Nach dem Auftakt in Bermuda stehen beim SailGP die nächsten Rennen in Chicago auf dem Programm. Mit blue Sport kannst du am Samstag das Spektakel live ab 20:55 Uhr im Stream mitverfolgen.
Was ist SailGP überhaupt?
Der SailGP ist die schnellste Segel-Liga der Welt und entsprechend ein Garant für spektakuläre Bilder. Beim SailGP fahren die Profis in F50-Katamaranen um die Wette – dabei handelt sich um absolute Hightech-Rennmaschinen, die regelrecht übers Wasser fliegen. Oder um es in den Worten von Kommentator Gerhard Leinauer auszudrücken: «Eine völlig neue Welt auf Wasser.»
Was ist so bahnbrechend?
Im Telefongespräch erklärt Leinauer, dass man auch gerne von der Formel 1 auf Wasser spreche. «Die haben 20 bis 25 km/h Wind vor Ort. Das ist ein Wind, den wir alle kennen, der die Bäume ein bisschen rauschen lässt. Und die fahren mit diesem Wind 80 km/h schnell.» Das sei ein Quantensprung im Vergleich zu vor ein paar Jahren. Aus Segelbooten, die mit 20 km/h über das Wasser dümpelten, habe man Boote entwickelt, die dank neuer Technologien aus dem Wasser gehoben würden und viel schneller seien.
Hinzu kommt, dass die Zuschauer hautnah dabei sein können. «Früher war der Segelsport so, dass es einen Startschuss gab, dann sind die kilometerweit aufs Meer oder den See rausgesegelt und kamen nach anderthalb Stunden wieder zurück. Und jetzt ist alles nah am Land, mit einer tollen Kulisse, die Zuschauer sind direkt dabei und sehen die Boote aus 50 Metern Entfernung. Das ist einfach unfassbar.»
Wie sieht ein Rennwochenende aus?
«Die Rennen sind so gestaltet, dass sie nicht länger als 20 Minuten dauern. Und es gibt drei Rennen am Tag. Alle zehn Boote fahren ganz schnell über den Kurs hin und her, ins Ziel und fertig. Äusserst spektakulär und wirklich faszinierend», schwärmt Leinauer.
Gibt es Top-Favoriten wie in der Formel 1?
«Nein gar nicht. Es gibt keinen Boxenstopp und unzählige Überholmanöver. Am ersten Wochenende (Highlights im Video) gab es in den sechs Rennen vier verschiedene Sieger. Der Ausgang ist komplett offen.» Das australische Team um Olympiasieger Tom Slingsby habe die Serie die ersten beiden Male zwar gewonnen, «aber das sind jetzt nicht die, die alles in Grund und Boden fahren wie früher ein Mercedes- oder Ferrari-Rennstall in der Formel 1».
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Geht es um viel Preisgeld oder investiert man mehr als man einnimmt?
«Da kannst du nur mitmachen, wenn du segelverrückte Sponsoren hast, wie etwa Ernesto Bertarelli bei den Schweizern oder Oracle-Chef Larry Ellison», weiss Leinauer. Am Ende der Superliga des Segelsports gebe es dann eine Million Preisgeld für das Siegerboot. Diese Summe sei aber nur «ein Tropfen auf den heissen Stein» und decke die Entwicklungskosten nicht ansatzweise. «Aber eine Million klingt halt immer gut», so Leinauer.
Alle Teilnehmer seien Profi-Segler, die für die Teilnahme an der Tour bezahlt würden. Nebenbei seien sie auch in anderen Bootsklassen unterwegs, so tummle es im Starterfeld von WM- und Olympia-Teilnehmern und viele würden auch am noch prestigeträchtigeren America's Cup teilnehmen oder für die Vendée Globe angeheuert. «Also Berufssegler sind schon gut im Geschäft.»
Wo finden die Rennen statt?
Am Wochenende macht der Tross Halt in Chicago. Es ist der zweite von insgesamt elf Standorten in der dritten Saison der noch jungen, aber zukunftsträchtigen Sportart. Die Meisterschaft hat im Mai 2022 in Bermuda begonnen und endet im Mai 2023 in San Francisco. Die weiteren Standorte siehst du im Bild unten.
Wie setzt sich das Teilnehmerfeld zusammen?
Die Weltmeisterschaft bringt die besten Athleten des Sports zusammen. Seit dieser Saison ist auch ein Schweizer Team am Start. Die Gegner kommen aus Kanada, Australien, Dänemark, Frankreich, Grossbritannien, Japan, Neuseeland, Spanien und den USA.
Was gibt es auf dem Boot für Rollen?
Einerseits ist da der Steuermann. «Da musst du total fit sein, im Kopf totale Anspannung, um ja nicht das Boot von den Foils runter plumpsen zu lassen. Sonst verlierst du wichtige Sekunden, um das wieder hochzubringen.» Bei diesem Speed und mit all den anderen Booten auf dem Kurs ein äusserst schwieriger Job. Der Steuermann müsse sich dabei voll auf den Navigator und Strategen verlassen können, der schaue, wo der beste Wind ist und dann quasi den Weg vorgebe.
«Und dann gibt es den Maschinenraum. Dort sind einfach die armen Schweine, die Kurbeln bedienen müssen, um die Energie aufzuladen, durch die das Boot bewegt wird», so Leinauer mit heiterer Stimme. Die Segel und die Foils liessen sich nicht wie früher manuell bewegen, das werde mit einem hydraulischen System gesteuert. «Und dieses hydraulische System braucht Energie. Und diese Energie kommt über die Grinder, so heissen die, die an der Kurbel sind. Das sind die, die einfach nur stur ihre Arbeit verrichten. Kurbeln, kurbeln, kurbeln.»
Jetzt bist du hoffentlich bereit für das etwas andere Segel-Wochenende. Du kannst es geniessen und musst dabei noch nicht einmal eine Kurbel anfassen.