Ski alpin Sofia Goggia reizt die Grenzen in St. Moritz erneut aus

pavo, sda

8.12.2023 - 15:15

Sofia Goggia und St. Moritz, das passt. Am Freitag schreibt die Italienerin mit ihrem überlegenen Sieg im Super-G ein weiteres Kapitel ihrer unglaublichen Engadiner Geschichte.

pavo, sda

Only the brave – nur die Mutigen. Ihrem Motto wird Sofia Goggia beim Speed-Auftakt in St. Moritz einmal mehr gerecht. Bei schlechten Sichtverhältnissen legt sie mit Startnummer 7 eine Zeit in den Schnee, an die keine Konkurrentin auch nur ansatzweise herankommt.

Eine Fahrt am Limit

Oben noch nicht ganz bei den Schnellsten, legt sie die Differenz – wie könnte es auch anders sein – im Steilhang. Zwar wird es mehrmals knapp, sowohl beim Erwischen der Tore als auch beim Vermeiden eines Innenskifehlers. Doch was die Experten stets proklamieren, bewahrheitet sich auch am Freitag: Wird es im Super-G eng, ist es meist schnell. Am Ende legt Goggia knapp eine Sekunde respektive 24 Meter und mehr zwischen sich und die Konkurrenz.

Im Ziel streckt sie die Zunge heraus, zieht die Mundwinkel lang, macht eine Handbewegung, die suggeriert: Das war knapp. Im Interview mit SRF sagt sie nach dem Rennen, sie sei an einigen Stellen «ein bisschen am Limit gewesen».

Ein schmerzhafter Zusammenstoss

Der Sieg am Freitag ist ihr dritter in St. Moritz, zwei davon fuhr sie im Super-G heraus. Besonders in Erinnerung bleibt ihr Triumph in der Abfahrt des vergangenen Jahres. Zwar fällt die Fahrt weniger spektakulär aus als üblicherweise, wenn die Speed-Queen die Grenzen ausreizt. Dafür hat es die Vorgeschichte in sich.

Einen Tag vor ihrem Sieg fährt sie in der ersten Abfahrt auf der Piste Corviglia auf den 2. Platz. Nichts Aussergewöhnliches – auf den ersten Blick. Doch kurz nach dem Überqueren der Ziellinie zieht Goggia den linken Handschuh aus und ruft Richtung Teamarzt: «Ich habe mir die Hand gebrochen, ich habe mir die Hand gebrochen.» Untersuchungen bestätigen die Vermutung der Italienerin: komplizierter Bruch des zweiten und dritten Mittelhandknochens.

Mit operierter Hand zum Sieg

Während andere in ihrer Situation eine Wettkampfpause in Betracht ziehen würden, steigt Sofia Goggia unvermittelt ins Auto und lässt sich nach Mailand chauffieren. Noch am Nachmittag wird sie operiert – und steht am nächsten Tag wieder im Starthaus ob St. Moritz.

Den Stock mit grünem Tape an die frisch operierte linke Hand geklebt, stösst sie sich mehr schlecht als recht aus dem Starthaus und fährt im Sonnenschein von St. Moritz zum Sieg.

Am Samstag wird sich Sofia Goggia in der Abfahrt mit gänzlich unversehrter Hand und voller Kraft aus dem Starthaus bugsieren können. Den Mut hat sie sowieso nie verloren. Es sind keine guten Vorzeichen für die Konkurrenz.