Priska Nufer sieht sich in Crans-Montana für ihre positive Grundhaltung nach der an den Winterspielen in Peking erlebten Enttäuschung mit dem ersten Weltcupsieg belohnt.
Priska Nufer – erstmals im Weltcup auf dem Podest, und das gar als Siegerin. Wie tönt das?
«Ich merke gar nicht richtig, was abgeht. Die letzten zwei Tage waren einfach so schön. Ich bin unendlich dankbar für diese Tage, denn die Zeit davor war so hart und herausfordernd. Das hat mich abgehärtet. Ich versuchte trotzdem immer mit Zuversicht nach vorne zu blicken.»
Dafür wurden Sie in der zweiten Abfahrt in Crans-Montana, bei ihrem 144. Start zu einem Weltcup-Rennen, mit dem Sieg belohnt.
«Jetzt hier zu stehen und meine Freude über den Sieg mit allen zu teilen, ist einfach grossartig. Ich freue mich auch schon auf die Familie und dass ich sie in den Arm nehmen kann. Gerade ihnen bin ich sehr dankbar, sie gaben mir immer die nötige Kraft zum Weitermachen.»
Sie sprachen die harte Zeit vor Crans-Montana an. Was war da los?
«Da war die Corona-Infektion im Januar. Danach fühlte ich mich an den Winterspielen in Peking körperlich wieder fit, auch das Mentale stimmte. Deshalb war es dann extrem bitter, leer auszugehen und nicht zur Abfahrt starten zu können. Zugleich wusste ich, dass ich dranbleiben muss, denn schliesslich stimmte die Form. In der Vergangenheit scheiterte ich oft, weil nach einer Enttäuschung die negativen Gedanken überhandnahmen. Dieses Mal blieb ich positiv. Dass es gleich so aufging, ist unglaublich.»
Am Samstag mussten Sie noch mit der Nummer 30 starten, tags darauf erhielten Sie die bei diesen Bedingungen viel geeignetere Nummer 2 zugelost. Gab Ihnen das einen speziellen Kick?
«Das war super-cool, aber man muss mit jeder Nummer versuchen, das Beste herauszuholen. Am Samstag wusste ich, dass die Bedingungen sicher nicht schneller geworden waren, ich aber für diese Startnummer eine sehr gute Fahrt gezeigt hatte. Mir war danach klar, dass mit der ‹Zwei› sehr viel möglich ist.»
Sie sassen ganz lange auf dem Leader-Stuhl. Was ging Ihnen da durch den Kopf?
«Irgendwie dachte ich da an gar nichts mehr. Ich war einfach nur glücklich darüber, dass es mir so gut aufgegangen war. Ein paar Fahrerinnen zeigten auch eine gute Leistung und kamen mir noch sehr nahe. Trotzdem wurde ich gar nie mehr nervös, denn ich war nur schon überglücklich darüber, dass ich zum ersten Mal auf dem Podest stehen würde.»
Ist es umso schöner, diese Premiere vor Heimpublikum erleben zu dürfen?
«Die Stimmung im Ziel war unglaublich dank den Schweizer Fans. Hier meinen ersten Sieg, ja mein erstes Podest überhaupt, feiern zu dürfen – was will man mehr?»
Restlos alle anderen Fahrerinnen betonten, wie hart gerade Sie für diesen Podestplatz gearbeitet hätten und wie verdient dieser sei.
«Jede arbeitet hart für den Erfolg und jeder ist es zu gönnen, die auf dem Podest steht. Es ist nicht selbstverständlich, dass es jeder Fahrerin in einer Karriere mit einem Podestplatz aufgeht. Es gibt ganz viele Fahrer und Fahrerinnen, die wegen Unfällen oder anderen Dingen ihre Karriere vorher beenden müssen.»
Sie selber dachten nie an ein Karriere-Ende?
«Es gab schon solche Momente. Für mich war aber gut, dass ich aufgrund meiner Trainingsleistungen wusste, dass ich nahe an meinen Teamkolleginnen bin, von denen viele schon auf dem Podest standen und immer wieder stehen. Das hat mich eigentlich immer motiviert, es weiter zu versuchen. Und natürlich auch, dass ich diesen Sport über alles liebe.»