Leichtathletik Simon Ehammer muss nach Nuller-Serien über die Bücher

hle, sda

30.5.2023 - 15:07

Simon Ehammer hätte übers Pfingstwochenende, an dem die Freiluftsaison der Leichtathletik so richtig Fahrt aufnahm, für ein erstes Schweizer Highlight sorgen sollen. Daraus wurde nichts.

Keystone-SDA, hle, sda

Stattdessen muss der Appenzeller nach dem Weitsprung-Out in Götzis eine weitere Nuller-Serie verdauen.

Zwischen Top und Flop lagen im Fall von Ehammer am Samstag nur wenige Millimeter. Der zweite Versuch beim Zehnkampf-Meeting in Götzis schien perfekt zu passen. Doch nach Konsultation des Videos wertete der Kampfrichter den Versuch als ungültig – ein Sprung, der über 8,30 m ging.

Allein von Pech zu reden, genügt im Fall des 23-jährigen Appenzellers nicht mehr. Denn seine Mehrkampf-Serien ohne gültige Höhe oder Weite häufen sich: In der Hallensaison 2021 vernichtete Ehammer gleich zweimal mit einem Nuller im Stabhochsprung ein Top-Resultat. Unter anderem vergab er so die Medaille an der Indoor-EM in Torun. In Götzis 2021 übertrat er dreimal im Weitsprung, das gleiche Szenario spielte sich diesen März an der Hallen-EM in Istanbul ab und auch im Mehrkampf-Mekka Götzis setzte er nun die Sprünge im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand.

Sicherheitssprünge behagen der All-In-Mentalität Ehammers nicht. Es mag gute Gründe geben, um auf diese Variante zu verzichten: Wenn es um Medaillen oder die letzte Chance auf ein Olympia-Ticket geht, macht es keinen Sinn, ausgerechnet in der Spezialdisziplin einen Haufen Punkte zu verschenken. Zudem ist ein Sicherheitssprung gar nicht so einfach hinzukriegen.

Beim Stabhochsprung werden auf tieferen Höhen andere Stäbe verwendet und der Absprung muss gleichwohl passen, oder im Weitsprung können wie am Samstag im Vorarlberg wechselnde Windverhältnisse die Sache erschweren. Gleichwohl: Es muss möglich sein, mit Marge zu springen – zumal der Schweizer als WM-Dritter von Eugene im Weitsprung der Zehnkampf-Spezialist schlechthin in dieser Disziplin ist. Doch in Götzis wollte Ehammer den Erfolg mit der Brechstange erzwingen und manövrierte sich ins Out.

Hat sich ein Fehler eingeschlichen?

Auf diese Saison hin nimmt Ehammer 42,5 statt 40 m Anlauf. 10 m vor dem Absprung klebt eine Kontrollmarke. «Diese passte in Götzis bei allen drei Versuchen», betonte Karl Wyler, der den Zehnkämpfer jeweils an den Wettkämpfen betreut, gegenüber «CH Media». Und sein Bruder und Trainingsplaner René Wyler lobte die Konstanz bei Ehammers Anlauf im Training: «Bei sechs Sprüngen in Serie macht die Differenz beim Balken nie mehr als fünf Zentimeter aus».

Vor diesem Hintergrund schmerzt das Out umso mehr. Oder hat sich doch unbewusst ein Fehler im Ablauf kurz vor dem Balken eingeschlichen? «Ich muss jetzt realisieren, verarbeiten und korrigieren», sagte Ehammer, bei dem der Frust diesmal sehr tief sitzt.

Wie weiter?

Das Scheitern in Götzis dürfte die Saisonplanung über den Haufen werfen. Diese sah im Juni ausschliesslich Weitsprung-Wettkämpfe bei den drei Diamond-League-Meetings in Paris, Oslo und Lausanne vor. Daraus wird wohl nichts. Insbesondere der Start bei der Athletissima steht nun auf wackligen Beinen.

Es wäre fahrlässig, die momentane Top-Form des Appenzellers nicht in ein starkes Resultat umzuwandeln. Hinter die fixe Olympiaqualifikation für Paris 2024 (8460 Punkte) soll ein Häkchen gesetzt werden, damit dieses Thema erledigt ist. Denn Tokio 2021 wirkt noch nach. Die Nuller in der ersten Jahreshälfte 2021 hatten Ehammer letztlich um das Olympia-Ticket gebracht, weil er nicht genügend starke Resultate für das World Ranking vorwies.