Der FC Sion geht gegen den FC Zürich nach der Pause unter. Marco Walker erlebt lange und wohl letzte Minuten als Trainer der Walliser.
Es ist ein Kontrastprogramm, das sich am Sonntagnachmittag abspielt. Hier der FC Zürich, der sich im Rahmen seines 125-jährigen Bestehens mit einem Galaauftritt beschenkt. Ein euphorisierter FCZ-Präsident Ancillo Canepa sagt gegenüber Blue, von diesem Tag werde sicher ein Video produziert, damit man noch lange darauf werde zurückschauen können. «So wie wir heute gespielt haben: Das ist Fussball.»
Da der FC Sion, der hofft, möglichst schnell vergessen zu können, was gerade passiert ist. Nach der Pause fielen die Sittener komplett auseinander. 2:6 verloren die Walliser im Letzigrund, was die Protagonisten ratlos zurückliess. Marco Walker, der Trainer, meinte, die erste Halbzeit sei ziemlich ordentlich gewesen.
«Eine Katastrophe»
Und damit hat der 51-Jährige recht. Seine Mannschaft hatte lange gar die besseren Chancen, kam durch Filip Stojilkovic nach einer halben Stunde zum verdienten Ausgleich, und der ehemalige FCZ-Junior hätte sogar noch einen weiteren Treffer erzielen können.
Doch nach der Pause war vom defensiv stabilen, aggressiven Auftritt der Gäste nichts mehr zu sehen. Der FCZ zauberte, Assan Ceesay erzielte drei seiner vier Treffer, und Canepa sinnierte in der Loge darüber, ob seine Mannschaft nun doch endlich das ist, was er seit Jahren in ihr sieht: ein Spitzenteam.
Walker erlebte derweil lange Minuten an der Seitenlinie, sah wie seine Mannschaft in den Zweikämpfen plötzlich viel zu spät war, keine zweiten Bälle mehr für sich gewinnen konnte und die Spieler je länger je mehr den Schlusspfiff herbeisehnten. «Was wir in den letzten 20 Minuten boten, war eine Katastrophe», meinte der Solothurner.
Gelsons vielsagende Antwort
Natürlich warf der Auftritt der Sittener nach der Pause Fragen auf. Nach der Qualität, der Einstellung und auch der Tauglichkeit für diese Liga. Es sind Fragen, welche den FC Sion immer mal wieder ereilen. Auch letzte Saison, als er sich über die Barrage in der Liga halten konnte und Walker sich damit einen neuen Vertrag verdiente.
Die brennendste aller Fragen ist aber an diesem Nachmittag eine andere und eine, die Walker mehrmals beantworten muss: «Sind Sie, Herr Walker, nach der Nationalmannschaftspause noch Trainer des FC Sion?». Der Gefragte weiss, dass die Diskussion um seine Person im Wallis längst entbrannt ist.
Dem Vernehmen nach hätte Präsident Christian Constantin seinen Trainer schon vor der Partie gegen den FCZ auswechseln wollen, dann aber auf Anraten seines Sohns und Sportchefs Barthélemy Constantin und Vizepräsident Gelson Fernandes zugewartet und Walker eine letzte Bewährungschance gegeben.
Nun hat Walker wohl keine Argumente mehr, die für seine Weiterbeschäftigung sprechen. Neun Punkte aus neun Spielen sind trotz 1:0-Sieg gegen Meister YB eine dürftige Bilanz. Fernandes sagt nach dem Spiel in Zürich, nicht nur der Staff müsse sich hinterfragen, sondern vor allem auch die Spieler. «Wir dürfen uns nicht so gehen lassen. Es ist klar, dass es so nicht weitergehen kann.» Und dann muss auch der ehemalige Nationalspieler die Frage aller Fragen zu Walkers Zukunft beantworten. Er antwortet: «Eigentlich müssten wir alle Spieler auswechseln, aber das können wir nicht.»
Es ist eine vielsagende Nicht-Antwort des 35-Jährigen, die Walker wenig Hoffnung auf eine Zukunft im Wallis machen dürfte. Dieser sagt, er fahre nun mit allen zurück ins Wallis. «Und dann kommt, was kommt.» Es dürfte der 41. Trainerwechsel in der Ära von Präsident Christian Constantin sein.