National League Niemand hat Schikin gesagt, wo Hollenstein hinzielt

sda

3.4.2022 - 01:42

Der EHC Biel vergibt im sechsten Viertelfinal gegen die ZSC Lions den Sieg und kämpft mit den Geistern aus der Vergangenheit.

Keystone-SDA, sda

Die Bieler Arena war ausverkauft. Biel befand sich auf gutem Weg: 1:0 nach 39 Sekunden, 1:0 auch noch in der 54. Minute. Dann lief für die Seeländer indes alles aus dem Ruder. «Die letzten zehn Minuten waren nicht mehr gut», sagte Luca Cunti, der Biels 1:0 vorbereitet hatte. «Individuelle Fehler kosteten uns das Spiel und den Sieg», erklärte Damien Brunner, der Biel in Führung geschossen hatte.

Die individuellen Fehler: Beim 1:1 liessen die Bieler Denis Hollenstein hinter die Abwehr laufen. Und auch beim 1:2 bloss 98 Sekunden später (wieder durch Hollenstein) wurden die Seeländer zu offensiv stehend kalt erwischt. Damien Brunner: «Wir kennen Denis Hollenstein. Als er solo auf unser Tor zulaufen konnte, wusste das ganze Stadion, dass er es bei unserem Goalie zwischen den Beinen hindurch versuchen würde. Alle wussten es, und der Puck ging trotzdem rein.»

Dimitri Schikin, der Bieler Goalie, wusste es offenbar nicht. Der Russe wechselte erst Anfang März (aber vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine) in die Schweiz. Er kennt die National League noch nicht aus dem Effeff.

Vor Spiel 7 liegen die Vorteile nach der spektakulären Wende vermeintlich wieder bei den ZSC Lions. Der EHC Biel muss die bösen Geister aus der Vergangenheit verdrängen: Vor vier Jahren führten die Seeländer im Halbfinal gegen Lugano mit 2:0 Siegen, verloren danach daheim nach Führung das dritte Spiel und schieden ohne einen weiteren Erfolg aus. Ein Jahr später winkte im Halbfinal gegen Bern beim Stand von 3:2 in der Serie erneut der Finaleinzug, aber Biel verpasste es, in der eigenen Arena den Sack zuzumachen, verlor 0:1 und schied später in Spiel 7 mit einem 1:5 aus.

«Daran denken wir nicht», so Brunner. «Wir spielen derzeit die ganze Serie schon sehr gut. Wir steigen mit Selbstvertrauen ins Spiel 7.»

Für die ZSC Lions spricht der Heimvorteil. Am Montag, wenn erneut das letzte ZSC-Heimspiel im historischen Hallenstadion droht, dürfte die Halle zum Hexenkessel mutieren. Aber auch Biel verfügt über Trümpfe: Die Seeländer gewannen zwei der ersten drei Spiele in Zürich. Und Dimitri Schikin, der Goalie, stach letzten Herbst in Jekaterinenburg in der KHL Jakub Kovar aus. Wenn Schikin das Duell gegen Kovar erneut gewinnt, erreicht Biel doch noch die Halbfinals. «Und dann», so Brunner, «redet niemand mehr von dem, was am Samstagabend passiert ist.»