewertet, auf welchem Niveau die Spieler eingesetzt werden, dabei wird deutlich mehr trainiert als gespielt. Wir müssen unsere Trainingsqualität markant steigern. Dahin geht unser Masterplan.» Nun gelte es, die richtigen Leute für die Umsetzung zu finden. Dafür hätten sie nun noch ein Jahr Zeit.
Auch was die Liga betrifft, braucht es für Lengwiler Anpassungen – Anfang März wurden die Reformen bis mindestens in den Sommer zurückgestellt. Klar ist für ihn, dass nach den heftigen Protesten gegen die Erhöhung der Ausländerzahl, «die Ängste aufgenommen werden müssen». Die wichtigste Massnahme wäre für Lengwiler die Einführung eines Financial Fairplays, «damit die Liga noch spannender wird». Je mehr Mannschaften Meister werden könnten, desto besser sei dies für das Schweizer Eishockey.