Segeln Schweizer Segeldelegation mit Medaillen-Ambitionen

sda

27.7.2024 - 05:00

Christian Scherrer, Teamchef des Swiss Sailing Teams, sieht die Schweizer Ausgangslage für eine Medaille in den olympischen Segelregatten als "so gut wie schon lange nicht mehr" an
Christian Scherrer, Teamchef des Swiss Sailing Teams, sieht die Schweizer Ausgangslage für eine Medaille in den olympischen Segelregatten als "so gut wie schon lange nicht mehr" an
Keystone

In Marseille, wo ab Sonntag die Segelregatten von Paris 2024 ausgetragen werden, ist alles bereit – die Schweizer Delegation ist es auch.

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Die Schweiz wird in Marseille in fünf von zehn Klassen am Start sein – und das durchaus mit berechtigten Ambitionen. Christian Scherrer, Teamchef des Swiss Sailing Teams, spricht Klartext: «Wir wollen eine Medaille gewinnen – die Ausgangslage war schon lange nicht mehr so gut. Es ist uns bewusst, dass am Schluss einzelne Details entscheiden werden und dass es häufig auch ein wenig Glück braucht. Doch wir sind bestmöglich vorbereitet, und wir haben eine Breite im Team, die beeindruckend ist.»

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Zu den stärksten Athleten des Swiss Sailing Teams gehören Sébastien Schneiter (28) und Arno de Planta (25) auf dem 49er. Für Schneiter werden es bereits die dritten Olympischen Spiele sein – entsprechend klar sind seine Vorstellungen und Ziele: «Nach Rio und Tokio einfach nochmal dabei zu sein, wäre mir zu wenig Motivation gewesen. Mit Arno zusammen haben wir für unsere Kampagne von Anfang an eine Medaille als Ziel definiert.»

Dominiert wurde die 49er-Klasse in den letzten Jahren vom niederländischen Duo Bart Lambriex/Floris van de Werken. Die Weltmeister von 2021, 2022 und 2023 werden von den Spaniern Diego Botin/Florian Trittel Paul sowie den aktuellen Weltmeistern Erwan Fischer/Clément Pequin aus Frankreich herausgefordert.

Jayets zweiter Anlauf

Maud Jayet (28) ist zweifache Vizeweltmeisterin auf dem ILCA 6. Bei ihrer Olympia-Premiere in Tokio geriet sie nach einem mässigen Auftakt in eine Negativspirale und konnte ihr Potenzial nicht ausschöpfen – nun hat sie an Konstanz gewonnen und lässt auch nach einem schlechten Lauf den Kopf nicht mehr hängen. Auf die Regatten in Marseille freut sich Jayet: «In Tokio prägten die ganzen Restriktionen rund um die Pandemie die Vorbereitung – das war sehr schwierig. Jetzt ist die Vorbereitung einfacher, auch wenn der Druck ähnlich ist wie damals in Japan.» Als Favoritin startet auf dem ILCA 6 einmal mehr die Olympiasiegerin von Tokyo und amtierende Weltmeisterin Anne-Marie Rindom aus Dänemark.

Für ein Ausrufezeichen sorgte zuletzt die Kitesurferin Elena Lengwiler (28). Nachdem sie die Weltmeisterschaften im Sommer 2023 vor Den Haag noch auf dem 23. Platz und damit weit weg von einem Quotenplatz beendet hatte, ging sie ihren Weg unbeirrt weiter und wurde belohnt. Mit einem souveränen Sieg bei der Last Chance Regatta im April dieses Jahres in Hyères sicherte sie der Schweiz den Quotenplatz und sich selbst das Ticket an die Spiele.

In der Favoritenrolle bei den Kiterinnen sind die Französin Lauriane Nolot und die Engländerin Eleanor Aldridge. Die jahrelange Dominatorin Daniela Moroz aus den USA bekundete zuletzt Mühe, ganz vorne mitzuhalten. Trotzdem: Von den nur 20 startberechtigten Kiterinnen erreichen zehn die Finals – und dort ist auf Grund des Modus in der Formula-Kite-Klasse mit zwei Halbfinals und einem Final (jeweils mit Bonuspunkten) fast alles möglich. Nach vorne wie auch nach hinten.

Mehrere Premieren

Eine doppelte Premiere erlebt Elia Colombo (28). Der Tessiner freut sich auf seine ersten Olympischen Spiele – und zwar auf dem erstmals zum Einsatz kommenden iQ-Foil. «Bei den Windsurfern gab es nach Tokio einen grossen Umbruch – entsprechend sind die meisten von uns Olympia-Newcomer», sagt Colombo. Mit seiner erfrischenden und unbeschwerten Art wird er sich den Unvorhersehbarkeiten in Marseille stellen. Das Erreichen der Medal Series der besten zehn ist das erklärte Ziel von Elia Colombo: «Dann ist alles möglich.» Weltmeister Nicolò Renna (ITA), Luuc van Opzeeland (NED) und Grae Morris (AUS) gehören zum engsten Favoritenkreis.

Ebenfalls eine Premiere gibt es in der 470-Klasse: Die altbewährte 470-Jolle, die seit 1976 bei den Männern und seit 1988 bei den Frauen auf dem olympischen Programm steht, wird erstmals «mixed» gesegelt. Was zur Folge hatte, dass die Karten komplett neu gemischt wurden. Die Vorbereitungszeit war entsprechend nicht nur für Yves Mermod (27) und Maja Siegenthaler (31) aussergewöhnlich kurz. Ihr Vorteil: Siegenthaler wird bereits zum dritten Mal als Vorschoterin bei Olympischen Spielen dabei sein und gehört darum zu den routiniertesten Seglerinnen im Feld. Zu den stärksten Teams gehören Xammar/Brugman (ESP), Okada/Yoshioka (JPN) sowie Lecointre/Mion (FRA).